"Precht" im ZDF über die neue Weltordnung durch Chinas Aufstieg

Der Aufstieg Chinas zur Weltmacht verschiebt die Koordinaten der Welt – wie damit umgehen? Darüber sprechen Richard David Precht und China-Experte Frank Sieren, der seit fast 30 Jahren in der Volksrepublik lebt – zu sehen am Sonntag, 12. Februar 2023, 23.35 Uhr, im ZDF. “Precht: Die neue Weltordnung – Wie umgehen mit China?” steht ab Sonntag, 5. Februar 2023, 9.00 Uhr, in der ZDFmediathek zur Verfügung.

Jahrhundertelang konnte eine Minderheit – erst Europa, dann die USA – die Spielregeln der Welt bestimmen. Nun geraten nicht nur abendländische Werte wie Gewaltenteilung, Demokratie und Menschenrechte, sondern auch das Wirtschaftssystem mehr und mehr in die Defensive. Der Politikwissenschaftler, Journalist und China-Erklärer Frank Sieren sieht in der gegenwärtigen politischen Weltlage eine historische Parallele zur Überwindung der Adelsgesellschaft im 19. Jahrhundert. Die Mehrheit der Bürger wollte sich damals von der Minderheit des Adels nicht mehr die Spielregeln diktieren lassen. Ebenso weigere sich heute die Mehrheit der Weltbevölkerung – allen voran China – sich auf globaler Ebene der Hegemonie des Westens weiter unterzuordnen.

China sieht sich – anders als der Westen – nicht im Kampf zwischen Demokratien und Autokratien, sondern als Aufsteiger – und im Wettkampf mit den etablierten Mächten des Westens, so Frank Sieren. Für ein Land, dass 1,4 Milliarden Menschen versorgen muss, würden andere Prioritäten als die Wahrung der Menschenrechte gelten. Allein seit 2003 hat sich das durchschnittliche Prokopfeinkommen der Chinesen verzehnfacht. Die chinesische Führung versucht mit rigorosen Mitteln diesen wirtschaftlichen Aufstieg nicht durch innere Unruhen zu gefährden.

Aus Sicht des Westens drängt sich die Frage auf: Steht der Kommunismus in China Kopf? Es herrscht maximale wirtschaftliche Freiheit bei minimaler politischer Freiheit – eine Umkehrung der gesellschaftlichen Verhältnisse, die der Philosoph und Ökonom Karl Marx einst als Ideal entworfen hatte. Was könnte eine europäische Postwachstumsgesellschaft diesem pseudokommunistischen Turbokapitalismus noch entgegensetzen? Sieren warnt: Sollte es dem Westen in den nächsten Jahren nicht gelingen, sich den massiven wirtschaftlichen Veränderungen zu stellen und China einen legitimen Platz am Tisch der Mächtigen einzuräumen, so drohe ihm der wirtschaftliche und politische Absturz.

Foto: (c) ZDF / Juliane Eirich

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