Nicht nur Aufgabe, sondern Berufung

Die Finanzierung sowie das Leitungsteam sind im Besonderen die Themen des wiedergewählten Präsidenten der Bregenzer Festspiele.

„Wirsind keine Seefestspiele, wir sind die Bregenzer Festspiele.“ Besuchern vonProduktionen oder langjährigen Beobachtern ist das klar wie nur etwas.Hans-Peter Metzler, Präsident der Festspiele, trifft diese Aussage im Hinblickauf die Gebarung und Ausrichtung des Kulturunternehmens im Westen Österreichs.Das Programm mit den großen Opern auf dem See und im Festspielhaus sowie zweizeitgenössischen Musiktheaterproduktionen auf der Werkstattbühne, der Oper imKornmarkttheater, zwei Sprechtheaterproduktionen, mehreren Orchesterkonzertenund weiteren Literatur- und Musikprojekten ist umfangreich, vielfältig,traditionell, aber auch auf die Gegenwart bezogen und in die Zukunft gerichtet.An einem Fakt kommt man aber nicht vorbei: Der See muss funktionieren, inkünstlerischer wie in wirtschaftlicher Hinsicht. Was den Erfolg betrifft,zeichnet sich bei der neuen Produktion mit „Madame Butterfly“ Kontinuität ab.Knapp 190.000 Tickets wurden heuer aufgelegt, sie sind im Großen und Ganzenbereits abgesetzt. „Der größte Teil des Zuspruchs ist darauf zurückzuführen,dass wir verlässlich sind“, erklärt Hans-Peter Metzler.

Pionierleistung

Wenner betont, dass „wir Schritt für Schritt immer besser geworden sind“, sobezieht er das auch auf die laufende, einer Pionierleistung gleichendenWeiterentwicklung der Akustikanlage sowie der Bühnentechnik. Dass vieleMenschen ihr Reiseverhalten aus verschiedenen Gründen dahingehend geänderthaben, dass sie die Bodenseeregion verstärkt als Urlaubsdestination entdecken,kommt den Festspielen zudem zugute. Wer den bewegten Clownskopf der„Rigoletto“-Produktion noch vor Augen hat, dem erscheint die „MadameButterfly“-Ausstattung mit dem wie angeschwemmt wirkenden, filigran bemaltenZeichenblatt als zentrales Podium recht statisch. „Abwarten“, sagt Hans-PeterMetzler, „wir haben auch viel ins Licht investiert, die Projektionen sind allesandere als ein Gag oder Virtual Reality, sie nehmen dich völlig gefangen.“

Bildungsauftrag

Mit27 Millionen Euro wird das Gesamtbudget der Bregenzer Festspiele beziffert, dieSubventionen vom Bund, dem Land Vorarlberg und der Stadt Bregenz betrageninsgesamt 6,94 Millionen Euro, von den Sponsoren kommen 1,3 Millionen Euro.„Unsere Sponsoren bleiben alle an Bord“, beschreibt Metzler die Situation.Politisch fragwürdige Unternehmen sind nicht dabei. „Der Staat hat einenBildungsauftrag“, betont der Unternehmer. Nach einer langen Zeit mitstagnierenden Summen wurde die Subvention vor wenigen Jahren marginal erhöht,in den Gesprächen mit der Politik will Metzler den Fokus auf die Indexanpassunglenken.  Wenn der Beitrag deröffentlichen Hand über die Jahre gleich bleibt, könne sich jeder ausrechnen,dass es sich nicht mehr ausgeht.

Klar und pragmatisch

Einweiteres Thema, das der ehrenamtlich tätige Präsident auf der Agenda hat,betrifft die Neuverteilung der Betriebskosten entsprechend der Nutzung desHauses nach der Sanierung des Festspiel- und Kongresshausgebäudes. Sie gehenjetzt, so der gute Rechner, etwas zu stark zu Lasten der Festspiele. DieSanierung selbst ist vor allem auch aufgrund von Behördenauflagen notwendiggeworden. Ein Blick nach Salzburg macht dabei deutlich, dass die Vorarlbergeroft einmal meinen, sich verteidigen zu müssen, wenn bauliche Maßnahmen zu einembedeutenden Teil von Subventionsgebern mitfinanziert werden. Den rund 60Millionen Euro in Bregenz stehen gut 330 Millionen Euro in Salzburg gegenüber,die dort nun für Ausbauten aufgewendet werden. Wer sich mit den Ausbauplänen inSalzburg befasst, stellt fest, dass dort neben Werkstätten auch noch eineweitere Bühne hinzukommt.  Was dieAusbausituation sowie die Kosten für die öffentliche Hand in Bregenz betrifft,benennt Hans-Peter Metzler die Situation klar und pragmatisch: „Man solltenicht betonen, dass man Kunst finanziert, wenn man damit Bauunternehmenfördert.“

Hans-PeterMetzler ist seit zehn Jahren Präsident der Bregenzer Festspiele. Im Mai diesesJahres hat der mit Vertretern vom Bund, des Landes und der Stadt Bregenzbesetzte Stiftungsbeirat den Stiftungsvorstand für weitere fünf Jahrewiedergewählt. Ihm gehören Experten aus Wirtschaft, Kunst und Kultur an, nebenMetzler sind das Verena Brunner-Loss (Vizepräsidentin), Wilhelm Muzyczyn(Vizepräsident), Michael Grahammer sowie Sabine Haag.

Ausschreibung

SeinEngagement sieht Metzler nicht nur als Aufgabe, sondern als Berufung. EineHerausforderung kommt hinzu: Nach den bisher so erfolgreichen Jahren unter derkünstlerischen Leitung von Elisabeth Sobotka ist im Herbst dieses Jahres dieIntendanz auszuschreiben. „Es ist ein Risiko, aber wir kriegen das hin“, sagter. Der Abschied von Elisabeth Sobotka werde sehr schwer fallen, aber es seischon ein Unterschied, ob die Wiener Volksoper oder eben die BerlinerStaatsoper anruft, deren Intendantin Sobotka im Herbst 2024 wird. Dass sie aneines der weltweit führenden Häuser geht, spreche auch für die BregenzerFestspiele und die Arbeit, die sie hier macht. CD

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