München – Sie nannten ihn den „blonden Blitz“ oder auch einfach nur „Sonnenschein“: Walter „Bimey“ Oberreit ist im Alter von 67 Jahren nach schwerer Krankheit im Klinikum rechts der Isar gestorben. Er lebte die Musik, begeisterte als Schlagzeuger, Gitarrist und (Background-)Sänger, war in der Münchner Szene überall bekannt und beliebt.
„Irgendwie kannten ihn doch alle“, sagt der Jazz- und Folkmusiker Titus Waldenfels. Der 51-Jährige bleibt seinem Publikum in Corona-Zeiten mit Livestreams von seinen Wohnzimmerkonzerten oder dem Youtube-Kanal Waldenfels ’n‘ Plassmann erhalten. Waldenfels kannte Oberreit seit Jahrzehnten, immer wieder waren sich die beiden über den Weg gelaufen.
Bimey Oberreit: Als 13-Jähriger am Schlagzeug von „The Clouds Munich“
„Und jetzt, kurz bevor wir endlich auch gemeinsam was auf die Beine stellen wollten, erreicht mich diese schreckliche Nachricht“, sagt Waldenfels im Gespräch mit der AZ. „Für Bimey wäre es etwas Neues gewesen, für mich eine Riesenehre!“, nahm Waldenfels via Facebook Abschied von Bimey.
von The Clouds Munich
Als 13-Jähriger spielte Oberreit in seiner ersten Band, startete als Schlagzeuger bei „The Clouds Munich“, mit 16 begann er dann Gitarre zu spielen und zu singen.
Oberreit: Bei Harry Wieser im Musiker-Himmel
Die Formation – an Bimeys Seite wirbelten Peter Jordan (Sologitarre), Walter Orterer (Bass) und Harry Wieser (Gesang) – feierte zwischen 1964 und 1969 als eine der bekanntesten Beat-Bands in München große Erfolge. Mit „Rocking Harry“ wird Oberreit jetzt in anderen Gefilden weiterrocken: Sein langjähriger Wegbegleiter Harry – die beiden spielten auch bei „Rocking Mona“ zusammen – verstarb vor einem Jahr, am 16. Januar 2020.
Als dann im Jahr 1969 das ganze Equipment der Truppe aus einem Keller gestohlen und Bimey zum Militär eingezogen wurde, bedeutete dies das – vorläufige – Ende der Band. Im Winter 2011 trafen sich die vier Gründungsmitglieder nach 42 Jahren wieder einmal in ihrem ehemaligen Stammlokal „Drugstore“. Die Band startete noch einmal durch, ließ die zeitlosen Songs aus den 1960er Jahren wieder aufleben.
Bimey Oberreit war in der Zwischenzeit nach Studioaufnahmen mit eigenen Bands zu seinen ersten Engagements als Chorsänger bei Fremdproduktionen gekommen, wirkte als Gitarrist und Studiosänger – so arbeitete er für Meat Loaf, für Produzenten wie Ralph Siegel, Frank Farian oder Jack White, rockte mit Günther Siegl von der Spider Murphy Gang. Er spielte unter anderem bei den Münchner Bands „M3“, „Sixties“, „Bimey und die Blutsbrüder“ sowie „Spoon“.
Bimeys Freund Uwe Adams: „Ich bin sehr, sehr traurig“
Und beim Duo „Saitensprung“ – mit Uwe Adams, an der Seite einer seiner besten Freunde. „Er war so ein toller Mensch und Musiker, er flutete den Raum allein mit seiner Aura, mit seiner jugendlichen Ausstrahlung“, sagt Adams der AZ. „Ich bin sehr, sehr traurig.“
„Wir haben immer Faxen gemacht, haben immer gelacht, bei ihm war alles easy“, erinnert sich Sandrina Sedona an den Vollblutmusiker Oberreit, mit dem sie im Background-Chor „über bestimmt 30 Jahre von Hansi Hinterseer bis sonstwas die ganze Schlagerkiste“ gemacht hat. Die 56-Jährige war vor Corona noch mit Albert Hammond auf Tour, sang auch schon bei Paul Young oder Cutting Crew im Background. „Bimey und ich waren Teil einer richtigen Gang“, erinnert sie sich.
Rüdiger Helbig: „Bimey hat das Leben locker genommen“
Auch das Ehepaar Heidi und Rüdiger Helbig vom „Folkladen“ in der Einsteinstraße kannte Bimey seit Jahrzehnten – sie als Background-Sängerin, er als Bandkollege. Sie trauern um Oberreit, den sie als „zuverlässig und lebensfroh“ kennengelernt haben. „Er hat das Leben locker genommen“, sagt Rüdiger Helbig. Und seine Frau Heidi ergänzt: „Es ist nicht zu fassen, dass Bimey dann so krank wurde – er hat nicht getrunken, nicht geraucht und war Vegetarier.“
von The Clouds Munich
Walter Orterer: „Bimey war eine schillernde Figur“
„The Clouds Munich“-Gründungsmitglied Walter Orterer kannte Bimey Oberreiter knapp 60 Jahre, von Kindesbeinen an also. Die beiden Walters spielten gemeinsam Fußball – Bimey war Bayern-Fan -, belagerten das Ungererbad. „Bimey wollte nie weg aus Schwabing“, erinnert sich der 70-Jährige.
Anfang 2020 war sein alter Freund erkrankt, wurde auch operiert, „war aber im Sommer wieder voll da“. Unvergessen bleiben für Orterer die Momente in jeder Nacht auf dem Weg von einem Gig in Hausham, als der VW-Bus kurz vor München den Geist aufgab, der Motor verreckte. „Da haben wir Bimey ans Steuer gesetzt – er war gerade mal 16 – und haben den Bully über die Autobahn nach München geschoben.“
Bimey Oberreit: Musikalischer Abschied im Rattlesnake Saloon
Unvergessen bleibt ihm auch der Auftritt im September im „Rattlesnake Saloon“ in Feldmoching. Es war Bimeys Abschied von der Band und sein Abschied als Musiker: „Ein volles Haus, ein Bimey in Höchstform, alle waren begeistert.“
Jetzt hat die Münchner Musikszene eine „schillernde Figur“ (Orterer) verloren, am Nordfriedhof geben handverlesene 25 Menschen Bimey Oberreiter das letzte Geleit. Er hinterlässt eine Frau und eine Tochter.
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