Horten von Hefe und Mehl – mit Nebeneffekt
Wissen Sie noch, wie es zu Beginn der Pandemie war? Da horteten viele Menschen Mehl und Hefe, sehr zum Ärgernis aller Kunden, die dann leer ausgingen. Aber anscheinend hatte der panische Run auf diese Produkte auch einen guten Nebeneffekt. Denn viele Menschen haben während der Corona-Pandemie das Brotbacken als Hobby für sich entdeckt. Und das freut sogar die Bäcker.
"Es ist schön, eigenes Brot zu haben"
Über Langeweile kann sich Sonja Scherfer eigentlich nicht beklagen: Ihre älteste Tochter geht in die erste Klasse und während des Homeschoolings müssen auch die zwei kleineren Geschwister betreut und die eigene Arbeit erledigt werden. Wenn die Kinder abends im Bett sind, nimmt die Berlinerin sich dennoch Zeit fürs Brotbacken: „Ich habe keine Knetmaschine und mache alles mit der Hand. Das ist einfach entspannend und ein guter Ausgleich zur Kopfarbeit für mich“, erzählt die Lehrerin. „Und es ist schön, eigenes Brot zu haben“, so Scherfer. Im Dezember stieß sie zufällig im Internet auf ein Rezept stieß – und so begann das große Brotbacken.
In Deutschlands Küchen wird geknetet, gefaltet und gedehnt
Und wie Sonja Scherfer geht es in Deutschland mittlerweile immer mehr Menschen: In den Küchen wird so viel Teig geknetet, gefaltet und gedehnt wie lange nicht mehr. Sauerteig wird angesetzt, gefüttert und sogar über Internet-Börsen verteilt. Auch der berühmte Hermann-Teig erfreut sich wieder einer lange nicht mehr gesehenen Beliebtheit. Viele Menschen haben in der Corona-Zeit das Brotbacken für sich entdeckt. Eine Leidenschaft, die Zeit braucht, die dank Homeoffice oder Kurzarbeit momentan vorhanden ist. Und viele lernen durch das Hobby auch die Arbeit der Bäcker noch mehr zu schätzen.
LESE-TIPP: No Knead Bread – knusprig-frisches Frühstücksbrot selber backen
Facebook-Gruppen mit Riesenzulauf
Ob Dinkelbrot, Weizenbrot oder Roggenbrot, mit Körnern oder ohne, aus dem Topf oder vom Blech – an Rezepten und Varianten mangelt es im Netz nicht. Einen regen Austausch und immer wieder neue Fotos von knusprigen Kreationen gibt es zum Beispiel in der Facebook-Gruppe „Selber Brot & Brötchen backen“. „Unsere Gruppe wächst im Moment rasant. Pro Woche kommen einige Tausend neue Mitglieder hinzu“, sagt Ilona Karau, die die 2014 gegründete Gruppe mit betreut.
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Brotblogger: Nutzerzahlen haben sich verdreifacht
Von einem „heftigen Interesse“ am Brotbacken berichtet auch Buchautor und Blogger Lutz Geißler. „Mit dem Infektionsanstieg und dem ersten Lockdown gingen auch die Nutzerzahlen meines Blogs hoch. Die Zahlen haben sich etwa verdreifacht – auf etwa 350 000 Besucher im Monat“, so Geißler. Der studierte Geologe aus Sachsen betreibt den „Ploetzblog“ inklusive Tipps zum Brotbacken in Krisenzeiten und veranstaltet Kurse, seit Corona online. Der Autodidakt zeigt etwa, wie man mit nur einem halben Gramm Hefe Brote backen kann – was vor allem in der ersten Pandemiewelle, als Hefe ein knappes Gut war, hilfreich war.
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Brot steht für das Überleben
Doch woran liegt es, dass die Menschen ausgerechnet Brot backen? Warum nicht Kuchen? „Brot steht für das Überleben. Und wenn ich es selbst backe, kann ich noch besser überleben“, sagt der Ernährungspsychologe Christoph Klotter. Auch die Geschichte spiele eine Rolle: „Brot ist das Lebensmittel der Deutschen. Vor 200 Jahren wurden den ganzen Tag Brot, Brei und Kartoffeln gegessen“.
Umsatzsteigerung von 300 Prozent bei Back-Zubehör
Verkäufer von Backzubehör und Bäcker freuen sich über die Entwicklung. „Wir hatten eine Umsatzsteigerung von 300 Prozent“, berichtet etwa Birgit Freitag aus Reutlingen, Vertriebspartnerin von Pampered-Chef-Produkten, darunter auch Brotbackformen. Zwischenzeitlich habe es wegen Engpässen sogar bei verschiedenen Produkten einen Verkaufsstopp gegeben.
Bäckerhandwerk-Verband freut sich: Bewusstere Einstellung
Durch das Brotbacken werde vielen Menschen bewusst, dass es sehr zeitaufwändig und nicht immer einfach sei, sagt Daniel Schneider, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks. „Über diese Erfahrung ergibt sich auch eine bewusste Einstellung gegenüber qualitativ hochwertigem Brot und erstklassigen Backwaren der Innungsbäcker“, so Schneider. Sein Verband begrüße den Trend zum Selberbacken deshalb.
Quelle: dpa
GUT ZU WISSEN: Brot backen – so klappt es es auch zu Hause
Brot ist in Deutschland ein echtes Kulturgut. Kein anderes Produkt wurde in Deutschland während der Corona-Zeit plötzlich so häufig gekauft wie Brotbackautomaten. Zum Glück ist Brot backen ganz einfach. Wir verraten hier, mit welchen Tools und Backzutaten Sie ganz schnell und einfach frisches Brot selber backen!
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