Laut Interior-Designerin: So macht Ihre Deko mit wenig Aufwand viel Eindruck

  • Die gebürtige Berlinerin Antonia Schweighöfer ist Interior-Designerin und Dekorateurin. Seit gut drei Jahren ist sie selbstständig unterwegs und gibt ihren Kund:innen wertvolle Tipps, die schon mit wenig Aufwand zu großen Effekten führen können. Ob nun online in Vorgesprächen oder persönlich vor Ort – sie berät jede:n, der:die sich ein schöneres Zuhause wünscht. Dabei begegnet sie ihren Kund:innen immer auf Augenhöhe, so wie auch uns im Gespräch. Deshalb führen wir das Interview mit ihr direkt per Du. Uns hat sie verraten, welche Deko-Hacks die Einrichtung spielend leicht interessanter und ästhetischer aussehen lassen.

    GALA: Antonia, wie sieht es bei Dekoration allgemein aus? Gibt es da Dinge, die Menschen beachten sollten?

    Antonia Schweighöfer: Also der absolute Klassiker ist, dass man Accessoires immer in ungerader Stückzahl haben sollte. Also beispielsweise die Sofakissen: Auf keinen Fall vier, sondern es sind dann bitte drei oder wenn es ein riesiges Sofa ist, bitte fünf. Das ist die goldene Regel bei der Deko. Das sieht automatisch viel hochwertiger aus. Nicht zwei Kerzen, sondern drei. Nicht zwei Vasen, sondern drei. Damit holt man ganz viel raus. Ich war jahrelang als Visual Merchandiserin tätig beziehungsweise Ladendekorateurin, und wenn man bewusst darauf achtet, merkt man: Es ist immer alles ungerade dekoriert.

    Wie sieht es bei anderen Accessoires aus, beispielsweise beim Dekorieren mit verschiedenen Stoffen?

    Ich würde mir oft viel mehr Mut zu Textilien wünschen: Hier noch mal ein Deckchen übers Sofa – und da mit schönen, warmen, weichen Textilien arbeiten. Seit einiger Zeit ist Samt beispielsweise sehr angesagt, das kann man gut mit etwas eher Grobem kombinieren. Und Teppiche unbedingt immer nutzen. Das sorgt gleich für mehr Gemütlichkeit. Wir haben selbst bei uns zu Hause eine Dekodecke. Keiner benutzt die (lacht), aber ich finde die Farben so toll, ich habe gleich einen farblichen Akzent – und es sieht kuschelig aus.

    Ein weiterer großer Punkt sind oft Pflanzen. Wie stehst du zu mehr natürlichem Grün in der Wohnung?

    Zimmerpflanzen werden ganz oft unterschätzt. Ich sage: Pflanzen, Pflanzen, Pflanzen, so viele man kann. Ich habe selbst ziemlich dunkle Haupträume, also wenig natürliches Licht. Das macht aber nichts. Denn es gibt Pflanzenarten, die im Dunkeln wunderbar gedeihen, sogar in fensterlosen Badezimmern. Da gibt es online ganz tolle Listen – und, da werden mich wahrscheinlich einige Kollegen umbringen wollen (lacht), aber: Man kann sie mit Kunstpflanzen mixen. Das ist eigentlich ein absolutes No-Go in der Deko, aber ich verstehe es nicht, weil es inzwischen sehr hochwertige Kunstpflanzen gibt. Wenn man die dazwischen stellt, merkt das kein Mensch.

    Wer sich für verschiedene Materialien entscheidet und das Zimmer mit Pflanzen aufwertet, schafft eine ganz neue Ästhetik.

    Wie ist es bei der klassischen Dekoration mit Bildern? Was empfiehlst du in diesem Bereich?

    Etwas, das sehr unterschätzt wird, ist es, Bilder wahllos aufzuhängen. Die meisten Leute orientieren sich an den Wänden. Das heißt: Die Wand geht von hier nach da, dann sollte ich die Bilder dort und dort in einem gewissen Abstand hinhängen – und da rate ich unbedingt dazu, die Bilder eben nicht nach der Fläche der Wände aufhängen, sondern sich an den Möbeln zu orientieren oder an den Zonen im Zimmer.

    Was meinst du damit genau?

    Ich kann durch dieses Arrangieren verschiedene Bereiche im Raum schaffen, Themenbereiche wie zum Beispiel eine Leseecke im Wohnzimmer. Vielleicht habe ich einen superschönen Sessel, in den ich mich gerne setze, und die Bilder kann ich danach ausrichten, anhand des Möbelstücks. Sich an der Wand zu orientieren, ist ein ganz häufiger Fehler, der den Raum ein bisschen minderwertig aussehen lässt. Wenn man das ändert und stattdessen die Bilder komprimiert aufhängt – nicht das eine Bild hier und das andere hier, sondern wirklich zusammen nach einer Art kleinem Thema, sieht es sofort hochwertiger aus und wie: "Ja, das habe ich genau so gewollt."

    Bilder können hervorragend passend zu einem Möbelstück zusammen arrangiert werden. 

    Gibt es weitere Fehler, die Menschen beim Aufhängen von Bildern machen?

    Vielen glauben, dass sie Bilder hoch aufhängen müssen, weil sie ihnen so eine Art Sockel geben wollen. Nach dem Motto: "So ein tolles Bild, das kommt jetzt da oben hin." Gerade bei niedrigen oder kleinen Räumen macht man sie dadurch aber noch kleiner. Stattdessen kann man Bilder ruhig mal tief hängen. Die goldene Regel ist natürlich, sie auf Augenhöhe zu platzieren, aber man kann sie auch mal tiefer hängen. Dadurch täuscht man eine Art Deckenhöhe vor, die eigentlich gar nicht da ist.

    Wirklich einfache Tipps, die vor allem nicht ins Geld gehen. Auf welch andere Weise können Menschen mit wenig Budget beispielsweise etwas aus alten Möbelstücken herausholen?

    Upcycling ist natürlich ein totaler Klassiker, der schon vor Jahren sehr im Trend war. Obstkisten, gebastelte Regale und Sofas aus Paletten, das ist das klassische Upcycling – oder man kann aus alten Flaschen, die schön sind, Vasen oder Kerzenhalter machen. Und bei Kommoden oder Schränken hilft es beispielsweise, wenn man die Füße austauscht. In meiner Küche habe ich das gemacht und einfach die Füße von der Küche runtergesetzt, die ich mir nicht leisten konnte. Das ist aber eher ein Hack als Upcycling im klassischen Sinn.

    Also alte Dinge mit neueren oder schickeren Alternativen auffrischen.

    Genau. Übrigens auch ein toller Tipp: Bei vielen alten Stühlen lassen sich die Sitzflächen abmontieren. Ich habe mir beispielsweise mal Kunstleder aus dem Internet bestellt für vier Euro pro Quadratmeter und dazu einen Tacker aus dem Bauhaus für etwa zehn Euro. Dann habe ich die Flächen abmontiert, den Stoff festgetackert und alles wieder zusammengebaut – und: WOW! Das war ein Rieseneffekt für kaum Geld.

    Gibt es noch eine Sache, bei der du sagen würdest: DAS macht wirklich eine interessante Einrichtung oder eine interessante Deko aus?

    Meine Antwort ist immer: eine Überraschung. Wir empfinden Dekoration als interessant, wenn sie uns überrascht und mit irgendetwas bricht. Es muss gar nicht unseren eigenen Geschmack treffen, aber wir stehen dann da und denken: "Oh!" – weil es das Auge catcht und wirkt wie ein: "Damit hast du jetzt aber gar nicht gerechnet, dass ICH hier stehe."

    Über Antonia Schweighöfer

    Neben ihrem Job als Interior-Designerin gibt Antonia Schweighöfer auf Social Media Tipps und erzählt aus ihrem Leben in Berlin. Ab Anfang März soll nun sogar ein YouTube-Kanal unter dem Namen "Schweighöfer aber Antonia" folgen, der sich komplett um das Thema Interior und Wohnen drehen wird.

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