Kampf der Geschlechter in Pink: "Barbie" mit Margot Robbie und Ryan Gosling

Ginge es nur um Aufmerksamkeit, Style und Red-Carpet-Auftritte, wäre „Barbie“ schon jetzt der erfolgreichste Film des Sommers. Selten gab es vorab so einen riesigen Hype um einen Kinofilm.

Eine KritikvonDoreen Hinrichs

Diese Kritik stellt die Sicht von Doreen Hinrichs dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Kein Wunder eigentlich, schließlich dreht sich hier alles um eines der beliebtesten, zugleich verpöntesten, auf jeden Fall aber bekanntesten Spielzeuge überhaupt. Zusätzlich gehören mit Margot Robbie, Ryan Gosling Emma Mackey, Simu Liu oder Kingsley Ben-Adir ein paar der schönsten Menschen Hollywoods zum Cast. Und Will Ferrell.

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Da aber Greta Gerwig nicht nur Regie führte, sondern auch das Drehbuch (mit)schrieb, kann man sich schon vorab sicher sein, dass es nicht nur um eine unterhaltsame Story aus der Plastikwelt gehen wird.

Hauptdarstellerin Margot Robbie ist die stereotypische Barbie. Die Puppe, an die jede und jeder denkt, wenn er nur den Namen hört. Blond, langbeinig, immer auf Zehenspitzen gehend. Ohne ausgefallenen Job, besondere Features – und vor allem ohne jede Abwechslung in ihrem Leben in Barbieland.

Ein Tag gleicht dem nächsten. Die Dusche ist warm, das Leben am Strand entspannt. Den größten Aufreger verursacht da noch der treudoofe Ken (Ryan Gosling) mit seinen Avancen. Doch wohin sollten die schon hinführen? Nach Sonnenuntergang ist bei den genitallosen Puppen nichts mehr los.

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Cellulite – Erzfeind jeder Barbie

Jedoch bekommt die heile Welt Risse. Eines Morgens bleibt die Dusche kalt, Barbie denkt über den Tod nach und – Schockschwerenot – Cellulite-Dellen verunzieren ihre schlanken Schenkel. Als sie ach noch mit der ganzen Fußsohle den Boden berührt, muss Hilfe her.

Die kann nur von der komischen Barbie (Kate McKinnon) kommen, einer von ihrer kleinen Besitzerin zu hart bespielten Puppe mit abgeschnittenem Haar. In Barbieland ist sie die Außenseiterin, für die Kinozuschauer(innen) die Figur, die sie sofort in Herz schließen. Wer hat damals seiner Barbie nicht einen flotten Kurzhaarschnitt verpasst?

Nach Beratungen mit Barbie macht sich Barbie hinaus in die echte Welt, um ihre Besitzerin zu finden. Der Kulturschock dabei könnte nicht größer sein! Dachte Barbie, dass hier wie in ihrer Welt die Frauen regieren und die entscheidenden Positionen besetzen, muss sie voll Entsetzen feststellen: Die Welt gehört den Männern.

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Ken entdeckt die Männlichkeit

Noch größer ist der Schock für Ken. Der allerdings erkennt schnell die großartige Chance, die ihm – und allen anderen Kens – das neu entdeckte Patriarchat bietet. Zurück im Barbieland übernimmt er den Laden, baut alle Traumhäuser nach seinem Geschmack und lässt die Kens sich verwirklichen. Wie schnell die Anpassung und vor allem wie willig die Barbies sind, ihre Jobs aufzugeben und nur den Kens Kaltgetränke zu servieren, ist reichlich erschreckend.

Mithilfe von Gloria (America Ferrera), die einst mit Barbie spielte und nun selbst Mutter ist und bei Mattel arbeitet, schickt sich Barbie an, ihre Welt zurückzuerobern. Dank einer flammenden Rede Glorias wachen die Barbies nach und nach aus ihrer Starre auf und wollen lieber wieder Physikerin sein statt Cheerleaderin – und nicht nur an dieser Stelle wünscht frau sich, es wäre alles so einfach wie in Barbies rosa Welt.

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„Barbie“ versucht den Spagat, feministische Botschaften zu vermitteln und gleichzeitig unterhaltsames Popcorn-Kino zu sein. Letzteres gelingt mit Leichtigkeit. Die Gags und Dialoge sind teilweise aberwitzig, Helen Mirren als Erzählerin großartig und die popkulturellen Verweise, etwa der Seitenhieb Richtung Snyder-Fans, lassen das Herz von Kinofans höherschlagen. Man muss auch überhaupt kein Fan von Ryan Gosling sein, um zu sehen, wie unfassbar gut er als Ken ist und Robbie die Show klaut.

Die Kritik an veralteten Rollenbildern oder toxischer Männlichkeit bleibt allerdings eher oberflächlich und plakativ. Als feministisches Standardwerk wird der Film nicht in die Geschichte eingehen. Und irgendwie passt das am Ende, denn auch die Puppe selbst ist ambivalent in ihrer Botschaft, die sie seit Jahren an kleine Mädchen bringt: Du kannst alles werden, was du willst – aber nur auf Zehenspitzen und bitte ohne Cellulite.

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