Ein Team von Forschenden der Charité Berlin um die Leiterin der Sektion Gehirnsimulation, Prof. Petra Ritter, hat gemeinsam mit einem Kollegen aus Barcelona 650 Gehirne für eine Studie untersucht. Die Neurolog:innen haben dafür die Gehirne von echten Menschen am Computer simuliert. Sie fanden dabei heraus, dass intelligente Menschen, also solche, die in einem IQ-Test ein höheres Ergebnis erzielten, – einfache Aufgaben zwar schneller lösen als weniger intelligente, aber dafür bei komplexeren Problemen mehr Zeit brauchen.
Intelligenz-Studie auf Basis von Gehirnsimulationen
Laut der Simulationen zeigen Menschen, die größere Aufgaben schneller lösen können, eine geringere Synchronisation zwischen den verschiedenen Hirnregionen. Das sorgt offenbar dafür, dass solche Personen eher dazu neigen, voreilige Schlüsse zu ziehen, wenn sie Entscheidungen treffen, anstatt abzuwarten, bis vorgeschaltete Hirnregionen die benötigten Schritte zur Problemlösung durchgeführt haben.
Die Proband:innen mit höheren Intelligenzquotienten nahmen sich zum Lösen komplexer Probleme mehr Zeit – ihre Gehirne arbeiteten also langsamer. Sie machten allerdings auch weniger Fehler als die schneller agierenden Menschen mit niedrigerem IQ. Petra Ritter erklärt: "Es ist die richtige Balance aus Anregung und Hemmung zwischen den Nervenzellen, die Entscheidungen beeinflusst."
Wer schneller ist, erzielt nicht unbedingt das beste Ergebnis
Das könnte im Alltag etwa bedeuten, dass intelligente Menschen an einer roten Ampel schnell auf die Bremse treten, weil dieses Problem keine aufwändige Verarbeitung verschiedener Hirnregionen braucht. Wenn sie aber die bestmögliche Route für eine bestimmte Strecke finden sollen, benötigen schlaue Menschen dafür vermutlich länger als weniger schlaue. Dann das Gehirn der Letzteren findet schneller einen Weg – der aber möglicherweise länger dauert oder unbequemer ist, weil dort etwa mehr Ampeln sind. Die schneller erarbeitete Lösung ist hier nicht unbedingt die bessere.
"Bei komplizierteren Aufgaben muss man Dinge im Arbeitsgedächtnis behalten, während man weitere Lösungen sucht und diese dann miteinander in Einklang bringt", so Michael Schirner, Wissenschaftler in Ritters Labor. "Dieses Sammeln von Beweisen für eine bestimmte Lösung dauert manchmal länger, führt dann aber auch zu besseren Ergebnissen."
Letztlich heißt das, dass intelligente Menschen einfache Entscheidungen meist schneller treffen als weniger intelligente. Sind die Problemstellungen allerdings komplexer, nehmen sie sich dafür mehr Zeit. Denn ihre Gehirne arbeiten in diesem Fall womöglich langsamer – erzielen aber in der Regel das bessere Resultat.
Verwendete Quellen: bihealth.org, mdr.de, nature.com
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