München – Leises Meeresrauschen, Sonnenuntergang in magischem Rot, sanfte Musik. Die erste Einstellung gibt schon die Richtung vor, ein romantisches Drama. Wer genug hat von schlechten Nachrichten, nichts mehr von Corona, Lockdown und Inzidenzen hören will, ist hier bestens aufgehoben.
Die filmische Flucht an Australiens Westküste ist nur eine sehr kleine Entschädigung für mangelnde Reisemöglichkeiten, aber allein die Bilder der zerklüfteten Küste, weiten, weißen Stränden und einer klischeehaft schönen Inselwelt sind lohnenswert. Der Film ist auch die beste Werbung für Down Under.
Natürlich zeigt das Paradies Risse. Da ist Georgie, eine frühere Krankenschwester, die mit ihrem Freund Jim Buckridge (David Wenham), einem reichen und rauen Hummerfischer und seinen zwei Kindern in einem kleinen Städtchen lebt. Die Beziehung dümpelt dahin.
Als sie plötzlich nach dem morgendlichen Nacktbaden in den Fluten dem erotischen und jüngeren Lu gegenübersteht, der leider auch noch in den Fischgründen von Jim wildert, setzt ihr Herzschlag aus. Man ahnt, wie es weitergeht.
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„In deinen Armen“ ist Verfilmung von „Der singende Baum“
Einige Tage später will sie sich einfach eine Auszeit in der Stadt nehmen. Dummerweise streikt ihr Auto in der Pampa und ganz zufällig tuckert der verführerische Kerl heran und hilft ihr aus der Patsche. Zum Dank gibt’s ein Bier im Hotelzimmer und heißen Sex im Bett: Auftakt zu einer leidenschaftlichen Affäre, die den düpierten Jim zur Weißglut treibt und Lu weit weg zu einer unwirtlichen Inselgruppe.
Gregor Jordans Verfilmung des 2004 auf deutsch erschienenen Romans „Der singende Baum“ von Tom Winton erzählt von verlorenen Menschen, die sich an der Vergangenheit reiben: Der trotz harter Schale verletzliche Jim, der innerlich noch immer um seine verstorbene Frau trauert, Georgie, die sich treiben lässt und erst spät aus der lieblosen Beziehung löst, Lu, der sich am Tod von Bruder, Schwägerin und vergötterter Nichte schuldig fühlt, weil er als einzige den Unfall überlebte und in einer Art Sühne seine Musik aufgibt.
Rührende Liebesgeschichte trotz Kitschmomenten
Psychologisch genau und differenziert gezeichnet ist der weibliche Blickwinkel auf sexuelle Lust, die Initiativkraft einer Frau, die weiß was sie will und zur Sache kommt, sich nicht mit sich zierenden Rollenspielchen aufhält. Der Mann wiederum, mit seinem perfekten Body, ist klar das Objekt der Begierde, und so streichelt die Kamera gerne das knackige Sixpack.
Trotz vieler Kitschmomente rührt diese letztlich gelungene Liebesgeschichte, was das das Verdienst der Schauspieler ist. Zwischen der Schottin Kelly Macdonald und dem Amerikaner Garrett Hedlund sprühen die Funken und so schaut man den beiden in einer grandiosen, aber auch rauen Natur gerne zu, bewundert Schönheit und Unbarmherzigkeit des „roten Kontinents“.
Dass es am Ende fern jeder Logik im Drehbuch hanebüchen rumpelt und Georgies verzweifelte Suche nach dem Geliebten nicht einer unfreiwilligen Komik entbehrt: Schwamm drüber. Einfach mal wegtauchen und entspannen, tut auch gut.
In deinen Armen, Abrufbar auf Plattformen wie Amazon, Apple TV / iTunes, Google Play oder Maxdome. Ab 22. April als DVD oder Blue-ray (Koch Films)
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