München – Russlands imperiale Vergangenheit ist nach Meinung des Münchner Historikers Martin Schulze Wessel der Schlüssel zum Verständnis von Putins Überfall auf die Ukraine. Nur wenn die Russen ihren imperialen Herrschaftsanspruch aufgäben und ihren eigenen Nationenbegriff klärten, werde eine friedliche Nachbarschaft möglich sein, schreibt er in seinem neu erschienenen Buch „Der Fluch des Imperiums“.
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Darin zeigt der Experte für die Geschichte Ost- und Südosteuropas die lange Vorgeschichte des Ukrainekrieges auf. Schon seit der Zeit Peters des Großen sei die Ukraine das Ziel russischen imperialen Anspruchs gewesen. Nicht umsonst vergleicht sich Putin mit diesem Zaren, unter dessen Herrschaft Russland begann, ein europäisches Imperium zu errichten.
Eine interessante Parallele erkennt der Historiker zu Polen. Auch über dieses europäische Nachbarland habe Russland seit dem 18. Jahrhundert Hegemonie beansprucht, konnte aber letztlich das Nationalgefühl der Polen nicht zerstören. Ähnlich sei es nun in der Ukraine. Sein Fazit ist wenig schmeichelhaft für Russland: „Die Geschichte der imperialen Expansion Russlands nach Westen kann man als die Geschichte von misslungenen Verdauungsprozessen betrachten.“
Martin Schulze Wessel: Der Fluch des Imperiums. Die Ukraine, Polen und der Irrweg in der russischen Geschichte, C.H. Beck Verlag, München, 352 Seiten, 28,00 Euro, ISBN 978-3-406-80049-8 © dpa
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