Berlin – Bruno (Julius Nitschkoff) ist 21. Seine einzige Bezugsperson ist seine Mutter Toni (Lana Cooper), die mit Mitte 30 nicht viel älter ist als er. Sie leben schon über zehn Jahren auf einer kleinen Finca, sie arbeitet als Putzfrau in einer Anlage mit Ferienwohnungen, Bruno erledigt handwerkliche Arbeiten für den Besitzer, Andreas Völker (Moritz Führmann).
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Obwohl sie ständig in finanziellen Schwierigkeiten stecken, genießen sie auch unbeschwerte Momente, albern herum, spielen Verstecken. Sie schlafen eng umschlungen, sind eigentlich ständig zusammen – eine sehr intime und enge Beziehung also, die nicht gesund wirkt. Darum dreht sich das Drama „Bulldog“ an diesem Sonntag (23.35 Uhr) im Ersten.
Hannah sorgt für Irritationen
Eines Tages taucht Hannah (Katrin Hanczewski) auf, die sich in Toni verliebt und sich ganz allmählich zwischen Mutter und Sohn drängt. Das könnte deren enge Beziehung ein wenig lockern, sorgt jedoch erst einmal für gehörige Irritationen. Denn im Grunde ist gar nicht Hannah das Problem, sondern Toni mit ihrem völlig gedankenlosen Gehabe. Das bringt Bruno zunehmend an seine Grenzen, und er kommt ganz allmählich dahinter, dass er sich wohl von seiner Mutter wird lösen müssen, um seinen eigenen Weg gehen zu können – und endlich frei zu sein.
Julius Nitschkoff (28, „Gestern waren wir noch Kinder“, „Toubab“) spielt hier – trotz seiner muskulösen und kräftigen Erscheinung – keineswegs eine Bulldogge (wie der Filmtitel vermuten lässt), sondern einen sensiblen und verletzlichen jungen Mann mit erstaunlich viel Verantwortungsgefühl. Ständig versucht er, die Eskapaden seiner Mutter auszubügeln – und droht dabei sogar fast seine Würde zu verlieren.
Lana Cooper (42, „Conti – Meine zwei Gesichter“, „Las Vegas“) gibt seine nur 15 Jahre ältere Mutter, die sorglos in den Tag hineinlebt, unentschuldigt der Arbeit fern bleibt und sogar Geldbeutel der Gäste stiehlt. Katrin Hanczewski (41, „Tatort“, „Auf dem Grund“) spielt Hannah, die sich auf eine Affäre mit Toni einlässt und damit immer mehr zur Loslösung von Mutter und Sohn beiträgt.
Nahaufnahmen der Protagonisten
Regisseur André Szardenings (34) hat zu seinem Debütfilm auch das Drehbuch geschrieben und hinter der Kamera gestanden. Er setzt überwiegend auf die Handkamera, die Gesichter seiner drei Protagonisten sind oft groß im Bild zu sehen, wobei ihre stetig zunehmende Verzweiflung gut abzulesen ist.
Die Dialoge sind treffend und knapp, es wird schon mal geschrien. Im Kontrast dazu stehen die frühsommerlich leichten Bilder des Ferienparadieses. Alle drei Hauptdarsteller spielen hervorragend und füllen ihre Rollen voll und glaubhaft aus. Das Ende am Fährhafen bleibt offen – denn nun müssen sich Mutter und Sohn entscheiden, wie es weitergehen soll. Eine Trennung scheint unausweichlich. © dpa
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