Eine Bühne wie ein Blatt Papier auf dem Bodensee

Mit der erstmals aufder Seebühne gezeigten „Madame Butterfly“ ­erstrahlt auch ein neues Bühnenbild.Von der ­Fertigung bis zur ­technischen End­-korrektur vergingen ca. zehn­Monate.

Wie ein Stück Papier,zerknüllt und ins Wasser geworfen, präsentiert sich die Seebühne im neuenFestspieljahr. Das ikonenhafte Bild, „poetisch und voller Magie“ hat derkanadische Bühnenbildner Michael Levine für die Seebühne entworfen. Aus denIdeen des Künstlers ließen Wolfgang Urstadt, Technikdirektor der BregenzerFestspiele, und sein Team mit verschiedenen Partnerfirmen das dreidimensionaleWerk entstehen. Seit dem Herbst entstand so aus Stahl, Styropor, Holz undFassadenputz die 300 Tonnen schwere Kulisse für das erstmals auf der Seebühnegezeigte Werk von Giacomo Puccini. 14 Festspiel-Techniker(innen) arbeitetengemeinsam mit den Mitarbeitenden von 33 Technikfirmen aus Österreich,Deutschland und der Schweiz an der Herstellung. Die wesentlichen Elemente sindein im Wasser treibendes Stück Papier, darauf eine feinsinnige japanischeLandschaft gemalt und ein Schiff, wie von Kinderhand mit Elementen deramerikanischen Flagge bemalt.

Wie ein Puzzle

Für die Bühnenskulpturwurden 117 unterschiedlich große Elemente in einer Montagehalle in Lauterachgefertigt. Sondertransporte brachten die Elemente zum See. Wie ein Puzzlewurden die Teile auf die Unterkonstruktion aus Stahl gesetzt undzusammengefügt. Das größte Puzzleteil misst 17 m2, das kleinsteElement sechs. Sie mussten ohne sichtbare Fugen zusammengebaut werden. Weiterwurden 47 Lautsprecheröffnungen für das Publikum unsichtbar im Papierbildplatziert. Zwischen den Wölbungen wurden Öffnungen für die Auftritte derKünstler(innen) realisiert.

Soentstand eine anfänglich blendend weiße, gewölbte Fläche im Ausmaß von 1340 m2.Insgesamt wiegt das Papierbild rund 300 Tonnen. Davon entfallen 288 Tonnen aufdie Stahl- und Holz-Unterkonstruktion. Rund zwölf Tonnen sind Styropor undFassadenputz. Das Papierbild misst rund 23 Meter in der Höhe und 33 Meter inder Breite. Es wird das zentrale Bühnenbild-Element der Inszenierung sein, abernicht das einzige.

Macht des Wassers

Um das Bauwerk vor denKräften der Wellen zu schützen, wurden acht spezielle Zug- und Druckanker inden Seeboden gesetzt. Ihre Aufgabe ist es, die hohen Zugkräfte abzuleiten, dieentstehen, wenn das Wasser von unten auf die dünnen Ränder des Papierbildsdrückt. „Selbstverständlich haben wir mit größter Rücksichtnahme auf denGewässerschutz gearbeitet, für den im Trinkwasserreservoir Bodensee sehr hoheMaßstäbe gelten,“ erklärt Wolfgang Urstadt.

Papierbötchen am Papierrand

Aufder Bregenz zugewandten Seite schmiegt sich ein überdimensionales Papierbötchenan den Rand des Blatt Papiers. Es komplettiert das Bühnenbild, das auch eineamerikanische Flagge und japanische Malerei enthält. Das Papierschiff bestehtaus einem Stahlgerippe, das mit einer Art Holzgerüst verbunden und mitglasfaserverstärktem Kunststoff überzogen ist. Am höchsten Punkt misst es rundsechs Meter und ist elf Meter lang. Bewegt wird es über einen Windenzug.

Auf Pfahlbauten

DieSeebühne selbst ist auf rund 119 Pfählen errichtet, die bis zu sechs Meter tiefin den Seegrund gerammt sind. Die Bühne für „Madame Butterfly“ ist einZusammenspiel aus Skulptur, Kostümen und Lichteffekten. Zudem wird für die gewünschteMagie viel mit digitalen Bühneneffekten gearbeitet.

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