Frankfurt/Main – Buchstäblich zappenduster geht es zu im neuen Frankfurter „Tatort“ um das Ermittlerteam Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich). Denn gedreht wurde „Erbarmen. Zu spät“ überwiegend auf nächtlichen Feldwegen, Äckern und im Wald – und um eine Nacht voller Ungewissheiten geht es auch. Das Erste zeigt den Krimi diesen Sonntag um 20.15 Uhr.
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Allerdings lässt sich der Regisseur Bastian Günther, der auch das Drehbuch schrieb, viel Zeit, bis die Handlung an Fahrt aufnimmt. Eine halbe Stunde lang stochern
Waffen und Munition in einer Waldhütte
Außerdem stellt sich heraus: Zum Bekanntenkreis des vermissten Polizisten gehört auch dessen Kollege Radomski (Godehard Giese), der nach der Aufdeckung einer rechten Chatgruppe bei der Offenbacher Polizei im Zusammenhang mit rassistischen Drohschreiben versetzt wurde. Wie sich herausstellt, ist Radomski für Brix ein alter Bekannter – einst arbeiteten sie gemeinsam bei der Sitte.
Hier verbindet der Hessen-Tatort Fiktion mit Frankfurter Realität. Inspiration waren die Vorgänge um die NSU-2.0-Drohschreiben und die Aufdeckung einer Chatgruppe mit rechtsextremen Inhalten in einem Frankfurter Polizeirevier. „Der Fall um die Drohbriefe ist ja nur ein Fall, bei dem die Polizei in Verbindung zu rechten Aktionen steht“, sagte Günther.“ Auch unter Reichsbürgern oder Prepper-Gruppen finden sich immer wieder Polizisten oder Bundeswehr-Soldaten.“
Düstere Optik – düstere Erkenntnisse
Um die Frage: „Wie viele Einzelfälle sind ein Netzwerk?“ wird es auch im Verlauf der „Tatort“-Handlung gehen. Allerdings machen nicht nur die Dauerdunkelheit, sondern auch einige eher wirre Nebenstränge diese Film-Nacht nicht nur für die TV-Kommissare verwirrend.
Lag es am nächtlichen Dauereinsatz? „Irgendwann, in der dritten Nachtdreh-Woche bemerkt man dann auch eine kollektive Ermüdung im Team“, sagte Günther über die Dreharbeiten. Für den Regisseur ist dieser „Tatort“ auch ein moderner Western: „Die Geschichte von einer Gruppe Menschen, nachts auf der Suche nach einem Toten – alleine in der Natur. Das Warten, das Dräuende und die Langsamkeit, das alles erinnert mich daran.“
Dramatik in Western-Manier will allerdings nicht aufkommen. Dennoch macht dieser „Tatort“ das schleichende Misstrauen spürbar und die Ungewissheit, wem noch getraut werden kann, wenn die Grenzen zwischen Polizist und Täter plötzlich aufweichen. Auch Brix erhält die Aufforderung: „Komm zu uns, Paul. Noch ist es nicht zu spät.“
Das Düstere der Optik verbindet sich hier mit den düsteren Erkenntnissen zu Vorbereitungen auf den „Tag X“ und die geplanten Abrechnungen mit politischen Gegner, wie sie bei den Prozessen gegen Angehörige rechter Netzwerke bekanntwurden. „Nächstes Jahr um die Zeit wird es Hinrichtungen geben“, prophezeit einer der Polizisten dieses „Tatort“-Krimis, der die Seiten gewechselt hat. © dpa
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