Berlin – Es war sein erster großer Auftritt als Filmstar nach einem schlagzeilenträchtigen Gerichtsstreit. Als Johnny Depp zur Premiere des Kostümdramas „Jeanne du Barry“ nach Cannes kam, schien es am roten Teppich zunächst so, als wäre nie etwas gewesen. Als wäre die Karriere des 60-Jährigen nicht zwischenzeitlich nach dem Gerichtsstreit mit seiner Ex-Frau Amber Heard wegen Vorwürfen häuslicher Gewalt eingebrochen. Depp gab Autogramme und machte Selfies mit vielen Fans.
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In dem Historiendrama der französischen Regisseurin Maïwenn spielt
Ähnlich dem zerrütteten Hofstaat bildeten sich dann auch in Cannes über „Jeanne du Barry“ zwei Lager – jene, die die Anwesenheit Depps auf dem Filmfestival kritisierten (etwa Vertreter der US-amerikanischen Presse), und jene, die Depp verteidigten oder seine schauspielerischen Fähigkeiten betonten (Maïwenn selbst oder der Festivalleiter Thierry Frémaux).
Kaum Sprechszenen für Depp
Ein Jahr zuvor hatte Depp noch mitten im Verleumdungsprozess gegen
Jubelnden Fans und Autogrammen zum Trotz: Vollständig konnte Depp das Ganze in Cannes nicht hinter sich lassen. Auch wenn Festivalleiter Frémaux betonte: „Wenn es eine Person auf dieser Welt gibt, die kein Interesse an diesem Prozess hatte, bin es ich.“ Zeit also, den Blick auf den Film selbst zu richten. Wie schlägt sich der US-Amerikaner in seinem schauspielerischen Comeback?
Nach 117 Minuten Spielzeit lässt sich sagen: eher schwach. Auch schauspielerisch bleibt Depp mit seinem neuen Film nicht über jeden Zweifel erhaben. Wirklich heraus sticht er nicht, was daran liegen mag, dass er im Film als alternder König ohne viel Elan porträtiert wird. Außerdem hat er kaum Sprechszenen. Manche vermuteten in Cannes, das könne daran liegen, dass Depp in „Jeanne du Barry“ Französisch sprechen musste.
Meistens hat er im Film jedenfalls den immergleichen Gesichtsausdruck: Jene leicht spöttische Nonchalance, die Filmzuschauerinnen und -zuschauer schon aus anderen Filmen von ihm kennen.
Schloss Versailles diente als Kulisse
Im Fokus steht am Ende nicht der König, sondern klar Jeanne als liebenswerte und eigenwillige Frau, die sich gegen zahlreiche Widerstände behaupten muss. Doch auch ihre psychologischen Beweggründe werden wenig beleuchtet. Als Figur bleibt sie rätselhaft.
Am Ende besticht „Jeanne du Barry“ vor allem durch seine Kulissen. Viele Szenen wurden in und um das Schloss Versailles gedreht. Das Publikum sieht prächtige Kostüme und Tableaus: Jeanne gerahmt vom verschwenderisch luxuriösen Interieur in Versailles. Oder das wunderschöne Schloss von außen, das in Donnerblitzen untergeht.
Schauspielerisch aber dürfte „Jeanne du Barry“ nicht der Film sein, der Johnny Depp zurück in das Königreich der US-amerikanischen Filmwelt befördert.
– Jeanne du Barry – Die Favoritin des Königs, Frankreich 2023, 117 Min., FSK ab 12, von Maïwenn, mit Maïwenn, Johnny Depp, Melvil Poupaud, Pierre Richard. © dpa
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