Bayreuther Festspiele: Ein Haus voll Zukunftsmusik

Bayreuth – Das nennt man Optimismus: Auf dem Grünen Hügel rechnet man weiter fest damit, dass die Bayreuther Festspiele in diesem Jahr stattfinden können.

Am Freitag wurde kühn der Spielplan veröffentlicht. Neben der Neuproduktion „Der fliegende Holländer“ soll es Wiederaufnahmen der Produktionen „Die Meistersinger von Nürnberg“ und „Tannhäuser“ geben – und ein umfangreiches Rahmenprogramm.

Zurück in Bayreuth: Andris Nelsons

Einer der Höhepunkte: Der lettische Dirigent Andris Nelsons (42) kehrt auf den Grünen Hügel zurück. Er soll in diesem Jahr zwei Konzerte im Bayreuther Festspielhaus dirigieren. „Ich freue mich wirklich wahnsinnig, dass er zurückkommt“, sagte Intendantin Katharina Wagner der Deutschen Presse-Agentur. Er liebe Wagners Werk und arbeite hochkonzentriert. „Er ist ein Ausnahmekünstler.“

Nelsons, seit 2018 Gewandhauskapellmeister in Leipzig, hatte für einen der fast schon traditionellen Bayreuther Eklats gesorgt, als er 2016 – wenige Wochen vor der Premiere – als Dirigent des „Parsifal“ überraschend das Handtuch warf und um Auflösung seines Vertrages bat. Hartmut Haenchen übernahm den Job.

Dirigent Nelsons soll mit Bayreuthern auf Tournee gehen

Gemunkelt wurde seinerzeit, dass der damalige Musikdirektor Christian Thielemann sich zu sehr in Nelsons Arbeit eingemischt habe. Offiziell bestätigt hat das niemand. Thielemann selbst betonte kurz nach dem Vorfall, er habe ein „sehr gutes“ Verhältnis zu Nelsons: „Ich bin mit ihm fast befreundet.“ Auch mit Thielemann, dessen Vertrag als Musikdirektor Ende 2020 ausgelaufen ist, soll es in diesem Jahr während der Festspiele ein Konzert geben.

Nelsons will danach sogar mit dem Bayreuther Orchester und den Solisten auf eine kleine Tournee gehen. Wohin, wurde noch nicht verraten. Und wie das dann mit den bedingt abkömmlichen Musikern funktionieren soll, steht auch in den Sternen.

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Für diesen Sommer konnte die Festspiel-Chefin außerdem den Wagner-gestählten Stephen Gould für ihre Kinderoper gewinnen. Der amerikanische Tenor hat 2004 als Tannhäuser auf dem Hügel debütiert, von 2015 bis 2019 sang er den Tristan in ihrer Inszenierung.

Puppentheater mit Nikolaus Habjan

Corona-bedingt wird sich in diesem Jahr allerdings doch etwas ändern: Vieles soll draußen stattfinden, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Nach den positiven Erfahrungen mit dem Outdoor-Intermezzo am Festspielteich in Tobias Kratzers „Tannhäuser“ 2019 wird der Tümpel am Fuße des Grünen Hügels auch 2021 wieder zum Schauplatz.

Der österreichische Regisseur Nikolaus Habjan bringt dort „Noch immer Loge“ auf die Bühne unter freiem Himmel – ein Puppentheater, in dem die Rheintöchter und Erda über Loge zu Gericht sitzen, wie Habjan erklärt hat. „Nach der Götterdämmerung, nach dem Weltenbrand, wollten wir schauen: Wer bleibt übrig“, sagte er. „Wir haben es ja mit einem „Ring“ zu tun. Anfang und Ende gehen ineinander über. Wenn der Weltenbrand gelöscht ist, fließt der Rhein wieder.“

Hermann Nitsch inszeniert die „Walküre“

Eigentlich sollte bereits im vergangenen Jahr die Neuinszenierung der „Ring“-Tetralogie auf die Bühne kommen. Das Projekt musste jedoch wegen Corona auf 2022 vertagt werden. Als eine Art Ersatz dafür soll es zu jeder der vier „Ring“- Opern ein Projekt geben. Habjan, der sich in München durch seine Inszenierung des „Oberon“ im Prinzregententheater und brillante Puppenabende am Residenztheater eingeprägt hat, wird in Bayreuth für das „Rheingold“ – und Loge – zuständig sein.

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„Blutkünstler“ Hermann Nitsch inszeniert die „Walküre“ – und man darf davon ausgehen, dass es ausschaut wie weiland bei seiner Münchner Intensiv-Kolorierung von Olivier Messiaens Heiligem Franziskus. Fragt sich nur, ob am Weiher genug Platz ist.

Bayreuther Festspiele 2021 sollen unbedingt stattfinden

Der amerikanische Regisseur Jay Scheib präsentiert zum „Siegfried“ ein Multimedia-Projekt, und die japanische Installationskünstlerin Chiharu Shiota ein Kunstwerk zur „Götterdämmerung“. Auf der Biennale von Venedig fiel sie 2015 mit Fischerbooten auf, über denen ein riesiges rotes Netzgeflecht mit unzähligen Schlüsseln schwebte.

Damit ist klar: In diesem Jahr sollen die Festspiele unbedingt stattfinden. Allerdings wird es wohl deutlich weniger Zuschauer geben und ein strenges Hygienekonzept. „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass Festspiele in diesem Sommer stattfinden können“, betonte Wagner. „Wir hoffen, dass das Pandemiegeschehen es im Sommer zulässt.“

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Nach Wagners Angaben steht das Grundkonzept für coronakonforme Festspiele – mit Szenarien zwischen 200 und 1.000 Besuchern. Im besten Fall wäre dann nur jeder zweite Platz im Festspielhaus besetzt. Normalerweise bestreiten die Festspiele den laufenden Betrieb zu 65 Prozent aus Einnahmen.

Aufgrund der Absage des Festivals im letzten Jahr fehlen rund 15 Millionen Euro. Auch in diesem Sommer werden voraussichtlich viele Einnahmen fehlen. Das werden die Gesellschafter – der Bund, der Freistaat, die Stadt Bayreuth und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth – ausgleichen müssen.

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