Es ist eine Tradition: An ihrem Geburtstag beantwortet Kaiserin Masako von Japan mediale Fragen zum Weltgeschehen und ihrer Person – so auch kürzlich an ihrem 60. Geburtstag am 9. Dezember 2023. Alles penibel abgesegnet vom Kaiserlichen Hofamt. Seit vielen Jahren gesellt sich dazu jedoch auch immer eine Erklärung ihres Ärzteteams, das sich zu ihrem Gesundheitszustand äußert. Natürlich vage. In Japan wird meist nur hinter vorgehaltener Hand über psychische Erkrankungen gesprochen. Dabei leiden die Menschen sehr – in Stille. So auch viele Frauen aus der Kaiserfamilie. Zeit, ihrem Leid eine Stimme zu geben.
Kaiserin Masakos 20-jähriges Leid: ein trauriges Jubiläum
Im Dezember 2003 begab sich die Ehefrau von Kaiser Naruhito, 63, in ärztliche Behandlung, um ihre "stressbedingte Anpassungsstörung" behandeln zu lassen. So umschreibt das Kaiserliche Hofamt – bestehend aus circa 1100 Bürokraten, die jede Äußerung überwachen – Masakos Erkrankung. Das ist nun 20 Jahre her. Ein trauriges Jubiläum.
Die Diagnose Depression wurde offiziell nie in den Mund genommen. Laut ihres Ärzteteams befinde sich Kaiserin Masako weiterhin "in einem Genesungsprozess und ihr körperlicher Zustand sei immer noch unbeständig", berichten führende Medien wie "Japan Times" und "The Asahi Shimbun".
Hilfen bei Depressionen
Erkennen Sie bei sich Anzeichen einer Depression? Beim überregionalen Krisentelefon unter 0800 1110111 wird schnell und anonym geholfen! Weiterführende Informationen gibt es außerdem bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
Japan – das Land der Stigmen und Suizide
In Japan, dem Land des Lächelns, gibt es keine andauernde Traurigkeit – zumindest nicht öffentlich. Dort ist es üblich, dass Menschen ihre Emotionen zurückhalten, immer freundlich und bedacht reagieren. Bereits 2010 berichtete das "Deutsche Ärzteblatt", dass Japan eine der weltweit höchsten Suizidraten aufweisen würde. Daran hat sich nichts geändert. "Psychische Erkrankungen werden immer noch als Schwäche oder Versagen des Einzelnen angesehen", erklärte Vickie Skorji, Leiterin von TELL Lifeline, 2017 im Interview mit "Tokyo Weekender". Ein Stigma, weshalb die Menschen häufig schweigen, was in vielen Fällen zum Tod führt.
Information zu Hilfsangeboten
Sie haben suizidale Gedanken? Die Telefonseelsorge bietet Hilfe an. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0800/1110111 und 0800/1110222 erreichbar. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der „Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention“.
Masako gibt widerwillig ihre Karriere auf und schlittert in die Isolation
Eine der bekanntesten stillen Leidensgenossinnen Japans ist Kaiserin Masako, eine Frau, die ihre Karriere aufgab und unter dem Druck der Monarchie beinahe erstickte. Am 9. Juni 1993 heiratete die Harvardabsolventin Japans Anwärter auf den Chrysanthementhron. Bis dahin legte sie eine beeindruckende Karriere hin, schloss ihr Wirtschaftsstudium mit Auszeichnung ab, absolvierte ein Masterstudium in Oxford und arbeitete als Diplomatin für das japanische Außenministerium.
Inmitten dieser Jahre ließ Kronprinz Naruhito 1986 mehrere Treffen mit Masako Owada vereinbaren. Ein knappes Jahr später sollen ihre Eltern jedoch einen Antrag abgelehnt haben – zugunsten von Masakos Karriere. 1992 habe es einen weiteren Verlobungsversuch gegeben, dem Masako nur zögerlich zustimmte, weil der Kronprinz ihr eine diplomatische Karriere in Aussicht gestellt haben soll – die sich jedoch nie erfüllte. Vorbei war es mit ihrer Tätigkeit, Kreditkarten und Führerschein waren ebenso wenig erlaubt wie ein spontaner Spaziergang. Seitdem tippelt Masako immer drei Schritte hinter ihrem Ehemann her.
Fehlgeburt, Rückzug und „stressbedingte Anpassungsstörung“
Viel wichtiger war nach der Hochzeit 1993, dass Masako einen männlichen Thronfolger gebährt. Das sieht das Hausgesetz der agnatischen Primogenitur vor. Betrachtet man die Geschichte von Japans Kaiserinnen, kommen Frauen in der ältesten ununterbrochenen Erbmonarchie der Welt nur in Ausnahmefällen und als Übergangslösung vor.
An dem öffentlichen Druck, einen Jungen auf die Welt zu bringen, ist Naruhitos Ehefrau fast zerbrochen. Sechs Jahre nach der Hochzeit erlitt Masako 1999 eine Fehlgeburt. 2001 brachte sie ein Mädchen auf die Welt: Prinzessin Aiko, 22. Eine Kaiserin wird sie vermutlich nie, sondern ihr Cousin Prinz Hisahito, 27. 2002 verließ Masako das Kronprinzenpalais in Tokio und zog sich in eine Privatvilla im Ferienort Karuizawa zurück. 2004 machte das Kaiserliche Hofamt ihre "stressbedingte Anpassungsstörung" publik. Ihre erste Auslandsreise trat sie erst elf Jahre später an. Viele Jahre in Einsamkeit folgten.
Kaiserin Michiko erleidet Fehlgeburt und verliert sieben Monate die Stimme
Zwischen Masako und ihrer Schwiegermutter, der emeritierten Kaiserin Michiko, 89, finden sich erschreckende Parallelen. Auch sie ist wie Masako eine Bürgerliche und erlitt 1963 eine Fehlgeburt. Sie soll in den 1960er-Jahren aufgrund des Drucks der Öffentlichkeit und ihrer Schwiegermutter unter Depressionen gelitten und für sieben Monate ihre Stimme verloren haben. Offiziell bestätigt wurde das nie. Angeblich soll die ehemalige Kaiserin Kōjun, †97, Michiko nie akzeptiert haben.
Prinzessin Aiko verschwindet aus der Schule – ihr Foto schockiert
Auch das Leiden von Kaiserin Masakos Tochter Aiko wurde nie beim Namen genannt. Dafür verschwand sie wie schon ihre Mutter für mehrere Monate aus der Öffentlichkeit. Alles begann, als Aiko im Alter von acht Jahren wegen Mobbings aus der Schule genommen werden musste. Damals habe sie unter Magenschmerzen und Angstzuständen gelitten.
Im Oktober 2016 berichteten Medien wie "Japan Times", dass die nun 14-jährige Tochter des damaligen Kronprinzen Naruhito erneut eine Auszeit von der Schule nehmen musste. Angeblich würde sie nach den Abschlussprüfungen unter Erschöpfung leiden, eine Ursache sei im Krankenhaus jedoch nicht gefunden worden. Einen Hinweis auf Aikos mögliche Erkrankung gab ein Familienfoto, das ein knappes halbes Jahr später, Ende Februar 2017, veröffentlicht wurde. Darauf wirkt Masakos Tochter auffallend dünn. Auch hier wurde die Erkrankung Magersucht nie offiziell in den Mund genommen.
Informationen zu Hilfsangeboten
Erkennen Sie bei sich Anzeichen einer Essstörung? Das Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hilft Ihnen anonym weiter, zu erreichen ist es unter: 0221/892 031. Weitere professionelle und spezialisierte Beratungsangebote finden Sie außerdem auf den Infoseiten der BZgA.
Ex-Prinzessin Mako entwickelt PTBS – und kehrt Kaiserfamilie den Rücken
Eine, die sich von Japans Kaiserfamilie unter enormen seelischen Schmerzen abnabeln konnte, ist Prinzessin Mako, 32. Die Nichte von Kaiser Naruhito hat 2021 unter großen Protesten des japanischen Volkes ihren bürgerlichen Freund Kei Komuro, 32, geheiratet. Wie es die strengen und alten Regeln der Kaiserfamilie vorsehen, musste Mako ihren Titel aufgeben, ihre Familie zurücklassen und lebt nun im New Yorker Exil.
Zum Verlobungstag von Prinzessin Mako Das ist die Frau, die ihr royales Leben für die Liebe aufgibt
Auch bei ihr verursachten der öffentliche Druck, das streng regulierte Umfeld und das gesellschaftliche Klima psychische Probleme. Das Kaiserliche Hofamt reagierte in Makos Fall ungewöhnlich direkt und sprach von einer "posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)". Eine Seltenheit. Denn viel zu oft verschleiern ein aufgesetztes Lächeln und kontrollierte Statements mit vagen Worten das wahre Leid der Frauen.
Verwendete Quellen: japantimes.co.jp, asahi.com, Dana Press, spiegel.de, aerzteblatt.de, tokyoweekender.com
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