Wir brauchen immer mehr: Die hedonistische Tretmühle
In der Psychologie und Soziologie heißt dieses Phänomen die hedonistische Tretmühle. Der Mensch hat demnach die Tendenz, nach bestimmten Dingen zu streben – Erfolg im Job, Geld, neue Schuhe oder eine Eigentumswohnung. Haben wir das dann erreicht, setzt unser Gehirn Dopamin frei, wir erleben ein Glücks-High. Das hält allerdings nur kurz an, und wir landen schnell wieder auf unserem Basis-Level an Zufriedenheit. Egal, wie viele Ziele wir erreichen oder wie viele Dinge wir uns kaufen: Das Glücksgefühl währt immer nur kurz.
Das Problem: Je öfter wir ein solches High erleben, desto schneller wollen wir das wieder haben. Wir werden geradezu süchtig danach und brauchen das nächste Ding, das uns "glücklich macht" – bis wir wieder am Boden der Tatsachen, unserem Glücks-Basislevel, angelangt sind und das Ganze von vorne losgeht.
Wie werden wir langfristig zufrieden(er)?
Schon viele kluge Menschen aus der Philosophie, Psychologie oder Theologie haben sich mit der Frage beschäftigt, was wir brauchen, um langfristig glücklich zu sein – und die hedonistische Tretmühle auszutricksen. Dr. Arthur Brooks ist Soziologe und Autor. Seine Strategie, um nachhaltig zufriedener zu werden: Statt dem nächsten Dopamin-Kick hinterherzurennen, sollten wir unser Glücks-Portfolio diversifizieren.
Gegenüber "mindbodygreen" erklärt er, wie er sich dafür ironischerweise eines Bildes aus der Aktienwirtschaft bedient: Wir sollten für unsere Lebenszufriedenheit nicht nur auf einige wenige nicht besonders nachhaltige Aktien (Geld, Erfolg, Konsum) setzen, sondern uns weitere Bausteine für unser Portfolio suchen. Denn je diverser wir es aufstellen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir langfristig glücklich sind. Das können Hobbys sein, die uns über einen längeren Zeitraum Freude bringen, oder auch kleine Momente des Glücks, die wir im Alltag ganz bewusst wahrnehmen und zelebrieren.
Deshalb ist Purpose so wichtig für unser Glücks-Portfolio
Eine besonders wichtige Rolle innerhalb dieses Zufriedenheits-Portfolios spielt laut Dr. Brooks der Purpose. Den können wir natürlich auch im beruflichen Erfolg finden – allerdings sollten wir hier unsere Beweggründe genau überprüfen. Denn nur des Geldes oder des Status' wegen wird uns das Erklimmen der Karriereleiter vermutlich nicht nachhaltig glücklich machen. Sehen wir in unserem Job jedoch einen Sinn und steht er mit unseren Werten in Einklang, kann es uns durchaus erfüllen, wenn wir durch eine hohe Position in diesem Beruf mehr Möglichkeiten der Einflussnahme haben.
Laut einer Studie können Menschen, die einen starken Purpose im Leben verfolgen, sogar bis zu acht Jahre länger leben als solche, die das nicht tun und ihr Leben der hedonistischen Tretmühle verschrieben haben.
Generell ist es natürlich nicht falsch, dass wir auf etwas hinarbeiten und uns auf etwas freuen, sei es ein Urlaub oder ein neuer Job. Es wird aber problematisch, wenn wir unsere Lebenszufriedenheit von dieser Wenn-Dann-Logik abhängig machen: Wenn ich einen besseren Job habe, werde ich glücklich sein. Wenn es Sommer ist, werde ich endlich entspannen. Wenn ich eine Wohnung gekauft habe, wird alles besser werden.
Solche Gedanken sind das beste Rezept für Enttäuschung – und die hedonistische Tretmühle, die es uns unmöglich macht, langfristig Zufriedenheit zu finden. Die Chancen darauf stehen viel besser, wenn es uns gelingt, die kleinen Glücksmomente des Alltags zu finden – und die großen Themen mit Sinn und Purpose anzugehen, anstatt nur dem nächsten Dopamin-High hinterherzujagen.
Verwendete Quellen: mindbodygreen.com, psychologytoday.com, sciencedirect.com
Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel