Spielerfrau sein: Mehr Fluch als Segen?

Mediale Aufmerksamkeit, gigantische Reichweiten in den sozialen Netzwerken, Kaffeetrinken an den angesagtesten Hotspots, Unmengen an Geld ausgeben für Designerhandtaschen und das ganze Jahr über in der Sonne liegen – und das alles nur, durch freundliches Zuwinken von den Tribünen am Spielfeldrand. So sieht das Leben der Spielerfrauen augenscheinlich aus: Gut aussehen und sich finanziell aushalten lassen. Mit diesen zahlreichen Klischees werden Frauen an Seiten von Profisportlern tagtäglich konfrontiert. Dass der Traum auch Schattenseiten hat, ahnt jedoch niemand.

Spielerfrau – eine „primitive Gattungsbezeichung“ in der Öffentlichkeit

Der Begriff "Spielerfrau" hat sich mittlerweile fest in der Öffentlichkeit etabliert. Eine Bezeichnung für Frauen, welche an der Seite eines Profisportlers stehen. In den meisten Fällen ist dieser Ausdruck jedoch negativ behaftet und wird von der Gesellschaft völlig verzerrt dargestellt. Eine Begrifflichkeit, die einem jegliche Identität nimmt und einhegend eine Abhängigkeit von dem Beruf des Mannes kreiert. Auch Sarah Richmond, 26, Ehefrau von Fußballstar Julian Weigl, 28, empfindet den Begriff "Spielerfrau" als eine "primitive Gattungsbezeichnung", wie sie in ihrem Podcast "Extra süß sauer" erzählt. Ist eine solche Bezeichnung also noch zeitgemäß oder überhaupt nötig?

Nicht immer schillernd: Die Schattenseiten als „Frau von“ 

Immer eine Reise ins Ungewisse

Zweimal im Jahr findet in der großen Fußballwelt die sogenannte Transferperiode statt, der Zeitraum, in dem ein Fußballspieler den derzeitigen Verein wechseln kann, bzw. ihn gelegentlich verlassen muss. Dabei kann ein Vereinswechsel nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch länderübergreifend stattfinden.
Eine berufliche Entscheidung, die der Spieler nicht nur allein für sich selbst trifft. Es ist ein bewusster Entschluss, der parallel auch das Leben seiner Frau und seinen eventuell vorhandenen Kindern stark beeinflusst. Auch "Spielerfrau" Amina Seferović, 30, Ehefrau des schweizer Profisportlers Haris Seferović, 31, war bereits in der Vergangenheit von lebensverändernden Umzügen betroffen und berichtet darüber im Podcast:  

Zwar erwecken die Umzüge den Anschein eines aufregenden Lebens an den Hotspots der Welt, die ständigen Ortswechsel sind jedoch auch mit Schwierigkeiten für die Familie verbunden: Das Zurücklassen von Familienangehörigen, Freunden, dem vertrautem Umfeld und Schulwechsel der Kinder sind die Folge. Ein Prozedere, welches sich in diesem Business mehrfach wiederholen kann. Sprachbarrieren durch einen Auslandswechsel, Einsamkeit in einer neuen Umgebung und eine Mehrzahl an Unsicherheiten können ebenfalls damit einhergehen. 

Sich als Partnerin eines Fußballspielers während der aktiven Karriere beruflich weiterentwickeln, entfalten oder vielleicht einen ortsgebundenen Job ausüben? Schwierig! Da man selbstverständlich immer für die Liebe seines Lebens da sein möchte, stellt man gerade als "Spielerfrau" seine eigene Karriere zeitweise hinter die des Mannes. Natürlich muss man nicht gezwungenermaßen mitziehen, schließlich ist auch eine Beziehung auf Distanz möglich, aber durchaus anstrengend. Dabei muss es nicht nur eine räumliche Trennung von Land zu Land sein, die problematisch werden kann, auch eine "Fernbeziehung" innerhalb Deutschlands stellt die Liebe auf die Probe. Ein Transfer ist somit immer eine Reise ins Ungewisse. Eine Reise voller Ängste, Risiken, die an mentaler Stärke bedarf.

https://www.instagram.com/p/CI1O9kSlDas/

Fake Friends und fehlende Privatsphäre

Kaum ist die Beziehung öffentlich, oder Personen schöpfen Verdacht auf eine vermutliche Liaison mit einem Profisportler, ist man in den Augen anderer "überraschenderweise" interessanter denn je. Ehemalige Bekannte oder beispielsweise Mitschüler möchten plötzlich Kontakt aufnehmen, befreundet sein und berufen sich auf eine gemeinsame Vergangenheit – und das, auch wenn man in der Schulzeit gerade einmal zwei Sätze miteinander gewechselt hat. Ehrliche Freundschaften zu finden, die es mit dir als Person ernst meinen, gestalten sich mehr als schwierig. Das Resultat: Der Freundeskreis bleibt eher klein, man agiert vorsichtiger, verschleiert Details aus dem eigenen Privat- und Liebesleben, nur um nicht auf den Beruf des Freundes reduziert zu werden. Die Beziehung zu einem Fußballstar geht oftmals mit einer großen Reichweite und vielen interessanten Begegnungen und Möglichkeiten einher, die allerdings auch einen bitteren Beigeschmack haben. Plötzlich ist man relevant? Und warum? Weil man ein Leben an der Seite eines Fußballspielers lebt. Es ist auch schwierig für den eigenen Selbstwert, wenn die eigene Relevanz scheinbar nur durch die Partnerwahl steigt und nicht aufgrund eigener Errungenschaften. 

Aufmerksamkeit, Einladungen auf die coolsten Events, wohin das Auge nur reicht – doch die ständige Beobachtung steht ganz oben auf der Agenda. Mit einem Tomatenfleck vom Mittagessen auf dem weißen Shirt das Haus verlassen überlegt man sich dann doch vielleicht fünfmal. Zu groß ist das Risiko eventueller Weise abgelichtet zu werden und letztendlich für den Fauxpas in den Medien zerrissen zu werden. Sturmklingeln an der eigenen Haustür von Fans, um Selfies oder Autogramme ihrer sportlichen Idole abzustauben, ist in diesem Business leider keine Seltenheit. Private Gespräche in Restaurants oder anderen öffentlichen Einrichtungen werden auch mit Vorsicht behandelt, viel zu groß ist die Angst vor einer nächsten Schlagzeile. Natürlich gibt es auch Frauen, die sich bewusst dazu entscheiden Teil der Öffentlichkeit zu werden, aber es gibt auch die, denen die Entscheidung von heute auf morgen genommen wird und die nun mit ihrem medialen, neuen Leben klarkommen müssen.

Nicht nur Profisportler brauchen Mentalität

Der Partner hat am Wochenende kein herausragendes Spiel gemacht oder den wichtigsten Zweikampf überhaupt verloren? Innerhalb weniger Augenblicke hagelt es Kritik und beleidigende Meinungen in den Medien und sozialen Netzwerken von tausenden Menschen, die es natürlich in der Situation auf dem Spielfeld besser gemacht hätten. Situationen, die nicht nur für den Spieler selbst, sondern ebenfalls für seine Familie unangenehm und äußerst belastend sind. Genau so wie in anderen Berufen gibt es auch in der Fußballwelt Momente, in denen es in der Karriere einfach nicht rosig läuft. Nur zum Unterschied, dass hier zahlreiche unbekannte Menschen urteilen. Gerade jetzt ist die bessere Hälfte wichtiger denn je, muss einen kühlen Kopf bewahren und dem Partner den Rückhalt bieten, den er braucht. Im Podcast betont Amina Seferović wie nah ihr manche Situationen gehen: 

Beruflicher Erfolgsgarant? „Nur weil ihr Freund berühmt ist“

Neider gibt es überall. Jedoch wird man gerade als "Spielerfrau" für alles belächelt, was man in seinem eigenen Leben schafft. Sich als eine "Frau von" eine Karriere in der aktiven Profikarriere des Mannes aufbauen ist wie gesagt fast unmöglich und wenn sich dann trotzdem eine coole Jobperspektive ergibt, dann hat man diese natürlich nicht durch, Qualifikationen, Leistung und hartes Arbeiten erzielt, sondern die Möglichkeit nur durch den Einfluss des prominenten Freundes erhalten. Versteht sich von selbst, oder? Eigener Biss und Können werden einem als "Spielerfrau" direkt abgesprochen. Auch Ann-Kathrin Götze, 33, wurde gerade zu Beginn ihrer Karriere für ihre mediale Präsenz belächelt. Aufsehen und Werbepartner soll das Model nur durch den Einfluss, ihres Mannes Mario Götze, 31, erhalten haben.

https://www.instagram.com/p/CrnwP7bo8XV/

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Begriff "Spielerfrau" nicht jeder Frau Seitens eines Profisportlers missfällt, es aber letztendlich allen darum geht, in welchem Sachzusammenhang und Kontext der Ausdruck verwendet wird. Natürlich ist man salopp gesagt die Frau eines Spielers, was wiederum aber nicht bedeutet, dass man kein eigenständiges Individuum ist. Auch ist klar, dass die Familien der Sportler ein privligiertes Leben führen können, wenn sie natürlich wollen.Trotzdem sollte sich jede urteilende Person bewusst machen, dass jedes scheinbar schöne Leben auch unabhängig vom Fußballkosmos auch Schattenseiten mit sich bringt. Kein Leben ist perfekt, kein Leben ist immer einfach. So wie man auch sprichwörtlich sagt: Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille.

Verwendete Quellen: Podcast "Extra süß sauer" von Sarah Richmond und Julian Weigl, eigene Recherche

Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel