Ein Jahr König Charles: Das sind seine größten Baustellen

Ein Jahr ist König Charles III. im Amt, die Monarchie hat er bereits verändert. Dennoch gibt es viele Baustellen für den Neuen auf dem Thron.

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Der royale Glanz, der bald auf Deutschland fällt, trügt. Wenn Prinz Harry an diesem Samstag die „Invictus Games“ eröffnet, die Weltspiele für an Körper und Psyche verletzte und erkrankte Soldatinnen und Soldaten, tut er dies nicht als Sohn von König Charles III. Sondern als „Anführer, Militärveteran und Verfechter der Heilkraft des Sports“, wie die britische Zeitung „Telegraph“ kommentierte.

Mit der Royal Family hat der Fünfte der Thronfolge nur noch auf dem Papier zu tun. Für König Charles (74) ist der Zwist mit seinem jüngeren Sohn die wohl größte Baustelle seiner noch jungen Regentschaft. Aber nicht die einzige.

König Charles und Prinz William: Kein Treffen mit Prinz Harry

Harry: Der Graben zwischen dem Palast in London und Kalifornien, wo Harry und Ehefrau Meghan wohnen, wirkt unüberwindbar. Wenn Harry am 7. September, dem Vorabend des Tods seiner Großmutter Queen Elizabeth II., in der britischen Hauptstadt einen Zwischenstopp auf dem Weg zu den „Invictus Games“ in Düsseldorf einlegt, wird er dort weder Vater noch Bruder treffen. Zu groß sind die Wut und wohl auch Eitelkeit.

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Charles und William zürnen, weil Harry in seiner Biografie, Interviews und TV-Dokus heftig gegen den Palast und einzelne Familienmitglieder austeilte. Gemeinsam mit Meghan beklagte er mangelnde Unterstützung. Und Harry, der in Düsseldorf seinen 39. Geburtstag feiert, ist nach Ansicht von Kommentatoren verbittert, weil die Familie nicht auf ihn zugeht.

„Sie haben mit ihrem früheren Leben abgeschlossen“, zitierte der „Telegraph“ eine Harry „nahestehende Quelle“. „Sie reden nicht über Familie. Es besteht keine Erwartung, dass die Familie auftaucht oder es zur Kenntnis nimmt oder dass irgendjemand ihn sehen möchte. Es ist vorbei.“

Andrew: Liberale Beobachter stellen sich immer stärker die Frage, warum Harry in der Öffentlichkeit als schwarzes Schaf der Royal Family gilt – und nicht Charles‘ Bruder Prinz Andrew. Der 63-Jährige ließ sich jahrelang kaum noch blicken, weil er in einen Missbrauchsskandal verwickelt ist und einen Prozess in den USA nur gegen Zahlung einer Millionensumme vermied. Nach dem Tod der Queen, als deren Lieblingssohn Andrew stets galt, schien der Herzog von York erst recht außen vor. Charles strich ihm Berichten zufolge das Büro im Buckingham-Palast und wollte ihn auf Schloss Windsor in ein kleineres Gebäude umziehen lassen.

Wird Prinz Andrew leise rehabilitiert?

Doch zuletzt wurde immer lauter spekuliert, dass Charles seinem Bruder einen Olivenzweig für eine Rückkehr in den Schoß der Familie gereicht haben soll. So tauchten jüngst Bilder auf, wie Thronfolger William seinen Onkel auf dem königlichen Landsitz in Schottland chauffierte. Wird Andrew leise rehabilitiert, fragte sogar die BBC. Die Royals-Expertin und Historikerin Anna Whitelock mahnte prompt: „Die Menschen sind nicht bereit für seine Rückkehr.“

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Umfragen zeigen, dass der Vater der Prinzessinnen Eugenie und Beatrice in der Bevölkerung weiterhin äußerst unbeliebt ist. Auch deshalb glauben Experten nicht, dass Andrew in absehbarer Zeit wieder eine offizielle Rolle für die Royal Family spielen dürfte. Für Charles bleibt die Beziehung zu seinem Bruder eine Gratwanderung.

Commonwealth: Der Staatenbund aus Dutzenden britischen Ex-Kolonien liegt Charles am Herzen. Er sehe es als oberste Pflicht an, das Überleben und die Widerstandsfähigkeit der Organisation zu sichern, zitierte die Zeitung „Mirror“ eine Quelle. Doch nach dem Tod seiner Mutter wird in immer mehr der 14 Länder, in denen Charles auch Staatsoberhaupt ist, die Staatsform hinterfragt. Vor allem in der Karibik, wo der Ruf der Krone nach einem aus PR-Sicht desaströsen Besuch von William und Ehefrau Kate im Frühling 2022 gelitten hat, werden Veränderungen vorangetrieben. Charles hat zwar die Archive für Recherchen über die royalen Verbindungen zum Sklavenhandel geöffnet. Entschuldigt hat auch er sich aber bisher nicht.

Ablehnung der Monarchie steigt

Monarchie: Mit bald 75 Jahren ist Charles der älteste Monarch, der den britischen Thron bestiegen hat. Vielen Beobachtern gilt er deshalb als Übergangskönig. Auch im Vereinigten Königreich steigt, besonders unter jungen Leuten, die Ablehnung der Monarchie.

Charles will das Königshaus verschlanken – was angesichts des Streits mit Harry und der Unbeliebtheit von Andrew fast schon auf natürlichem Wege passiert ist. Solange seine Enkel noch minderjährig sind, bleiben Thronfolger William und vor allem dessen Ehefrau Prinzessin Kate (beide 41) die jungen Gesichter der Monarchie. Bereits seit langem gilt vor allem die Schwiegertochter von Charles als royaler Star, Auftreten und Outfit sorgen für Bewunderung.

Beobachter sind sich sicher, dass Diskussionen über die Zukunft der Monarchie beim Besuch des Paars auf Charles‘ schottischem Landsitz Balmoral weit oben auf der Tagesordnung standen. Kate, so glauben Experten, dürfte künftig noch stärker in Erscheinung treten. (dpa/vit)

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