Weltyogatag 2023: 5 typische Mythen über Yoga – und wie es wirklich ist

  • Was kommt Ihnen beim Stichwort Yoga als Erstes in den Sinn? Die meisten Assoziationen, die wir mit Yoga haben, basieren in Wahrheit auf Vorurteilen. Dazu gehören etwa diese: Yoga können nur superflexible, dünne Frauen üben. Oder: Yoga ist eine quasi-religiöse Praxis, der nur esoterische Hippies nachgehen. Aber was ist Yoga wirklich? Wir haben uns die hartnäckigsten Mythen rund um die spirituelle Praxis aus Indien angeschaut.

    Die 5 größten Vorurteile über Yoga – und warum nicht viel dran ist

    1. Yoga können nur schlanke, junge Frauen üben

    Instagram und das Publikum in vielen Yogastudios in westlichen Großstädten gaukeln uns vor: Nur Frauen, die aussehen wie Models, gehören auf die Matte. Tatsächlich war Yoga ursprünglich, als es vor rund 2500 Jahren entstanden ist, eine rein spirituelle Praxis – und zwar nur für Männer. Frauen waren davon aus religiösen Gründen ausgeschlossen. Das hat sich zwar zum Glück gewandelt, aber dennoch: Es geht beim Yoga nicht darum, wie man aussieht, ob man eine Frau, ein Mann, dick oder dünn ist – sondern nur darum, Körper und Geist miteinander in Einklang zu bringen.

    Vermutlich gibt es trotzdem viele mehrgewichtige Menschen, die sich im Yogastudio zwischen lauter superschlanken, perfekt gestylten Mädels nicht wohlfühlen. Wer länger Yoga übt, schafft es im Idealfall irgendwann, sich nur auf sich zu konzentrieren, sich weniger mit anderen zu vergleichen – und so sein Umfeld beim Üben auszublenden.

    Trotzdem sollte ein:e gute:r Yogalehrer:in die Praxis für jede:n zugänglich machen. Er oder sie sollte für die Übungen Varianten zeigen, sodass wirklich jede:r sie ausführen kann. Es geht beim Yoga nicht darum, den eigenen Körper in jede mögliche Haltung zu zwingen, sondern die Haltung so abzuwandeln, dass sie für den eigenen Körper funktioniert. Und es gibt auch viele Lehrer:innen, die spezielle Yogastunden für die Bedürfnisse von Körpern jenseits der Norm anbieten.

    2. Yoga geht nur, wenn man super-beweglich ist

    Und der nächste Mythos zum Thema "körperliche Voraussetzungen". Zu glauben, man sei nicht flexibel genug für Yoga, ist ungefähr so, als würde man sagen: Ich bin zu schmutzig zum Duschen. Die Beweglichkeit kommt mit der Zeit. Wer regelmäßig übt, wird spüren, wie der Körper sich verändert und bestimmte Übungen irgendwann viel leichter möglich sind.

    Allerdings ist es auch wichtig zu bedenken: Jeder Körper ist einzigartig, und es gibt Menschen, für die rein anatomisch gewisse Haltungen einfach nicht möglich sind – und es auch nach Jahren nicht sein werden. Und tatsächlich ist das überhaupt nicht schlimm. Denn beim Yoga ist das Ziel keine besondere körperliche Leistung, sondern die Verbindung von Körper, Geist und Seele.

    3. Yoga ist eine Sportart

    Dieses Vorurteil baut auf den beiden vorherigen auf. Denn so, wie Yoga in vielen westlichen Yogastudios gelehrt wird, ist es für viele Menschen schlicht und einfach ein Work-out. Dabei ist Yoga so viel mehr als Sport. Ja, die körperlichen Übungen (Asanas) können durchaus anstrengend sein und natürlich auch fit machen. Das ist aber kein reiner Selbstzweck, denn tatsächlich waren die Asanas ursprünglich nur dazu gedacht, den Körper auf das lange Sitzen in der Meditation vorzubereiten. An flache Bäuche und eine definierte Arme hat damals niemand gedacht. Der physische Part des Yoga ist also nur ein Werkzeug für die ganzheitliche Praxis von Körper und Geist.

    Das bedeutet nun natürlich nicht, dass es gänzlich falsch ist, wenn jemand "nur" die Asanas übt. Denn Yoga hat auch auf rein körperlicher Ebene viele gesundheitliche Benefits, etwa für den Rücken. Man sollte dabei nur nicht vergessen, was der Ursprung des Ganzen war. Aber solange man die Praxis mit Achtsamkeit für den eigenen Körper und Offenheit gegenüber den philosophischen Wurzeln angeht, spricht nichts dagegen.

    4. Yoga machen nur esoterische Spaßbremsen

    Der gängige Mythos ist, dass alle Yogi:nis ihre Wohnung mit Klangschalen, Kristallen und Räucherstäbchen dekorieren, niemals einen Drink anrühren und quasi nur Sprossen und Nüsse essen. Und ja: Ganz von ungefähr kommt dieses Vorurteil vermutlich nicht. Denn viele Menschen, die sich intensiv mit Yoga auseinandersetzen, mögen auch die spirituelle Seite des Ganzen und räumen ihr einen gewissen Raum – auch in ihrem Zuhause – ein. Und die vegetarische oder vegane Ernährung etwa hat in vielen Yogastilen eine lange Tradition, weil sie auf dem Prinzip von "Ahimsa", also Gewaltlosigkeit, beruht.

    Aber, und das ist auch ein wichtiger Teil der Yoga-Philosophie: Yoga möchten niemanden ausgrenzen und sich nicht über andere stellen. Es ist also definitiv niemand "schlechter" im Yoga, weil er diese Dinge nicht tut oder mit gewissen Aspekten des Yoga nichts anfangen kann. Yoga ist so unglaublich vielfältig – und so kann sich jede:r die Bestandteile der Praxis aussuchen, die für sie/ihn funktionieren.

    5. Yoga funktioniert nur, wenn man seine Gedanken auf Knopfdruck abstellen kann

    Viele Leute glauben, sie seien schlicht und einfach zu unruhig für Yoga. Das ist so ähnlich wie mit dem Schmutzigsein und dem Duschen: Denn das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken ist etwas, das man beim Yoga lernt und tagtäglich aufs Neue übt – und keine Voraussetzung.

    Viele Menschen sind schnell entmutigt, wenn sie es nach einigen Wochen oder Monaten der Yoga-Praxis während Shavasana (Schlussentspannung) immer noch nicht schaffen, zur Ruhe zu kommen, und die Gedanken weiter fröhlich Karussell fahren. Das ist allerdings ein großes Missverständnis. Denn das Ziel ist es nicht, dass niemals Gedanken aufkommen, die man nicht haben möchte – sondern dass man es schafft, diese Gedanken einfach sein zu lassen, sie nicht zu bewerten und wieder ziehen lassen. Und auch das ist selbst nach Jahren der Praxis noch eine große Herausforderung.

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