"Denver-Clan"-Star Joan Collins: Hollywoods first Zicke wird 90
Als "Biest" wurde sie zum Star
Sie sei ein „Biest“, sagt man über sie. So bezeichnen ängstliche Männer gern Frauen, die besonders schön, intelligent, ein bisschen tricky und sehr sexy – mit einem Wort: überlegen – sind. Diesem Stadium ist die Schauspielerin Joan Collins längst entwachsen. Am 23. Mai wird sie 90 Jahre alt.
Trotzdem wird sie immer noch in die Kategorie „Biest“ eingeordnet, der gegenüber man(n) sich gewisse Unverschämtheiten herausnimmt. Weil sie nicht wie eine 90-jährige Dame aussieht, sondern wie eine alterslose Joan Collins, die es eigentlich schon immer gibt, lästern böse Zungen: „Man weiß es nicht so genau, vielleicht ist sie ja schon 150 …“
Auf solche Boshaftigkeiten pflegt sie mit einem unvergleichlich boshaften Lächeln zu antworten, mit einer leicht angehobenen Augenbraue, dem untrüglichen Zeichen der überlegenen Arroganz britischer Aristokraten.
Joan Collins hat noch vor wenigen Jahren in der amerikanischen TV-Serie „The Royals“ die Grand Duchess Alexandra of Oxford gespielt, aber sie ist natürlich weder Großherzogin, noch Prinzessin oder Baronin. Tatsächlich wurde sie 2015 vom damaligen Thronfolger und heutigen britischen König Charles III. (74) als „Dame Commander“ des Order of the British Empire geadelt, für ihr soziales Engagement als Schirmherrin eines Kinderhospizes und ihren Kampf gegen Brustkrebs. An dieser Krankheit war ihre sechs Jahre jüngere Schwester, die Schriftstellerin und Bestsellerautorin Jacqueline J. Collins (1937-2015), gestorben.
Joan Collins gehört seit Jahrzehnten zum Hochadel des internationalen Showbusiness, obwohl sie nie zur allerersten Garde der Hollywood-Stars zählte. Bei ihr gibt es keine Rangordnung: Sie gehört ganz einfach dazu.
Sie war bereits 48, als sie mit der TV-Serie „Denver-Clan“ (1981-1989) zu einer der bekanntesten Schauspielerinnen der Welt wurde. Vermutlich war Joan Collins die Einzige auf dem gesamten Erdball, die das Talent mitbrachte, die teuflische Alexis Colby-Carrington so brillant zu spielen. Eine Frau, die ihren silberhaarigen Ex-Mann Blake Carrington (John Forsythe, 1918-2010), einen Erdöl-Milliardär, mit allen Mitteln der Intrigenkunst bekämpfte.
Joan verkörperte diese Alexis mit einer genialen Mischung aus Zicke, Diva und Vamp so überzeugend, dass alle Welt felsenfest davon überzeugt war: Die Collins ist wirklich so. Unter der schönen, bösartigen Alexis hatte vor allem Carringtons Zweit-Ehefrau Krystle (Linda Evans, 80) zu leiden, was sie und viele Millionen ihrer Zuschauer zu Tränenströmen hinriss. Sie waren sich alle einig: Joan Collins ist ein Höllenluder.
Dass sie und Linda Evans in Wahrheit eine herzliche Freundschaft verband, haben nur wenige wahrgenommen. Lange nach „Denver-Clan“ spielten beide zusammen Theater und gingen sogar bis 2007 damit auf Tournee.
Sie sieht sich selbst als völlig unprätentiösen Typ. Sie sei keine Hollywood-Ikone und schon gar keine Diva, sagte sie jüngst der „Abendzeitung“: „Ich bin zwar gut darin, solche Frauenfiguren auf der Leinwand zu verkörpern, aber im wirklichen Leben habe ich keine Starallüren, das könnte ich gar nicht, dafür bin ich viel zu bodenständig.“ Nur in einem Punkt werde sie biestig: „Idioten, Dummheit und Inkompetenz kann ich überhaupt nicht ertragen.“
Sie ist in London geboren und nach wie vor überzeugte Britin. Ihr Vater Joseph William Collins (1902-1988) kam aus Südafrika, entstammte einer jüdischen Familie und war Talentsucher, der unter anderem Shirley Bassey, Tom Jones und die Beatles betreute. Bereits als Kind war sie auf der Theaterbühne. Nach der Schule hat sie eine elitäre Ausbildung an der traditionsreichen Royal Academy of Dramatic Art genossen, eine großartige Theaterkarriere schien vorprogrammiert. Dann ging sie in den 50er-Jahren in die USA, spielte Shaw und Shakespeare am Broadway, drehte mit Paul Newman, Richard Burton, Harry Belafonte, Gregory Peck und Bing Crosby. Kleine, aber feine Rollen.
Mit ihrem fein geschnittenen Gesicht galt sie als eine der schönsten Frauen der Welt, sagen wir: die Zweitschönste, denn da gab es noch eine andere des gleichen Typs, die noch mehr in der Sonne stand: Elizabeth Taylor (1932-2011), ebenfalls eine Britin aus London. Und die stand Joan Collins‘ Aufstieg in die erste Hollywood-Riege im Weg.
Sie hat es gut verkraftet. Während Liz Taylor sich immer unglücklicher verliebte, um dann in Alkoholabstürze zu flüchten, ließ Joan Collins ihren Grips, von dem sie jede Menge hat, eindrucksvoll spielen. Nach dem „Denver-Clan“-Ende schrieb sie Schönheitsratgeber, Biografien und Romane, und sie verdiente damit auch richtig Geld. Und sie drehte weitere erfolgreiche Serien wie „The Royals“ und zuletzt „American Horror Story“.
Den Oscar hat das „Denver-Biest“ nie bekommen, dafür den Emmy und den Golden Globe. Außerdem ist sie die Ikone zahlloser Schwulen-Clubs.
Falls sie ihre optische Alterslosigkeit einem Chirurgen verdankt, so hat der erstklassige Arbeit geliefert. Sie wirkt nicht wie hingeschnitten, sondern wie eine konservierte Alexis: immer noch die gleiche Frisur, das gleiche Lächeln, der gleiche Blick. Ihr Schönheitsgeheimnis? „Nie das Gesicht in die Sonne. Kein Sport, das langweilt mich zu Tode! Immer Make-up tragen“, verriet sie einmal der „Bild“-Zeitung.
Das Thema Männer hat zu ihrem Ruf als zügelloser Vamp ebenso beigetragen wie ihre Paraderolle als Alexis. Zahlreiche Liebschaften (unter anderem mit Dennis Hopper, Warren Beatty und Ryan O’Neal) und fünf Ehemänner, von denen sie drei Kinder hat, das ist ihre persönliche Bilanz.
Der erste Ehemann Maxwell Reed (1952-1956) wollte sie an einen arabischen Scheich verkaufen, da ließ sie sich schnell scheiden. Der aktuelle Gatte, der Amerikaner Percy Gibson (58), ist 32 Jahre jünger, die Ehe hält seit 21 Jahren. Er sei der Beste von allen, sagte sie der „AZ“. „Percy und meine Kinder sind das Wichtigste in meinem Leben. Ich habe großes Glück.“
Nach wie vor arbeitet sie als Schauspielerin und pendelt zwischen ihren Wohnsitzen in London, Los Angeles und an der Côte d’Azur. Zuletzt hat sie an ihrer Autobiografie „Behind The Shoulder Pads“ geschrieben, in der sie ihre Erinnerungen und Abenteuer schildert – und sich selbst „gehörig auf die Schippe nimmt“. Das Buch erscheint in einigen Monaten.
Ihre Vorliebe für deftige Genüsse – sie mag bayerisches Essen und Bier – offenbart eine andere Joan Collins als die Edelzicke Alexis, die stets nur am Champagner zu nippen pflegt. Filmfans sehen sie gelegentlich beim Shoppen im Waitrose-Deli im Londoner Edel-Viertel Belgravia. Im Einkaufswagen der älteren Dame, die meist ein Hauch von Shalimar-Parfum umweht, liegt jede Menge Fastfood wie Burger, Spaghetti-Ringe von Heinz, reichlich Käse und Pringles-Chips. So is(s)t die wahre Joan Collins.
spot on news
Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel