Noch immer viel "Felicità" – Al Bano wird 80

Rom – Wenn Al Bano mit seiner markanten Stimme und voller Leidenschaft das erste „Felicità“ anstimmt und Romina Power ihm ihre Strophe entgegenhaucht, geht Italienliebhabern das Herz auf. Mit dem Lied über Glück verbinden deutsche Fans des Pop-Duos Urlaub, Strand und Meer. Al Bano & Romina Power fesselten ein Millionenpublikum. Al Banos Popularität ist weiter ungebrochen – in Italiens Öffentlichkeit ist er allgegenwärtig. Am 20. Mai wird der Schlagersänger 80 Jahre alt.

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Wie kaum ein anderer steht der Süditaliener – früher schick im Anzug, mit voller und dunkler Matte auf dem Kopf und mit seiner einprägsamen Stimme – für Italiengefühl. Er und seine Ex-Frau Romina Power – heute 71 Jahre alt – galten als das Traumpaar schlechthin. Vor allem der Ohrwurm „Felicità“ nährte die deutsche Italiensehnsucht und gilt als Hymne der Liebhaber des Landes. Erfolge feierte das Paar auch mit „Sempre Sempre“, „Sharazan“ oder „Ci sarà“.

Schon früh interessierte sich Al Bano für Musik – auf den Feldern seines Vaters sang er und übte das Gitarrespielen. Albano Carrisi, so sein bürgerlicher Name, kam 1943 in Cellino San Marco im tiefsten süditalienischen Apulien zur Welt. Seine Familie war in der Region in der Landwirtschaft tätig. Im Alter von sechs Jahren begann er bei seinem Vater zu arbeiten, erntete Oliven und pflegte Weinstöcke.

Gelegenheitsjobs als junger Mann

Mit 16 Jahren machte er sich in den Norden Italiens auf, um dort Geld zu verdienen. Mit zwei Hosen, einer Flasche Olivenöl und ein bisschen Brot im Gepäck ging er nach Mailand. Dort arbeitete er auf dem Bau, als Hilfskoch und Kellner und letztlich in einer Fabrik. Ein Mann versprach ihm mit einem zwielichtigen Angebot das schnelle Geld, um dubiose Umschläge auszuliefern. Mit Drogen wollte Al Bano aber nichts zu tun haben.

Er hatte es in Mailand schwer und nur wenig Geld, wie er in einem Interview der Zeitung „Corriere della Sera“ sagte. Als Süditaliener erlebte er Diskriminierung. Seine Kollegen nannten ihn etwa „terrone“ – ein abwertendes Schimpfwort für Süditaliener. Auch den Vorwurf, die „terroni“ würden den Norditalienern die Frauen wegnehmen, hörte er.

Hilfe von Adriano Celentano

In Mailand kam er mit dem „Clan Celentano“ in Berührung. Der große Adriano Celentano verhalf ihm damals zu ersten Auftritten als Sänger. Der Durchbruch gelang ihm 1967 mit dem Lied „Nel Sole“. Am Set der Verfilmung des Lieds lernte Al Bano die bildhübsche Romina Power kennen. „Sie trug einen Minirock, und ich hatte noch nie in meinem Leben einen Minirock gesehen. Ich fühlte mich, als würde ich den Himmel berühren“, beschrieb er ihre Begegnung in einem Interview.

Das Paar hätte nicht unterschiedlicher sein können. Er, der kleingewachsene Süditaliener aus dem traditionellen Apulien und Sohn eines analphabetischen Winzers. Und sie, die langbeinige und mondäne Amerikanerin und Tochter des Hollywoodstars Tyrone Power. 1970 heirateten sie, vier Jahre später vertraten die beiden Italien beim Eurovision Song Contest. Ab 1982 verzauberte „Felicità“ die Welt.

Später fand das Glück des Paars jedoch ein jähes Ende. 1994 verschwand ihre älteste Tochter Ylenia auf einer Amerikareise spurlos. Laut Al Bano geriet sie in schlechte Gesellschaft und entwickelte ein Drogenproblem. Er ist überzeugt, dass sich seine Tochter unter Drogeneinfluss bei New Orleans in den Mississippi gestürzt hatte.

Bis heute ist der Fall ungeklärt. An dem Verschwinden von Ylenia zerbrach letztlich die Ehe. Al Bano erklärte die Tochter für tot, Power dagegen glaubte, dass sie noch lebt. „Der Mississippi ist unversöhnlich, aber Romina wollte das nie akzeptieren“, sagte er. Die beiden ließen sich scheiden und schlugen Solokarrieren ein. Nach dem Verschwinden des eigenen Kindes dachte Al Bano sogar an Suizid. „Aber dann wurde mir klar, dass das die Stimme des Teufels war. Ich sagte mir: Vergiss nicht, dass auch Gott einen Sohn verloren hat.“

Weiter präsent in Italien

Auch mit politischen Äußerungen fiel Al Bano auf. Schon vor einigen Jahren sorgten Aussagen zur besetzten Schwarzmeerhalbinsel Krim für Aufsehen. 2019 wurde er wegen kontroverser Interviews von der Ukraine gar auf eine Schwarze Liste gesetzt. Nach eigener Aussage versucht er sich nun zu zügeln. „Mein Vater hatte mich nicht nur vor den Drogen, sondern auch vor der Politik gewarnt“, erzählt er.

Ruhig wird es um den Italobarden nicht. Vor einigen Jahren plagten ihn zwar gesundheitliche Probleme und er trat etwas kürzer. In der italienischen Öffentlichkeit ist er weiter präsent und in verschiedenen TV-Formaten häufig zu Gast – etwa in den italienischen Versionen von „Let’s Dance“ und „The Masked Singer“, aber auch als Juror bei „The Voice of Italy“ oder als Gast beim Sanremo-Festival. Auch luden ihn Reality-Shows ein – wegen seiner Beziehung mit dem 29 Jahre jüngeren TV-Sternchen Loredana Lecciso, mit dem er zwei Kinder hat.

Seinen runden Geburtstag wollte er groß feiern. Am 18. Mai fand ein großes Konzert in Verona mit anderen italienischen Showgrößen statt. Auch mit seiner neuen Tournee „È la mia vita“ (Es ist mein Leben) ist er voll beschäftigt. Noch vor wenigen Jahren hatte er angekündigt, als Berufsmusiker aufzuhören. Er hat es sich offenbar anders überlegt. Ruhig will der Jubilar es immer noch nicht angehen – schließlich werde er „nur vier Mal 20 Jahre alt“, sagte er kürzlich im italienischen Fernsehen. © dpa

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