„Good Evening, Österreich!“ begrüßten Satiriker Jan Böhmermann und sein Podcast-Kumpel Olli Schulz die Zuseher und -hörer beim Live-Stream in der ORF-Mediathek. Die beiden „Gast-Ösis“ warnten alle ESC-Interessierten in mehrerlei Hinsicht vor. Erstens wies Böhmermann „aus rechtlichen Gründen“ darauf hin, „dass der ORF an allem, was jetzt passiert, keine Schuld trägt.“ Zweitens war man auch ums Wohl der Zuhörer besorgt: „Wer den ungetrübten Genuss der Songs haben will, soll vielleicht doch umschalten.“ Man kann also nicht sagen, dass beide das Publikum nicht gewarnt hätten.
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Die beiden Spaßmacher begannen mit kalauerhaftem Warm-up („Wir melden uns aus Liverpool, wir sitzen direkt an der Liver.“), kamen aber schnell ins Lästern. Etwa über ESC-Legende
Jan Böhmermann klingt wie Peter Urban auf Helium
Hier ein bisschen Frotzeln über die „deutschen Kollegen“ („Peter Urban hat uns die Absolution erteilt“), da ein bisschen Polit-Zynismus („Es hat sich zum Glück das harte Motto ‚United By Music‘ durchgesetzt, anfangs war ja auch das weichgespülte ‚Fuck Russia‘ im Gespräch“). Die beiden kamen rechtzeitig zum Showbeginn in Fahrt. Böhmermann klang sogar ein bisschen wie Peter Urban auf Helium.
Als die Vorjahressieger Kalush Orchestra die Halle in Marschformation betraten, wurde Böhmermann kurz fachfremd: „Ja, das erinnert an deutsche Stahlhelme, da schlagen österreichische und deutsche Herzen ein bisschen höher.“ Die Herzen der Kommentatoren hüpften dann aber auch endlich und zwar, als die Musik begann. Mit ihren „Landsfrauen“, denn Teya & Salena eröffneten mit „Who The Hell Is Edgar“ den Wettbewerb. Vor allem
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Lord Of The Lost. Letzter. 3 Jury-Punkte, 15 Fan-Punkte. Unterirdisch. Die ersten Punkte hatte es um 0:30 Uhr aus Island gegeben. Schulz und Böhmermann hatten keine Probleme mit der Rolle als „Nestbeschmutzer“. „15 Punkte in ganz Europa! Das ist so geil, ey. Wir werden so gehasst, Alter. Äh: DIE werden so gehasst.“ Dass „ihre“ Österreicherinnen nur einen einzigen Fan-Punkt mehr bekamen, rutschte den „Leih-Ösis“ dann aber durch.
Schulz war zwar nicht prinzipiell gegen die deutschen Rocker, weil „so schlecht fand ich es gar nicht“, aber die Performance und das Outfit – vor allem das Outfit – der Brachial-Rocker verstörte auch Schulz ein wenig. „Wird der Penis drin bleiben?“, fragte er sich bang mit Blick auf den einbeinigen Latexanzug von Sänger Chris Harms. Am Ende meinte Schulz: „Ich drück’ die Daumen. Da hab ich heute schon deutlich schlechteres gesehen.“ Böhmermann: „Aber auch deutlich besseres.“ Am Ende ergötzten sie sich halt doch im Lästern, etwa über das in der Tat etwas linkische Anfeuern von Harms („Eurovision make some noise!“). Schulz: „Schau, Stadtfest geht auch beim ESC.“
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Punkteregen für Loreen: Olli Schulz ist frustriert
Durch die Bank hatte Schulz den besseren musikalischen Riecher. Er nordete Schweden (Sieger), Israel (Dritter), Norwegen (Fünfter) als Favoriten ein, selbst den weichgespülten Italiener (Vierter) erkannte er als Top-Kandidat. Böhmermann tat sich musikalisch wesentlich schwerer, konnte vor allem mit dem schrägen Finnen oder den Glamrockern aus Australien nichts anfangen, „Aber so Partymucke gehört auch zum ESC“, erläuterte Schulz und hatte Recht: Finne Käärijä hatte dank überwältigendem Publikumszuspruch beinahe noch der Schwedin Loreen den zweiten ESC-Sieg nach 2012 geklaut und die Aussies wurden immerhin Neunter.
Böhmermann und Schulz nahmen kein Blatt vor den Mund, vor allem Schulz wurde mit zunehmender Müdigkeit aggressiver. „Dass alle den Schweden die A…lö..er lecken, regt mich so auf“, motzte er, weil sich über Loreen ein – seiner Meinung nach allzu euphorischer – Punkteregen ergoss und sie mehrfach die „twelve points“ einsackte. Als Loreen dann doch als Siegerin feststand, reagierte Schulz auch enttäuscht: „Alter, ich hab’s nicht gefühlt.“ Und die armen Landsleute, die Deutschen? Schulz: „Die schicken nächstes Jahr die Onkelz.“
Tönstörung: Drehte der ORF zwischendurch den Saft ab?
Das Experiment polarisierte, womit es Böhmermann und Schulz selbst gut gefallen haben dürfte. Kurz nachdem sie mal wieder über Deutschlands ESC-Schicksal gelästert hatten, gab es eine Tonstörung, die von Böhmermann als Sabotageakt eingeordnet wurde: „Der ORF hat uns den Saft abgedreht, weil’s zu politisch geworden ist.“
Das war natürlich auch nur ein Gag. Das Witzigste daran war, dass man den Tonausfall erst bemerkte, als er beendet wurde. Das Schweigen hatte also gar nicht gestört, im Gegenteil. Auch eine angenehme Erkenntnis. © 1&1 Mail & Media/teleschau
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