"Vivace" bringt Geigerin Anne-Sophie Mutter ins Kino

München – Anne-Sophie Mutter hat eine Karriere hingelegt, wie kaum eine andere Musikerin. Als Wunderkind auf der Geige beeindruckte sie mit 13 Jahren den berühmten Dirigenten Herbert von Karajan, der ihr Mentor wurde. Bald gelangte die hochbegabte Violinistin zu Weltruhm.

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Ein Dokumentarfilm gibt nun Einblicke in ihr Leben, heute und früher. Mutter spricht mit Musikern wie Daniel Barenboim und John Williams – und mit Roger Federer, ist sie doch leidenschaftlicher Tennisfan. „Vivace“ entstand mit Blick auf den 60. Geburtstag der Münchnerin am 29. Juni, Kinostart ist heute (28. März).

Geigenspiel wird zum Genuss

„Wir warten alle auf den Flow, dass du wirklich eins bist mit der Materie, dem Bogen, der Geige und dem, was du jetzt tust“, beschreibt Mutter im Film das Gefühl, das sich idealerweise bei einem Konzert einstellt. Wie intensiv sie die Musik fühlt, davon zeugen Videos von früher. Ein junges Mädchen, das versunken ist in seinem Geigenspiel und den Moment sichtlich genießt.

„Wenn man nicht mit Freude und Leidenschaft dabei ist, dann sind diese vielen Hürden, die man überwinden muss, sehr hoch“, sagt die Münchnerin im Interview der Deutschen Presse-Agentur anlässlich des Filmstarts. „Aber meine Eltern haben mich einfach machen lassen, mich unterstützt. Und ich hatte das wahnsinnige Glück, dass ich diesen Beruf nicht nur ergreifen wollte, sondern immer noch mit großer Leidenschaft lebe.“

Geige gegen den Willen der Eltern

Dass sie einmal Violinistin werden würde, daran hatte sie offenbar nie Zweifel, auch wenn sie zunächst Klavierunterricht bekam. „Meine Eltern wollten nicht, dass ich Geige spiele, weil es ein Kind in der Nachbarschaft gab, das Geige gespielt hat und das klang wohl so schlimm, dass meine Eltern beschlossen, nein, das wollen sie sich nicht antun“, erzählt sie im Film.

Doch die im baden-württembergischen Wehr aufgewachsene Mutter setzte sich durch – fortan wurde die Geige ihr Ein und Alles. Was sie machen würde, wenn es mit der Solokarriere nicht klappt, wird sie als Mädchen in einer Videosequenz von damals gefragt. Ihre Antwort: „Das klappt, das ist ganz klar. Wenn es nicht klappt, weiß nicht. Aber warum soll es nicht klappen?“.

„Ist doch extrem schlagfertig“, sagt Mutter heute über diese Antwort und lacht. „Wenn es nicht klappt, dann versuche ich es eben erneut. Aufgeben ist keine Option. Man kann versuchen, andere Wege zu gehen oder einen anderen Zugang zu einem Problem zu finden.“

Zwischen Leichtigkeit und Verzweiflung

Diese innere Stärke verdankt sie auch den Umständen: „Ich hatte immer das große Glück, dass ich mir Rat holen durfte und dass es Menschen gab, denen ich nicht egal war, die mir Vorbilder waren und die mir Wärme gegeben haben, die notwendig war, um mich nicht alleine durch zu fühlen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich beispielsweise Save the Children so verbunden fühle. Es gibt nichts Schlimmeres im Leben, als nicht gehört und nicht gesehen zu werden.“

Schon von klein auf war Mutter von Musik umgeben, so dass der Wunsch, selbst aktiv zu werden, ganz von selbst entstand. „In meinem Fall waren es die unzähligen Klassikplatten, die meine Eltern gehört haben, und auch sehr, sehr viel Jazz. Beides sind meine lebenslangen Passionen“, erzählt sie. „Und ich hatte das große Glück, dass mir das Geigespielen leicht fiel. Ich bin dabei geblieben, weil ich nur den Spaß an der Sache sah und glücklich war, dass ich etwas machen konnte, was mich erfüllt hat.“

Doch auch eine Meisterin ist nicht frei von Zweifeln und erlebt Momente, in denen es mal hakt. „Es gibt ja immer wieder Projekte, die einen an den Rand der eigenen Möglichkeiten bringen und an denen man dann hoffentlich wächst, die man irgendwann meistert“, gibt sie im Interview zu. Doch entmutigen lassen? Nicht Anne-Sophie Mutter: „Ich finde das Hürdennehmen eine spannende Sache. Und es hat natürlich ein gewisses Suchtpotenzial, etwas Neues zu lernen.“ © dpa

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