Aus dem südafrikanischen Township aufs große Tanzparkett und in die „Let’s Dance“-Jury: Motsi Mabuse hat sich einen Traum erfüllt. Und doch lässt die Sky-Doku, die der 41-Jährigen ganz nah kommt, tief blicken. Erzählt wird von einer harten Kindheit, von Ängsten und von Einsamkeit.
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Eigentlich ist sie die Frau, deren Optimismus, Mut und gute Laune ansteckend wirken: Wenn
„Früher habe ich getanzt“, sagt sie. „Jetzt labere ich einfach.“ Damit wirkt es fast so, als ob Motsi Mabuse den roten Faden der „Her Story“-Doku vorgibt, die ihren Lebensweg nacherzählt. Doch dann ist es doch ein wenig anders. Weniger laut und schrill. Der einfühlsame Sky-Filmbeitrag schafft es, von einem steilen, aber eben auch von einem steinigen Karriereweg zu berichten. Und dabei kommt die Kamera der Frau, die eigentlich Motshegetsi Mabuse heißt und die nicht nur ihren für deutsche Zungen schwer auszusprechenden Vornamen europäischen Verhältnissen anzupassen hatte, sehr nahe.
Motsi Mabuse in „Her Story“ (Sky): „Niemand hat mir etwas geschenkt“
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Schnell zeigt sich: Die heute 41-Jährige, ein Energiebündel mit breitem Grinsen, strahlenden Augen und einem herzlichen Lachen, steht überall schnell im Mittelpunkt. Und doch ist es auch Einsamkeit, die Motsi Mabuse umgibt. An allem, was an ihr leicht und heiter scheint, spürt man die harte Arbeit, die dahintersteckt. Und stets auch ein Stück Sorge, das Erreichte wieder zu gefährden oder gar zu verlieren. Vieles davon hat mit ihrem nicht einfachen, entbehrungsreichen Aufwachsen in einem Township in der Nordwest-Provinz von Südafrika zu tun.
„Ich weiß, wie es ist, allein zu sein – als einzige schwarze Frau in einem Raum“, sagt sie heute im Rückblick. „Niemand hat mir etwas geschenkt.“ Doch ungnädig möchte sie nicht sein, deswegen fügt sie rasch, aber bescheiden an: „Talent vielleicht.“ Es ist ihr Rhythmusgefühl, das sie immer antrieb – und auch heute weiter in Atem hält. „Ich habe immer getanzt“, sagt sie. Schon als junges Mädchen besuchte sie Tanzschulen und entwickelte Ehrgeiz auf Erfolge. „In dem Moment, als ich anfing zu tanzen, konnte ich nicht mehr aufhören.“
Zunächst tanzte Motsi Mabuse mit ihrem Bruder – in einer Welt, die von großer Spannung geprägt war. Südafrika befand sich im Übergang, das rassistische Apartheid-System war erst langsam im Untergehen begriffen. „Wir waren die erste schwarze Familie“, sagt sie über Tanzwettbewerbe mit ihrem Bruder und stets begleitet von ihrer Familie. „Gefühlt mussten wir zehnmal mehr leisten.“
Aufbruch nach Europa – mit der Sorge ihrer Eltern im Nacken
Eiserne Disziplin prägte ihre Jugendzeit. „Unsere Eltern waren streng“, erzählt Motsi. Für Freizeit oder gar Vergnügungen war kein Platz. „Die Freiheit haben wir beim Tanz gefunden.“ Ihren Eltern verdankt sie viel. Vielleicht auch deswegen war ein erster vorläufiger Bruch notwendig, aber auch sehr schmerzhaft. Motsi verließ ihre Eltern, um in Europa durchzustarten. Mit Erfolg. Was ihr blieb, war die ständige Angst, Vater und Mutter zu enttäuschen.
Ihr heutiger „Let’s Dance“-Jurypartner
Auch ihr Tanzpartner Evgenij Voznyuk, mittlerweile auch ihr Ehemann, mit dem Motsi Mabuse eine Tanzschule im Taunus betreibt, wirkte erschöpft und enttäuscht. Der Traum vom Weltmeistertitel war ausgeträumt. Und doch begann etwas Neues, das auch wie eine Befreiung wirkte – weg von den Klischee-Kostümierungen, die die Südafrikanerin nicht selten in eine plumpe „Exotinnen“-Rolle drängten. „Motsi ist ja nicht nur Afrika“, sagt Joachim Llambi. „Sie ist eine Frau, die man nicht nur darauf reduzieren darf.“
„Soll ich mich schämen für meinen Körper?“
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Ihre Hautfarbe, auch ihre Rundungen sind für Motsi Mabuse nicht nur Thema, sondern Herzensangelegenheit. Es geht um den Stolz, ganz zu sich selbst zu stehen – trotz gelegentlicher Anfeindungen und trotz des latenten Sexismus und Rassismus in westlichen Gesellschaften. „Soll ich mich schämen für meinen Körper?“, sagt sie und lacht dann forsch in die Kamera. Frage beantwortet!
Tatsächlich ist das Eintreten für selbstbewusste Frauen und etwa gegen Bodyshaming eine Mission für Motsi Mabuse. Und ihrer Vorbildrolle ist sie sich bewusst. Sie spricht von ihrer „Verantwortung gegenüber People of Color“. Gerade als Show-Star möchte sie auch gesellschaftspolitisch wirken und zeigen, „dass schwarze Frauen facettenreich sind“.
Es ist ein neues Selbstbewusstsein, das für sie nicht immer selbstverständlich war: „Als ich nach Deutschland kam, gab’s nur Arabella Kiesbauer“, erinnert sie sich an die frühere Talkshow-Moderatorin mit ghanaischen Wurzeln. „Am Anfang habe ich gedacht, ich bin ganz allein.“
„Ich habe sehr wenig Kontakt mit Menschen“
Und doch gibt es eine Seite, an der man auch den großen Druck spürt, der auf ihr lastet. Wie kann man leicht und locker bleiben, wenn man etwa in den sozialen Netzwerken kritisiert, beleidigt und offenbar nicht selten auch rassistisch angegriffen wird? Viele Hassbotschaften schickt Motsi Mabuse direkt an die Polizei weiter.
Ihr Privatleben schützt sie wie eine Löwin. Von ihrer jungen Tochter gibt’s auch in der einfühlsamen Sky-Doku kein Bild. Es ist eine bewusste Entscheidung, die Kraft kostet. Die aber wichtig scheint: „Ich habe sehr wenig Kontakt mit Menschen“, sagt sie und klingt dann gar nicht heiter. Trotzdem sagt sie. „Und das passt mir so.“
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