James Cameron über das bleibende Vermächtnis seines Blockbusters "Titanic"

  • Anlässlich der Wiederaufführung von „Titanic“ zum 25. Jubiläum spricht Regisseur James Cameron im Interview über das bleibende Vermächtnis seines Blockbusters.
  • Zudem erklärt der Oscarpreisträger, weshalb in seinem Film „Liebe und Tragödie Hand in Hand“ gehen.

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Mittlerweile ist es etwas über 25 Jahre her, dass „Titanic“ in den Kinos gestartet ist – und zum Welterfolg wurde. Am 9. Februar erlebt der über lange Zeiten umsatzstärkste Film der bisherigen Kinogeschichte eine Wiederveröffentlichung in den deutschen Kinos.

Im Interview mit „spot on news“ verrät Regisseur und Oscarpreisträger James Cameron, warum das Publikum so sehr von der Liebesgeschichte von Rose und Jack gefesselt ist, mit welchen technischen Tricks er die Titanic versinken ließ und warum sich heutige Zuschauer sein Werk unbedingt im Kino anschauen sollten.

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Herr Cameron, „Titanic“ war Ende der 1990er Jahre ein riesiger Erfolg und nahezu universell geliebt. Warum sollten Zuschauer jetzt in die Kinos gehen, um den Film anzuschauen?

James Cameron: Ich denke, Nostalgie ist ein großer Faktor. Neugier mag auch ein Faktor sein für ein jüngeres Publikum, das den Film noch nicht im Kino gesehen hat, aber von seinen Eltern oder älteren Geschwistern und Freunden unaufhörlich davon gehört hat. Es gibt diese Art von kulturellem Einverständnis, dass es die Art von Film ist, die im Kinosaal gesehen werden muss. Meiner Meinung nach suchen Menschen genau danach. Durch all die verschiedenen Streaming-Dienste stürzt diese riesige Flut an neuem Material über uns – da draußen gibt es so viele Medien. Doch aus all dem treten nur einige Dinge hervor, die im Kino gesehen werden müssen.

„Titanic“ ist genau das: eine sichere Sache, ein garantiertes Erlebnis. Wenn Menschen das seit 25 Jahren behaupten, muss es stimmen – oder? Es gibt also viele Gründe, ins Kino zu gehen.

„‚Titanic‘ hat den Test der Zeit überstanden“

Haben Sie für die Wiederveröffentlichung technische Änderungen am Film vorgenommen, etwa den Spezialeffekten ein Update verpasst?

Das größte technische Update hat „Titanic“ für die Wiederveröffentlichung im Jahr 2012 erhalten. Damals haben wir 18 Millionen US-Dollar ausgegeben für die Konvertierung in 3D. Ich würde sagen, das ist mit Sicherheit die beste 3D-Konvertierung, die jemals unternommen wurde. Mein Ziel war es damals, den Film ununterscheidbar von einem in 3D fotografierten zu machen. Dem sind wir meiner Meinung nach sehr nahegekommen. Damals haben wir auch ein 4K-Upgrade vorgenommen.

Dieses Mal haben wir uns einige neue Formate angeschaut, und „Titanic“ für Atmos-Sound neu abgemischt. Dadurch wird der Film räumlich sehr viel immersiver. Auch die Frame Rate haben wir auf sehr umsichtige Weise erhöht, denn es gab einige wenige Momente, die in 3D ein wenig verwackelt wirkten. Das haben wir ausgebessert. Also im Prinzip ist der Film einfach auf das technische Niveau gebracht worden, das heutzutage zur Verfügung steht.

Es wurde jedoch kein neues Material hinzugefügt, es gibt keine Unterschiede in der Schnittfassung, keine Änderungen an den visuellen Effekten, denn das war, offen gesagt, nicht nötig. „Titanic“ hat den Test der Zeit überstanden. Ich bin sehr stolz auf mein Spezialeffekte-Team von damals, und würde sie nicht beleidigen, indem ich jetzt Änderungen vornehme. Sie haben einen verdammt guten Job gemacht. Wir versuchen also, mit den neuen Formaten Schritt zu halten und die bestmögliche Show zu bieten, haben jedoch an der Originalfassung des Films nichts verändert.

„Das sind die Dinge, mit denen alle Menschen konfrontiert sind“

Können Sie sich erklären, warum das Publikum an der Liebesgeschichte von Rose und Jack auf solch emotionale Weise Anteil nimmt?

Schon in einigen antiken griechischen Liebesgeschichten oder etwa in William Shakespeares „Romeo und Julia“ gehen Liebe und Tragödie Hand in Hand. Als intelligente Wesen, mit der Bürde unseres Intellekts ausgestattet, wissen wir, dass wir sterben werden. Wir werden alle sterben. Wenn wir nun eine wirklich tiefe Liebe für andere Menschen empfinden – sei es in der Familie, der Ehe oder zu unseren Kindern – wird ultimativ dieser Moment auf uns zukommen, in dem wir getrennt sind. Es gibt keine anhaltende Liebe ohne Trennung.

„Titanic“ dreht sich für mich daher um die Liebe und den Tod, und feiert die Liebe und den bleibenden Effekt, den sie auf einen Menschen haben kann. Die Beziehung zu Jack wirkt sich positiv auf Rose aus. Er lockt sie aus ihrem Kokon, und sie tritt als Schmetterling hervor. Einer der großen emotionalen Momente des Films ist es, das erfüllte Leben zu sehen, das sie aufgrund ihrer Zeit mit ihm geführt hat. Er lebt also in ihr weiter. Ich denke, Menschen auf der ganzen Welt, in jeder Kultur, Religion oder Sprache, werden davon angesprochen. Das sind die Dinge, mit denen alle Menschen konfrontiert sind.

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„Es war für mich das letzte Mal mit Modellen“

War „Titanic“ Ihr letzter Film, bei dem Sie mit einer Mischung aus Modellen des Schiffs – also praktischen Effekten – und Computer-generierten Bildern gearbeitet haben?

Ja. Viele der großen Massenszenen bei „Titanic“ kamen aus dem Computer und wurden mittels CG erzeugt. Jedes Mal, wenn man das Schiff sieht, war das aber ein Modell. Wir hatten ein knapp 13 Meter langes Modell des kompletten Schiffs, und dann noch größere Nachbauten von einzelnen Abschnitten, an denen die Titanic auseinanderbrach. Aber ja, es war für mich das letzte Mal mit Modellen.

Allerdings haben wir für National Geographic kürzlich ein Special mit dem Titel „Titanic: 25 Years Later with James Cameron“ produziert. Darin haben wir auf physische Modelle zurückgegriffen, um die Eigenschaften und die Physik des Auseinanderbrechens und Sinkens des Schiffs zu studieren. Wir wollten bestätigen oder falsifizieren, was im Film gezeigt wird. Das war aber eher ein forensisches Experiment. Per Computer konnten wir das Auseinanderbrechen des Schiffs nicht sehr präzise modellieren. Deshalb haben wir physische Modelle benutzt. Für mein Filmemachen nutze ich physische Modelle überhaupt nicht mehr. Per Computer kriegen wir das so viel besser hin.

Irgendwann in den nächsten Tagen oder Wochen lösen Sie mit ihrem eigenen neuen Film „Avatar: The Way of Water“ möglicherweise „Titanic“ als drittumsatzstärksten Film der bisherigen Kinogeschichte ab. Stimmt Sie das traurig?

Es ist lustig. Es ist ein gutes Problem, wissen Sie (lacht). Es könnte auf viele verschiedene Arten ausgehen: „Avatar 2“ könnte „Titanic“ überholen, und dann „Titanic“ wieder „Avatar 2“. Oder „Avatar 2“ geht genau dann die Luft aus, wenn die Grenze von „Titanic“ erreicht ist. Oder der Film zieht locker an „Titanic“ vorbei. Wer weiß? Das hängt alles davon ab, wie gut sich „Titanic“ 25 Jahre später auf dem Markt schlägt.

Ich sehe das aber als positives Problem, denn Menschen haben genug Interesse an einem meiner Filme, um ihn 25 Jahre später noch einmal in die Kinos zu bringen. Als wir den Film vor zehn Jahren in 3D wieder veröffentlichten, spielte er eine Unmenge an Geld ein. Wir haben also bewiesen, dass es da draußen ein Publikum gibt – ob jetzt ein nostalgisches oder ein jüngeres, neugieriges Publikum -, das den Film noch nicht im Kino gesehen hat und diese Chance genutzt hat. Ich kann Ihnen aber nicht sagen, wie es ausgehen wird. © 1&1 Mail & Media/spot on news

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