Das Wiener Fälschermuseum würde André Hellers als Basquiat-Rahmen ausgegebene Eigenproduktion sehr geerne ausstellen, so Diane Grobe.
Sieleitet das Fälschermuseum schräg gegenüber dem WienerHundertwasserhaus. Ihr Haus hat sich auf Kunstfälschungen undKunstfälscher – quasi True Crime im Kunsthandel – spezialisiert. Nebenden Hitler-Tagebüchern und einer falschen Fälschung habe auch derHeller-Rahmen „eine nette Geschichte“, meint Grobe bei einemLokalaugenschein der APA.
Fälschermuseum Wien würde Heller-Rahmen gerne ausstellen
Den Grundstein des 2005 eröffneten kleinen Museums in einem Untergeschoss eines Hauses in Wien-Landstraßehabe eine Bekanntschaft mit dem Fälscher Edgar Mrugalla gelegt, erzähltGrobe. Der mittlerweile verstorbene Deutsche habe von den 1950er- bisin die 1980er-Jahre Fälschungen angefertigt – auch für die Stasi. „DieGeschichten haben wir spannend gefunden und angefangen, Fälschungen zusammeln“, erinnerte sich Grobe. Mrugallas täuschend echte, kleineRembrandts zieren nun eine Wand im Fälschermuseum.
„Basquiat“-Rahmen von Heller passe gut ins Fälschermuseum
Auch der Rahmen von André Heller passe da gut hin, findet Grobe. Der Künstler hatte Skizzen Jean-Michel Basquiats auf Holzleisten geklebt, rote Farbe, Stücke eines schwarz gefärbten Besenstils sowie Nägel hinzugefügt und so einen Rahmen geschaffen, mit dem er den Basquiat-Experten Dieter Buchhart täuschen wollte. Der Gegenstand wurde später für 800.000 Euro verkauft, schließlich aber wieder von Heller zurückgekauft. Laut Grobe handelt es sich dabei um eine Stilfälschung, sei der Rahmen doch mit der Absicht gemacht worden, vorzutäuschen, er stamme von einem anderen Künstler.
Fälschung: André Heller sprach von einem „kindischen Streich“
Heller hatte später von einem „kindischen Streich“ gesprochen. Ähnlich habe der Niederländer Han van Meegeren mit dem Fälschen begonnen, erzählt Grobe. Der Porträtmaler sei für seinen Stil kritisiert worden und wollte seine Kritiker dann mit falschen Vermeers hereinlegen – einen davon verkaufte er gar an Hermann Göring. Das Motiv der meisten Fälscher sei allerdings die Verzweiflung. So etwa bei dem Ungarn Elmyr de Hory, dessen Skizze nach der Picasso-Figur „Die Eule“ im Museum zu sehen ist. Seine Fälscherkarriere habe begonnen, als eine Dame meinte, eines seiner Bilder wäre ein Picasso. Da „er Hunger gehabt hat“, hatte er nicht widersprochen …
Wiener Fälschermuseum ersteht Ausstellungstücke bei Auktione
Die meisten Ausstellungsstücke werden bei Auktionen erworben, wo Bilder bereits als Fälschungen erkannt und verkauft werden, erzählt Grobe. Neben Stilfälschungen, zu denen es kein Original gibt, hängen auch Identfälschungen, für die etwa Druckblätter oder Radierungen nachgemacht wurden, und sogar falsche Fälschungen an den Wänden.
Berühmteste Fälscher-Gesichte ist jene der Hitler-Tagebücher
Die wohl berühmteste Geschichte, die hier erzählt wird, ist jene der gefälschten Hitler-Tagebücher, die der Maler Konrad Kujau an das deutsche Nachrichtenmagazin „Stern“ verkauft hatte. Nur durch das Alter des Papiers habe man die Fälschung erkannt. Besser gemacht hat es der Brite Eric Hebborn, der eine „Schülerwerkstattarbeit“ Raffaels auf Papier aus alten Büchern fälschte, so Grobe, mit dem Nachsatz: Hätte man den Besenstiel aus Hellers Rahmen untersucht, so hätte man anhand des Materials wohl auch die Fälschung erkennen können. Neben den Tagebuchseiten hängt ein unechter Kujau – ein Bild, das sich nur mit großen Schwierigkeiten als Gustav Klimts „Danae“ verkaufen ließe. Eine angebliche Nichte Kujaus habe nach dessen Tod weitere Billig-Fälschungen aus Asien kommen lassen und sie mit der Signatur Kujaus versehen.
Gefälschtes Emil-Nolde-Aquarell aus der Malstube Mrugallas
Das Wort „Fälschung“ prangt auf einem Emil-Nolde-Aquarell aus der Malstube Mrugallas. Für den deutschen Experten Martin Urban ging das Anbringen des Stempels nicht gut aus. Da man sich nicht zu hundert Prozent sicher sein könne, dass es sich um eine Fälschung handle, musste er 30.000 D-Mark Strafe zahlen. Heute werden Fälschungen in den meisten Fällen von Auktionshäusern zurückgegeben, erzählt Grobe, dass diese anschließend andernorts weiterverkauft werden, komme öfter vor. Werke von Sachverständigen prüfen zu lassen, sei teuer, man könne sie aber – anders als herkömmliche Experten – klagen, wenn sie sich irren. Urteile von Sachverständigen über die Herkunft eines Bildes würden sich aber teilweise unterscheiden. So können sich Fälschungen oder falsch zugeschriebene Werke auch in Museen finden, wohin sie etwa durch Schenkungen gelangen, erklärt Grobe. Kunst sei schließlich auch eine Glaubensfrage.
(APA/Red)
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