Beziehungsstatus "kompliziert": So lässt sich das Verhältnis von Prinz Joachim, 53, zu Prinz Frederik, 54, und seiner Rolle in der Königsfamilie heutzutage beschreiben. Das gibt der jüngere Sohn von Königin Margrethe, 82, auch gerne in Interviews zu verstehen – 2021 im Gespräch mit dem französischen Magazin "Point de Vue" und vor wenigen Wochen im Zuge des Titelskandals seiner Kinder gegenüber "B.T.". Doch das war nicht immer so. Ganz im Gegenteil. Die Nachkommen des dänischen Königspaares hatten als Kinder und Jugendliche eine enge, vertrauensvolle Bindung, die es so heute nicht mehr zu geben scheint.
Prinz Frederik und Prinz Joachim: Ihre royale Kindheit und Jugend schweißte sie zusammen
Prinz Frederik und Prinz Joachim trennt nur ein gutes Jahr, um genauer zu sein 377 Tage, die ihre Leben in jeweils eine bestimmte Richtung manövriert haben: auf den Thronfolgerplatz und an Stelle zwei – immer einen Schritt dahinter (zumindest bis zu Prinz Christians Geburt 2005). Das hat ihre geschwisterliche Beziehung einst nicht sonderlich gestört. Vielmehr ließ sie das Aufwachsen an der Seite von Nannys und Hauserzieherinnen zusammenwachsen, waren die Eltern doch oft abwesend. Der Grund: Königin Margrethe wurde mit nur 31 Jahren Königin von Dänemark und hatte an der Seite ihres mittlerweile verstorbenen Mannes Prinz Henrik, †83, allerhand Verpflichtungen und offizielle Termine im Namen der Krone zu absolvieren.
Die gemeinsame schulische Laufbahn der beiden Prinzen schweißte sie noch mehr zusammen. In den 1970er-Jahren besuchten Frederik und Joachim laut "Billed Bladet" zuerst die private Krebs' Schule in Kopenhagen und wurden parallel von 1974 bis 1976 von Privatlehrer:innen auf Schloss Amalienborg unterrichtet.
Harte Internatszeit: Frederik bedeutete Joachims Anwesenheit „sehr viel“
Das Schuljahr 1982/1983 verbrachten Margrethes Söhne auf dem Internat École des Roches in der Normandie in Frankreich. Der Umgang dort soll rau gewesen sein, die Brüder schlossen sich noch enger zusammen.
An diese herausfordernde Zeit erinnerte sich der Kronprinz in dem Buch "Unter dem Balken", das 2017 erschien: "Es war in unseren frühen Teenagerjahren, als wir auf ein Internat gingen, wo wir für lange Zeit uns selbst überlassen waren. Zum Glück waren wir im selben Haus. Ich erinnere mich, dass es mir sehr viel bedeutet hat, dass er da war." Damals sei Joachim beinahe sowas wie ein älterer Bruder für ihn gewesen, auf den er sich habe verlassen können. Der heute 53-Jährige habe das nie ausgenutzt.
Hinzu kamen Frederiks Selbstzweifel und Bedenken, ob er König der ältesten europäischen Monarchie werden wollte. Die große Verantwortung, die durch die Rolle des Kronprinzen auf seinen Schultern lastete, empfand er oft als schwer. Die Unterstützung seiner Eltern beschreibt der Thronfolger in dieser Zeit als zu wenig. Das gab er 1996 in einem explosiven Interview zu verstehen. Joachim füllte womöglich die elterliche Lücke.
Frederiks und Joachims Rollen waren in den 90er-Jahren vertauscht
Erst 1986, nachdem die Prinzen ihr Abitur am Øregaard-Gymnasium in Hellerup absolvierten, trennten sich ihre Wege: Joachim zog es nach Australien. Dort arbeitete er auf einer Farm in Wagga Wagga, begann später seine militärische Ausbildung. Frederik hingegen startete als Kronprinz direkt seine militärische Karriere als Rekrut in der Königlichen Leibgarde, studierte in Aarhus und Harvard Politikwissenschaft.
Heute gelten Frederik und Kronprinzessin Mary, 50, als DAS royale Traumpaar Dänemarks. Das war in den 1990er-Jahren zunächst anders. Joachim lernte seine erste Ehefrau und Mutter seiner ältesten zwei Söhne, Alexandra von Frederiksborg, 58, 1994 auf einer Party in Hongkong kennen, heiratete sie im November 1995 in der Kapelle von Schloss Frederiksborg. Ab da wurden sie auf den rot-royalen Teppichen vom dänischen Volk laut "B.T."-Royal-Experte Jacob Heinel Jensen gefeiert.
Mit Frederiks Hochzeit und Joachims Scheidung veränderte sich alles
Großen Anteil daran nahm auch Frederiks Junggesellendasein. Er war bekannt dafür, gerne zu feiern und sich noch nicht auf eine Frau festzulegen – bis er seine heutige Ehefrau Kronprinzessin Mary 2000 bei den Olympischen Spielen in Sydney kennenlernte. 2004 heiratete das Paar und Mary eroberte die Herzen der Dänen im Sturm. Nach Angaben des Royal-Experten sah das Volk in den beiden nun das potenzielle nächste Königspaar. Joachims Rolle wurde immer unwichtiger, vor allem als er sich 2005 von Alexandra scheiden ließ.
2008 heiratete der Prinz zwar seine zweite Frau Prinzessin Marie, 46, mit der er zwei weitere Kinder bekam. Seine Beliebtheit der 1990er-Jahre erlangte er laut Jensen nicht mehr zurück. Von der geplanten Vermählung soll Frederik damals angeblich per SMS informiert worden sein, behaupteten mehrere dänische Medien. Bestand hier schon eine Distanz? In den Folgejahren spekulierte die dänische Presse vermehrt, dass sich Frederik und Joachim nicht mehr allzu viel zu sagen hätten. Nur selten sah man die Brüder öffentlich zusammen. "Sie leben ihr eigenes Leben und passen auf, dass es nicht mehr Überschneidungen als möglich gibt", erklärte Olden-Jörgensen im Februar 2017 in "Se og Hör".
Die räumliche Trennung der Prinzen erfolgte schlussendlich mit Joachims und Maries Umzug nach Frankreich 2019. Dort arbeitet der Prinz seitdem als Attaché für das dänische Verteidigungsministerium. Das Paar ließ im Sommer 2020 gegenüber der dänischen Presse durchscheinen, dass die Wahl der neuen Heimat nicht auf eigenen Wunsch geschehen sei.
Prinzessin Marie + Prinz Joachim Kehren sie Dänemark wegen Mary und Frederik den Rücken?
Umzug nach Paris und Konfirmationsabsage
Zudem sei der Prinz unzufrieden mit seiner "weder schriftlich noch mündlich definierten" royalen Rolle, wie Joachim 2021 gegenüber "Point de Vue" klarstellte. Royal-Experte Lars Hovbakke bewertete die veränderte Lage des ewigen Zweiten gegenüber dem Sender "TV2" wie folgt: "Die Tatsache, dass er damit quasi aus der Öffentlichkeit verschwand, habe den Eindruck erweckt", er sei aus dem Weg geschafft worden.
Søren Jakobsen, Hofberichterstatter der dänischen Zeitung "Ekstra Bladet" hielt Joachims Umzug für einen folgerichtigen Schritt: "Es macht Sinn, dass Joachim sich von Dänemark fernhält. Er ist überflüssig und es ist in Ordnung, dass man ihm auf seinem Weg hilft. Dies vermeidet auch die Kluft und Konkurrenz zwischen dem Kronprinzenpaar und Prinz Joachim und Prinzessin Marie".
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Letzte Sympathien beim dänischen Volk dürfte sich Prinz Joachim mit der Absage seiner Teilnahme an Prinz Christians Konfirmation im Mai 2021 verspielt haben. Immerhin ist er der Taufpate seines Neffen. Dann der Skandal Ende September 2022: Königin Margrethe entzieht Joachims Kindern die Prinzen- und Prinzessinnentitel. Die Königin entschuldigte sich öffentlich, Mary wählte schlichtende Worte, Frederik schwieg und kontaktierte seinen Bruder nicht. Das gab Joachim kurz darauf gegenüber "B.T." zu und bestätigte wie auch seine Frau Marie, dass die Beziehung zum Kronprinzenpaar kompliziert sei.
Verwendete Quellen: pointdevue.fr, bt.dk, billedbladet.dk, tv2.dk, ekstrabladet.dk, seoghoer.dk
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