Wiener Band Wanda melden sich mit neuem Album zurück

Die Wiener Erfolgsband um Sänger Marco Michael Wanda meldet sich am Freitag mit einem neuen, selbstbetitelten Album zurück.

Die Gitarren sind wieder eingestöpselt, die Lederjacke istumgeworfen: Die Wiener Erfolgsband veröffentlicht am Freitag zwölf neue Songs, die in bewährter Manier zwarBeislcharme versprühen, aber auch die große Stadiongeste bedienen. Mitder APA sprach der Musiker über seine überwundene Wortohnmacht,therapeutische Ansätze und die Kraft des Rock’n’Roll.

Wiener Band Wanda veröffentlicht neues Album

Wien. APA: Veröffentlicht eine Band ein selbstbetiteltes Album, wirkt das fast ein bisschen wie eine Rückkehr zum Ursprung. Trifft das zu?

Marco Michael Wanda: Musikalisch ist das sicher irgendwo auch eine Rückkehr zum Ursprung. Ich habe das Gefühl, alles was wir jemals gemacht oder versucht haben, läuft auf dieser Platte zusammen. Da haben wir das klassische Wanda-Beisl-Hymnen-Lied neben einer hochphilosophischen Ballade und dann wieder ein Rock’n’Roll-Stück. Es ist ein bisschen ein musikalischer Rückblick auf alles, was wir jemals gemacht haben. Wir haben im Scherz immer gesagt: Das ist unser Best-of.

APA: Nach vier Alben mit über fünfzig Songs, macht man sich da bewusst Gedanken beim Songwriting, um auch neue Wege zu gehen?

Wanda: Mir gehen die Themen nicht aus!

Wanda: Mir gehen die Themen nicht aus! Ich begreif‘ mich nur anteilig als Musiker, ich sehe mich mehr als jemand der schreibt oder schreiben muss. Mit dem Unterschied, dass ich kein Schriftsteller bin, weil ich singe was ich schreibe. Die Themen sind mir irgendwie relativ easy zugeflogen bei dieser Platte. Es geht sehr viel um Liebe, um Zusammenhalt, aber auch ums Älterwerden und Angst haben. Solange es Themen gibt, findet sich die Musik von selbst. Traurig und trostlos wird die Arbeit, wenn man keine Themen hat und man in so eine Lebensphase kommt, in der man nichts zu erzählen hat oder nichts erzählen möchte.

Der Vorgänger „Ciao!“ ist für mich persönlich eher in so einer Wortohnmacht passiert, davon habe ich mich jetzt erholt. Und ich hatte sehr wenig Druck beim Schreiben. Die größte Druckphase war die ganz heftige Zeit rund um „Columbo“, als die Single und das Album gleichzeitig auf Platz 1 waren. Danach habe ich mir sehr schwer getan, zu arbeiten. Ich habe wie ein Alchimist überlegt, was ich getan habe, dass „Columbo“ ein Nummer-Eins-Song wurde. Was ist da bitte die Formel? Bin ich dann gemacht für alle Zeiten? In diese Falle bin ich getappt, aber davon habe ich mich erholt. Ich habe wieder Spaß am Arbeiten – vielleicht so viel wie nie zuvor.

APA: Wie stark haben die vergangenen Jahre und dabei vor allem die Coronapandemie auch den Songwritingprozess beeinflusst?

Wanda: Es ist so schwer zu sagen, inwieweit sich die Zeit, in der man arbeitet, in das Werk einmischt. Ich weiß nur, dass es ohne Corona wahrscheinlich nicht so schnell ein Album gegeben hätte, weil ich nicht die Zeit gefunden hätte. Das war für mich der kleine positive Aspekt der Pandemie, dass ich diese Monate der Einsamkeit nutzen konnte, um zu arbeiten. Das hat mich auch schön drüber gerettet. (lacht)

Neue Facetten bei den Songs der Wiener Band Wanda

APA: Es sind natürlich die bewährten Zutaten enthalten in den Songs, aber auch einige neue Facetten. Wie sind die Songs entstanden, wie sah die Zusammenarbeit in der Band aus?

Wanda: Es hat sich eigentlich wenig geändert. Diese Platte ist noch einmal sehr in einer alten oder uns vertrauten Arbeitsweise entstanden. Ich habe aber das Gefühl, damit schließt sich jetzt schon auch ein Zyklus. Wir hatten immer diesen absurden Fetischismus: fünf Buchstaben der Bandname, fünf Buchstaben die Albumtitel und dann auch fünf Alben. Damit schließt sich für uns jetzt ein großes Kapitel ab. Ich glaube, dass wir in Zukunft vollkommen anders arbeiten werden. Das merke ich jetzt schon. Diese Platte ist ein Abschluss und auch irgendwo ein Sprungbrett in eine vollkommen neue Ära als Band, auch in der musikalischen Zusammenarbeit. Die Songs, die ich jetzt schreibe, produziert in Wahrheit der Manu (Gitarrist Manuel Poppe, Anm.) vor, der sich gerade in den Rang eines zweiten Produzenten erhebt. So wird er mir auch noch mal ein ganz anderer, fruchtbarer musikalischer Austauschpartner. Das ist der Ausblick auf die Zukunft.

APA: Ist diese Veränderung auch notwendig?

Marco Wanda: Wichtig, dass es noch was zu sagen gibt

Wanda: Vor allem ist wichtig, dass es immer noch was zu sagen gibt. Es hilft alles nix, wenn das Ganze keine Berechtigung aufweist. Und die Berechtigung ist immer noch, dass textlich etwas stattfindet, das mit dem Leben aller Zeitgenossen zu tun hat. Für diese Menschen schreibe ich, die hier struggeln, die hier kämpfen, denen es nicht so gut geht. Das ganze Wanda-Werk stand immer schon unter dem Schirm des Mutmachens und kann durchaus als Appell gelesen werden, auch gegen widrige Lebensphasen anzugehen und weiterzumachen um jeden Preis. Das Leben ist ein Prinzip, das sich nur realisiert, wenn es weitergeht. So lange hat der Rock’n’Roll noch seine Berechtigung, so lange er den Leuten in irgendeiner Form Mut macht. Das kann auch eine Art der kollektiven Traumabewältigung sein.

APA: Im Song „Orte, an denen wir waren“ geht es auch darum, was einmal von uns bleiben wird. Was wird von dieser Platte in Erinnerung bleiben?

Wanda fällt Motiv der Vergänglichkeit auf

Wanda: Ich möchte nicht unbedingt etwas hervorheben, kann aber sagen, was mir auffällt: Das Motiv der Vergänglichkeit etwa. „Niente“ hat sich sehr viel mit der Kindheit beschäftigt. Diese Platte beschäftigt sich eher mit dem Erwachsenenleben. Mit einem Leben, das vielleicht auch vom inneren Kind abgeschnitten stattfindet – tragischerweise. Vielleicht kann man es aber auch als Aufruf verstehen, das innere Kind wiederzuentdecken, das man auf „Niente“ kurz berührt hat. Das ist sicher ein Motiv, das man sein Leben lang bearbeiten kann – sei es in Form einer bezahlten Therapie oder einer künstlerischen Auseinandersetzung. (lacht)

APA: Gründungsschlagzeuger Valentin Wegscheider ist seit dem Vorjahr wieder bei der Band. Wie hat sich durch ihn die Dynamik im Gefüge verändert?

Wanda: Valentin war für uns alle eine Art Erkenntnisprozess. Indem er nach sieben Jahre Pause dazu kam, haben wir über ihn festgestellt, was sich an uns verändert hat und was wir geworden sind – genauso wie die Dinge, die gleich geblieben sind. Valentin unterstellt uns eine gewisse Ruhe und eine gewisse Bescheidenheit, eine gewisse Demut. Er hat mir versichert, ich hätte mich gar nicht so sehr verändert, und das hat mich gefreut. Er ist ein erstaunlicher Messgrad für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ich bin dankbar, weil es kaum eine Band auf unserem Niveau gibt, bei der ein Freund geht und ihn ein anderer Freund ersetzt. Das steht auch in der Rock’n’Roll-Geschichte ziemlich alleine da. Wir wollten eben unbedingt einen Freund in diesen Kreis aufnehmen und keinen achtarmigen Profi aus Deutschland. Ich bin sehr froh, dass Valentin mit uns spielt. Er ist ein phänomenaler Schlagzeuger.

Benefizkonzert der Ukraine in Wien war eines der ersten nach der Pause

APA: Nach der langen Pause war das Benefizkonzert für die Ukraine im Ernst-Happel-Stadion im Frühjahr eines der ersten Konzerte für Wanda. Wie hat sich das angefühlt?

Wanda: Dadurch, dass es ein Benefizkonzert für Menschen, die unter einem Krieg leiden, war, hat es mir sofort gezeigt: Hey, was ich mache ist wichtig! Dieses Gefühl, dass Musik wichtig ist, habe ich vom Happel-Stadion in jedes weitere Konzert getragen und werde diesen Spirit für den Rest meines Lebens auf die Bühne bringen. Weil es ist verdammt wichtig! Auch Corona hat uns das gezeigt: Wir können nicht ohne Konzerte leben, das ist kein Leben!

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(APA/Red)

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