"Mir war mein Leben egal": Cathy Hummels spricht offen über ihre Depression

„Stern TV Spezial“ widmete sich am Donnerstagabend unter anderem den Themen „kreisrunder Haarausfall“, „Rückenschmerzen“, „Depression“ und „Lebenserwartung in Deutschland“. Dass die Menschen im Süden unseres Landes im Durchschnitt um bis zu fünf Jahre älter werden als etwa im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt, überraschte viele. Und hat mit Wohlstand zu tun.

Eine KritikvonRobert Penz

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Nomen est omen! Oft fängt es mit einer kleinen runden und kahlen Stelle am Kopf an. Mit einem Kreis. Dann gibt der Haarausfall wieder längere Zeit Ruhe, ehe die nächste kahle Stelle folgt. Der kreisrunde Haarausfall, die häufigste entzündliche Haarausfall-Erkrankung, verläuft schubweise und kann eigentlich jeden treffen. 1,5 Millionen Deutsche hat er bereits getroffen.

Auch Schauspielerin Sharon Battiste leidet unter der Autoimmunerkrankung. Und hat sie kürzlich öffentlich gemacht. „Seit meinem achten Lebensjahr habe ich diese Diagnose. Es ist wie eine Seuche auf der Kopfhaut“, so die Bachelorette 2022 bei „Stern TV Spezial“, auf deren Gemüt sich die mysteriöse Erkrankung natürlich ebenfalls geschlagen hat. „Obwohl es Risikofaktoren gibt, kann man es nicht vorhersehen, wer sie bekommt“, erklärte Mediziner Thorben Royeck von der Uniklinik Bonn. Heilbar sei sie nicht, aber mit Medikamenten ein Stückweit kontrollierbar geworden, so der Experte weiter.

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Radikaler Schnitt für „Bachelorette“-Sharon

Früher half sich Battiste mit kreativen Frisuren, Haartüchern, Perücken et cetera. Anfang 2022 traf sie dann eine radikale Entscheidung. Sie ließ sich von Freundinnen eine Glatze frisieren. Womit sie nicht gerechnet hatte: Es geht ihr danach nicht schlecht. Eigentlich sogar gut.

Bei der Datingshow „Die Bachelorette“, an der sie 2022 teilgenommen hat, trat sie zunächst nur mit Perücke auf. In der fünften Folge ließ sie die dann aber einfach beinhart weg. Die Männer? Überrascht, aber nicht schockiert. „Sie war davor wunderschön und ist immer noch wunderschön“, so der eine. „Jetzt sieht sie noch geiler aus“, ein anderer. Mit Ihrem Coming-out will Battiste jedenfalls anderen Mut machen.

Im Landkreis München wirst du alt

Wer in Deutschland lang leben möchte, sollte schnurstracks nach Süddeutschland ziehen. Zumindest legt dies eine Untersuchung von Ronald Rau irgendwie nahe. Der Experte berechnete die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen und Männer für sämtliche 402 Landkreise. Erstaunlich: Rau entdeckte dabei Unterschiede von mehr als fünf Jahren.

„Nach unseren Schätzungen ist der Landkreis für die höchste Lebenserwartung der Münchner Landkreis. Dort werden die Männer im Schnitt 81, die Frauen fast 86 Jahre alt“, berichtete der Experte. Gänzlich anders sieht die Angelegenheit beispielsweise im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt aus. Dort werden Frauen im Durchschnitt nur 81 Jahre alt. In Bremerhaven wiederum dürfen sich Männer im Durchschnitt nur über 76 Lebensjahre freuen.

Generell zeigt sich, dass mehr Landkreise mit niedriger Lebenserwartung im Osten des Landes liegen. Aber auch im Westen – etwa in Dortmund, Gelsenkirchen oder Essen – gibt es Landkreise, in denen die Bewohner im Durchschnitt früher sterben. Die Gründe für die Unterschiede sind für Rau eindeutig: „In Regionen mit mehr Wohlstand und Bildung leben die Leute tatsächlich länger“, so der Demograph.

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„Stern TV Spezial“: Zu viele Themen für zu wenig Zeit

Für Dietrich Grönemeyer sind diese Unterschiede in Sachen Lebenserwartung „erstmal erschreckend“. Der Autor und Mediziner, der zu diesem Thema ganz zufällig auch ein Buch geschrieben hat, sah hier zwar mehrere Einflussfaktoren, appellierte aber besonders an die Eigenverantwortung der Menschen und hielt es für wichtig, mehr vorzubeugen, den Gesundheitsunterricht in den Schulen voranzutreiben und „vieles mehr“, so der Experte.

Auch am Donnerstagabend waren es bei „Stern TV Spezial“ wieder einmal zu viele Themen für zu wenig Zeit. Hehre Intention der Redaktion vermutlich: Zeigen, dass es das gibt. Zeigen, dass viele das haben. Dass Deutschland „Rücken“ hat, wissen aber inzwischen auch alle, die dort beschwerdefrei sind. Mehr als 700.000 Rücken-Operationen gibt es hierzulande pro Jahr. „Das sollte aber immer die letzte Möglichkeit sein, die man ausschöpft“, fand Matthias Manke, Orthopäde und Bewegungsmediziner aus dem Ruhrgebiet.

Sinnvolle Kombination: Übungen und Therapie

Dass laut einer „Stern TV“-Umfrage 58 Prozent von 16.000 Personen regelmäßig unter Rückenschmerzen leiden, überraschte Grönemeyer, der an dieser Stelle kein Buch erwähnte, nicht. „70 Prozent aller Kinder zwischen zehn und 17 Jahren hatten bereits Rückenschmerzen“, berichtete er aber.

Manke wusste, warum: „Wir müssen uns bewegen. Leider leben wir in der digitalen Zeit, unser Körper aber ist auf Bewegung ausgerichtet“, kritisierte der Experte, der bei Patienten auf ein gutes Anamnese-Gespräch, eine folgende körperliche Untersuchung sowie auf Bildgebung – Röntgen-, CT- oder MRT – setzt. „All das zusammen führt dann zur Diagnose, mit der man die zielgerichtete Therapie einleiten kann“, so Mank. Jeden Tag 15 Minuten Übungen und Training zur Therapie und man könne ihm zufolge viele Probleme in den Griff bekommen.

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Cathy Hummels spricht über ihre Depression

Zwei Fälle von schwerer Depression wurden am Donnerstagabend auch noch aufgegriffen. Seit vielen Jahren leidet Uwe Hauck unter der psychischen Erkrankung. Als Zwölfjähriger musste er schon seinen Vater pflegen. Musste er funktionieren. Bereits als Kind wollte er immer die Kontrolle behalten. „Mein Lösungsweg? Ich muss immer besser werden“, so der heute 54-jährige Programmierer.

Das Resultat dieses Vorhabens zwangsläufig: Dauerstress – vor allem in der Arbeit. Ein Dauerstress, der Hauck verändert, gereizt gemacht und seinen inneren Rückzug eingeleitet hat. Selbst sein Arbeitgeber legte ihm irgendwann nahe, eine Therapie in Angriff zu nehmen. Hauck aber wollte keine Depression haben. „Man hat sowas einfach nicht“, dachte er damals, als er nahezu täglich nach der Arbeit einen Nervenzusammenbruch hatte.

Der Tiefpunkt: Der dreifache Vater versuchte, sich das Leben zu nehmen, scheiterte damit aber und gestand sich seine Krankheit ein. Er ging in Therapie, in der er lernte, mit der Depression umzugehen. „Ich hab meine Krankheit im Griff. Mir reicht es schon zu wissen, was zu tun ist, wenn sie wieder kommt“, so Hauck im „Stern TV“-Studio.

Dort saß auch Moderatorin und Influencerin Cathy Hummels. Sie leidet seit ihrem 15. Lebensjahr ebenfalls an Depressionen. Der plötzliche Tod ihres Opas war wohl der Urknall ihres Leids und Auslöser für eine lange Traurigkeit, zu der sich im Laufe der Zeit auch Panikattacken gesellten. „Mir war dann irgendwann mein Leben egal. Und diese Gleichgültigkeit wurde immer schlimmer“, berichtete sie. Die Diagnose „Depression“ war für Hummels sogar eine Erleichterung. Mit Therapie und Medikamenten fand sie in ein glückliches Leben.

Experte: Depression ist heilbar

„Heute geht’s mir wirklich gut. Ich hatte sehr viele schwere Jahre, würde aber sagen, dass ich inzwischen weitestgehend gesund bin. Dennoch werde ich diese Traurigkeit, die ich jahrelang in mir hatte, nie wieder vergessen“, so Hummels, die heute auf keine Medikamente mehr zurückgreift. Stets wachsam und aktiv müsse sie aber sehr wohl sein.

„Ein wenig Angst, dass die Depression wieder kommt, hab‘ ich schon. Dieser kleine Schatten begleitet mich noch“, so Hummels, was Psychiater Manfred Lütz applaudieren ließ. „Ich finde es toll, dass sie sich geoutet hat und auch prominente Personen etwas zu diesem Thema sagen“, so der Experte, der noch erwähnt wissen wollte, dass eine Depression auch heilbar sein kann. „Das heißt aber nicht, dass sie nie wieder kommt“, fügt Lütz hinzu.

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