Vier-Stunden-Show: "König der Kindsköpfe" mutiert zur RTL-Dauerwerbesendung

RTL hat einen neuen „König der Kindsköpfe“ gekürt. Die wenigsten Zuschauer dürften das aber noch erlebt haben. Denn bis es so weit war, machte der Sender vor allem vier Stunden lang Werbung für das eigene Programm.

Eine KritikvonFelix Reek

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Wer der „Der König der Kindsköpfe“ im Wortsinn ist, war eigentlich schon in den ersten Minuten der Final-Show klar. Oliver Pocher, ganz in seinem Element, sprach immer wieder direkt in die Kamera und hielt seine Dankesrede zur gewonnenen Wahl. Schließlich darf der Sieger der Show die Neujahrsansprache auf RTL halten. Zugegeben, keine sonderlich verlockende Vorstellung, egal ob Oliver Pocher, Guido Cantz oder Martin Rütter nun diese Ehre zuteilwerden würde, aber höchstwahrscheinlich immer noch amüsanter als das, was Olaf Scholz zum Jahreswechsel verkünden dürfte.

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Pocher, Cantz und Rütter waren sich zumindest alle drei sicher, dass sie das Zeug dazu haben. Zumindest bis zum ersten Spiel. Tanzen – und zwar mit den Coaches aus „Let’s Dance“. Die Schwierigkeit: Für jeden der Promis wurden Handicaps eingebaut. Bei Guido Cantz zum Beispiel eine überdimensionale Stadion-Hand und eine Taucherflosse. Das schien ihn so zu irritieren, dass er direkt seinen Einsatz verpasste. Von Jurorin Valentina Pahde, Teilnehmerin von „Let’s Dance“ 2021, erhielt er als Urteil nur ein freundliches: „Du warst stets bemüht.“ Trotzdem vergab sie die Höchstwertung zehn Punkte.

Auch bei Oliver Pocher, der mit einem männlichen Partner tanzte, lief nicht alles glatt. Kurz nach einer Hebefigur, bei dem der Profitänzer sich Pocher quer vor die Brust nahm, verlor er einen Schuh. Glücklicherweise lenkte sein bis zum Bauch offenes pinkes Hemd davon ab. „Das war so viel Sex-Appeal auf einen Haufen“, gestand Jurorin Valentina Pahde ihm zu. „Richtig hot!“ Die Wertung: wieder zweimal zehn Punkte. Die erhielt auch Martin Rütter, der mit Gips am Bein und Arm tanzte. Entsprechend steif fiel die Performance aus. „Den Kopf hast du sehr gut bewegt“, fasste es Valentina Pahde zusammen. Und vergab wieder zehn Punkte. Da hätte man sich die Jury auch gleich sparen können.

Die Nachmittagstalkshows sind zurück – samt Arabella Kiesbauer

RTL indes setzte die Dauerwerbesendung für sich selbst fort und schickte die drei Kandidaten in die nächsten Spiele, die sich vor allem um den Sender selbst drehten. In Runde zwei reaktivierte RTL die Nachmittagstalkshows. Die fehlen schließlich bisher noch im Retro-Wahn des Senders. Bärbel Schäfer, Hans Meiser und Birte Karalus hatten offenbar aber keine Zeit oder Lust, also moderierte die Ex-ProSieben-Talkerin Arabella Kiesbauer das Spiel. Zu erraten waren unter anderem Sendungstitel wie „Samenroulette – Wer hat mich bloß geschwängert“ oder „Saure Gurken mit Sahne – schwangere Männer“. Wie schön schaurig waren doch die Neunzigerjahre. Zum Abschluss durfte noch „die Schattenwand“ aus der TV-Mottenkiste – dahinter der nächste Ex-Talker Ricky Harris. Martin Rütter erkannte ihn sofort und entschied dieses Spiel für sich.

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Fehlte eigentlich nur noch – genau, Inka Bause von „Bauer sucht Frau“. Glücklicherweise hatte sie keine Ausschnitte aus ihrer Show dabei, dafür aber drei ehemalige Kandidatinnen, darunter Narumol „fick und fertig“ David. Cantz, Pocher und Rütter mussten jeweils mit einer Bäuerin im Traktor einen Parcours meistern und dabei Fragen zur Kuppel-Show beantworten. Oder eher nicht. Guido Cantz fuhr zur Strafe rückwärts mit dem Traktor durch den Parcours, Martin Rütter war so langsam, dass er chancenlos blieb. Am Ende lagen Guido Cantz und seine Bäuerin eine Sekunde vor Oliver Pocher und Narumol.

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Doch wer wurde nun am Ende „Der König der Kindsköpfe“? RTL ließ sich mit der Antwort viel Zeit. Erst riss Jan Hofer die Zuschauer mit einem extra langen Nachrichtenblock aus der Kurzweiligkeit, dann reihte der Sender ein Spiel nach dem nächsten aneinander. Zunächst die alte RTL-Show „Der Schwächste fliegt“. Dazu verschwanden Cantz, Pocher und Rütter mit Kopfhörern in einem Karton. Die Aufgabe: nicht als erster und nicht als letzter herauskommen. Und während das Publikum klatschte und Inka Bause die „Jeopardy“-Melodie sang, schoss Oliver Pocher aus seinem Karton, direkt gefolgt von Guido Cantz, der Pochers Elan sogar noch in seiner Kiste spüren konnte.

Ganz so viel Energie dürften die Zuschauer zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aufgebracht haben. Getreu dem Trend, dass mittlerweile jede Unterhaltungsshow so lang sein muss, bis selbst der letzte Zuschauer eingeschlafen ist, zog sich „Der König der Kindsköpfe“ länger und länger. Passend dazu betrat die reaktivierte Cindy aus Marzahn das Studio, um mit den Komikern „Wetten, dass ..?“ zu spielen, Baggerwette inklusive. Im Folgenden rollte Rütter mit dem Bauch über Gymnastikbälle, Cantz erriet Fußballer und Pocher demolierte beim Versuch, ein Frühstücksei zu köpfen, mit dem Bagger ein paar Tische.

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Erst um Mitternacht näherte sich das Finale. Auf dem Programm standen die gefühlt einzigen noch ausstehenden RTL-Shows: „Wer wird Millionär?“, „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ und „Domino Day“. Also ordneten Rütter, Cantz und Pocher TV-Sendungen nach ihrer Erstausstrahlung, entknoteten Sterne und buddelten sich durch eine Wand. Eine spektakuläre Aufgabe, die zwei Stunden früher sicher noch eindrucksvoller gewesen wäre. Nachdem Cantz als erster der Durchbruch gelungen war, stellte er seine Dominosteine auf und haute als erster auf den Buzzer. Er darf sich ab jetzt „König der Kindsköpfe“ nennen. Wir freuen uns auf die Neujahrsansprache. Und hoffen, dass sie nicht auch vier Stunden lang ist.

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