"Outriders Worldslayer" im Test: Für wen sich die Erweiterung lohnt

  • Seit dem 30. Juni steht mit „Worldslayer“ die erste große kostenpflichtige Erweiterung für „Outriders“ zur Verfügung.
  • Die bringt vor allem unzählige Stunden, die man mit der Jagd nach neuer Ausrüstung verbringen kann.
  • Für wen sich die Erweiterung lohnt und wer sie besser links liegen lassen sollte.

Eine KritikvonThomas Pillgruber

Bei vielen Fachmedien gilt „Outriders“ als einer der Überraschungserfolge 2021. Aber ob, das so überhaupt stimmt, können selbst die Entwickler des Loot-Shooters knapp ein Jahr nach dem Release des Spiels nicht sagen. Denn wie oft sich das Spiel verkauft hat, dass weiß das Studio „People Can Fly“ (PCF) überhaupt nicht.

Dennoch will Publisher „Square Enix“, der jüngst noch Traditionsmarken wie „Tomb Raider“ oder „Deus Ex“ verramschte, offenbar an der Marke festhalten. Zumindest, wenn man den Worten des CEOs von PCF Sebastian Wojciechowski Glauben schenk darf. Der zeigte sich nämlich jüngst in einem Interview zuversichtlich, dass uns die „Outriders Marke“ erhalten bleibt.

Bis feststeht, ob Square Enix aus Outriders wirklich ein Franchise machen möchte, können sich die Spieler die Zeit mit der ersten großen Bezahlerweiterung für das Spiel vertreiben. Die hört auf den Namen „Worldslayer“ und bringt mehr Loot, mehr Power für die spielbaren Klassen und vor allem: mehr Grind.

In unserem Test erklären wir, warum Worldslayer definitiv ein Upgrade für das Hauptspiel ist und warum der DLC dennoch an denselben Problemen krankt.

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„Outriders Worldslayer“: Eine Geschichte wie ein B-Movie

Die Geschichte von Worldslayer schließt unmittelbar an das Ende des Hauptspiels an. Die letzten Reste der Menschheit kämpfen immer noch auf dem Planeten Enoch um ihr Überleben. Nachdem es der Gruppe um unseren Helden gelungen war, lebensnotwendige Ressourcen von einem im All treibenden Raumschiff anzufordern, sind wir damit beschäftigt diese, wo auch immer sie auf Enoch landen, aufzusammeln.

Dabei finden wir Hinweise, dass der „Anomalie“ genannte Energiesturm, der uns unsere Superkräfte verliehen hat und eine konstante Bedrohung für das Leben der Kolonisten auf dem Planeten darstellt, droht drastisch anzuwachsen. Also machen wir uns auf die Reise, um einen Weg zu finden, den kläglichen Rest der Menschheit vor der Auslöschung durch die Anomalie zu schützen.

Die Story von Worldslayer ist von ihrem Niveau auf der Höhe des Hauptspiels. Allerdings war die Geschichte dort auch bestenfalls akzeptabel. Die Erweiterung hat zwar interessante Ansätze, macht daraus aber nichts Spannendes. Dazu bleiben die Charaktere so oberflächlich und schablonenhaft, dass einem ihr Schicksal herzlich egal ist.

Dafür sorgen vor allem die plumpen Dialoge, die so auch aus einem B-Movie-Action-Reißer mit Jean-Claude Van-Damme aus den 80ern stammen könnten. Außerdem ist die Geschichte des DLCs ziemlich kurz. Mehr als sechs Stunden braucht man kaum, bevor der Abspann über den Bildschirm flackert. Nebenmissionen, Kopfgeldjagden, oder Jagdaufträge wie im Hauptspiel gibt es auch nicht.

Ein Upgrade für alle Klassen

Abseits der Story konzentrieren sich die Neuerungen in Worldslayer auf das Endgame. Wer also auf eine neue spielbare Klasse gehofft hatte, der wird enttäuscht. Dafür werden Pyro, Devastor und Co. mit dem DLC noch mächtiger.

So bekommt jede der Klassen einen zweiten Fähigkeitsbaum. Dieser hört auf den Namen „Pax“. Die fünf Punkte, die wir in diesen packen dürfen, verdient man, indem man in der DLC-Kampagne voranschreitet. Jeder davon schaltet passive Boni frei, die teils enorm mächtig ausfallen.

Der Technomancer etwa kann zum Beispiel durch kritische Treffer Verbündete heilen und ihnen zusätzlich noch eine Schadenssteigerung für mehrere Sekunden geben. Die Pax-Skills revolutionieren Outriders nicht, machen die Builds aber deutlich mächtiger und bieten mehr Möglichkeiten den Charakter auf die eigene Spielweise anzupassen.

Ähnlich verhält es sich mit den „Aufstiegspunkten“, die wir mit Worldslayer anstatt von neuen Leveln erhalten. Jeden davon können wir nutzen, um einen von insgesamt 20 passiven Werten zu erhöhen.

Solche Systeme kennen Loot-Shooter-Fans bereits aus Titeln „The Division 2“, oder zuletzt „Tiny Tina´s Wonderlands“. Besser als diese macht Outriders, dass sich investierte Punkte jederzeit zurücksetzen lassen. Das ist insofern praktisch, wenn man den Build seines Charakters wechselt und deswegen andere passive Boni benötigt.

Allerdings lassen sich die Boni nicht endlos, sondern jeweils nur zehnmal steigern. Und schlecht als bei der Konkurrenz ist der Umstand, dass die Aufstiegspunkte nicht accountgebunden sind. Heißt: Wer eine weitere Klasse hochspielen möchte, muss mit dieser auch nochmal 200 Level aufsteigen. Eine unnötige Fleißarbeit.

Unschön ist auch, dass die Entwickler viele, von der Community bereits seit langem geforderten Komfort-Features auch mit Worldslayer nicht implementieren. Zwar können wir jetzt einen Charakter direkt auf das Maximallevel 30 hochstufen und müssen nicht mehr mit jeder Klasse das Hautspiel abschließen, um ins Endgame zu kommen. Aber noch immer fehlen essenziellen Funktionen wie einen integrierten Text- oder Voice-Chat.

Auch die maximale Anzahl an Items, die Spieler verstauen können, wurde nicht erhöht. Und Loadouts lassen sich noch immer nicht speichern. Aussagen der Entwickler auf Reddit, lassen bei den beiden letztgenannten Features auch Zweifel, ob diese es jemals ins Spiel schaffen.

Von den Expeditionen nach „Tarya Gratar“

Bislang bestand das Endgame von Outriders nur aus den sogenannten Expeditionen – eine Handvoll verschiedener Level, die man in immer höheren Schwierigkeitsgraden für immer besseren Loot wiederholt. Mit dem DLC bekommen die Spieler nun eine neue Aktivität, in welcher sie nach der perfekten Ausrüstung suchen können.

Die hört auf den Namen „Tarya Gratar“ und ist ein Prüfungsgelände, dass aus verschiedenen Räumen besteht. Um die Prüfung zu bestehen, müssen wir uns bis zum Ende des Geländes hindurchkämpfen. Einige Räume sind dabei unumgänglich, bei anderen haben wir die Wahl, ob wir das zusätzliche Risiko in für mehr Loot in Kauf nehmen.

Die optionalen Räume bieten den Vorteil, dass sich in diesen erstmals gezielt bestimmte Arten von Loot, wie etwa Handschuhe, ergattern lassen. Ein Feature, das Loot-Enthusiasten begrüßen dürften. Insbesondere weil Worldslayer erneut neue legendäre Items ins Spiel bringt (ein neues Set für jede Klasse, drei klassenübergreifende Sets und zahlreiche neue Waffen).

Darüber hinaus werden auch noch die sogenannten „Apokalypsengegenstände“ eingeführt. Das sind Items, die über drei anstatt nur zwei Plätze für Modifikationen (Mods) verfügen. Eine der drei Mods ist fest installiert und kann nicht getauscht werden. Von den anderen beiden lässt sich jeweils einer wechseln.

Weil die Mods starke passive Boni geben, der DLC dutzende neue ins Spiel bringt und wir jetzt auch viel mehr gleichzeitig tragen können, steigen auch hier die Kombinationsmöglichkeiten deutlich an.

Outriders Endgame wird noch langwieriger

Pro Prüfung in „Tarya Gratar“ stehen uns nur drei Leben zur Verfügung. Und die waren während unseres Tests teils schneller weg, als es uns lieb war. Denn je mehr Räume wir voranschreiten, umso schwerer werden die Gegner. Generell dreht Worldslayer die Schwierigkeit auf ein neues Level.

Bei den Expeditionen nach Abschluss des Hauptspiels gab es bislang insgesamt 15 Schwierigkeitsstufen. Diese sogenannten „Challange Tiers“ konnten Spieler nach und nach freischalten und mit steigender Stufe immer bessere Ausrüstung erhalten. Worldslayer ersetzt diese Mechanik nun durch die „Apokalypse Tiers“. Und diese gehen nicht nur bis zur Stufe 15, sondern sogar bis 40. Dabei ist der Anstieg der Schwierigkeit zwischen zwei Stufen deutlicher zu spüren als früher.

Dadurch fühlt sich die Beutejagd vor allem deutlich zäher an. Denn bevor man nicht Tier 40 erreicht hat, gibt es wenig Sinn seinen Build zu optimieren, um schneller voranzukommen. Schließlich gibt es den besten Loot erst auf der letzten Stufe.

Und bis man die erreicht hat, dauert es eine ganze Weile. Wir sind etwa während der gesamten Kampagne nur eine einzige Apokalypsestufe aufgestiegen. In der „Tarya Grata“ -Prüfung ging der Aufstieg deutlich schneller. Mit etwa drei Durchläufen hatten wir bereits zwei Stufen gutgemacht. Ein solcher Durchlauf dauerte bei uns ungefähr eine halbe Stunde. Das hängt aber natürlich davon ab, wie gut der eigene Charakter ausgerüstet ist.

Es mangelt vor allem an eins: der Abwechslung

Ausbalanciert fühlten sich die neue Endgame-Aktivität allerdings noch nicht an. Die Bosse halten etwas zu viel aus und dauern deshalb unnötig lange. Dazu haben viele ihrer Bereichsangriffe so große Trefferzonen, dass oft mehr mit Glück, als mit Können zu tun hat, ob man solch einer Attacke ausweichen kann oder nicht.

Ein weiteres großes Problem der neuen Aktivität ist fehlende Abwechslung. Auch bei den Expeditionen gab es nicht unzählige Missionen. Aber immerhin konnte man auswählen, welche man absolvieren möchte. In „Tarya Grata“ durchquert man hingegen immer dieselben Räume, in immer derselben Reihenfolge.

Denn auch wenn die Idee hinter dem Spielmodus sich klar an Rogue-likes wie „Hades“ orientiert, ist die Anordnung der Räume, oder diese selbst, nicht zufallsgeneriert. In unseren Augen ein klarer Fehler. Der Zufallsfaktor könnte dringend notwendige Würze in den immer gleichen Spielfluss bringen.

Technisch hatten wir hingegen kaum etwas an der Erweiterung auszusetzen. Neben einem einzigen Absturz während unseres Tests sind uns nur zwei kleinere Probleme aufgefallen. Erstens ein Anzeigefehler, der beim Zielen auftrat. Wenn wir mit angelegter Waffe nach rechts oder links blickten, begann das Gewehr in unserer Hand in die jeweilige Richtung zu zucken.

Zweitens hatten wir konstant das Problem, dass bestimmte Eingaben nicht direkt umgesetzt wurden. Zum Beispiel dauerte es immer ungefähr eine Sekunde nachdem wir die Sprinten-Taste gedrückt hatten, bis unser Charakter im Spiel auch wirklich die Beine in die Hand nahm. Auch beim Einsatz unserer Fähigkeiten schienen diese regelmäßig nicht sofort aktiviert zu werden.

Outriders bleibt sich treu: mit allen Fehlern

Für wen lohnt sich „Outriders Worldslayer“ also? Wer mehr an der Story interessiert ist, der wird von dem DLC enttäuscht sein. Die Geschichte bleibt weit hinter ihren Möglichkeiten zurück und bietet auch maximal Beschäftigung für einen ausgedehnten Nachmittag.

Vor allem den Hardcore-Fans des Hauptspiels will Worldslayer gefallen. Die bekommen mit den Endgame-Anpassungen eine optimierte Version von dem, was sie bereits kennen und lieben. Besonders Tüftler bietet die Erweiterung neue Optionen, das Maximum aus ihrer Klasse herauszuholen.

Worldslayer behebt aber keines der Probleme, die auch schon das Hauptspiel plagten. Das Endgame ist sogar noch ein Stück repetitiver geworden. Und mit 40 Euro schlägt der DLC, angesichts des überschaubaren Umfangs, recht teuer zu Buche. Wem die Aussicht auf hunderte Stunden Grind für den perfekten Build also nicht die Freudentränen ins Gesicht steigen lässt, der sollte vielleicht noch etwas warten. Der nächste Steam-Sale kommt bestimmt.

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