Am 22. Juni 2017 sorgte eine Todesmeldung für Aufsehen in Deutschland: Country-Sänger Gunter Gabriel starb an den Folgen eines Treppensturzes. Elf Tage zuvor feierte der Musiker noch seinen 75. Geburtstag. In den 70er Jahren gelang Gabriel mit dem Song "Er ist ein Kerl (Der 30 Tonner Diesel)" erstmals ein Charterfolg. Es folgten Lieder wie "Hey Boss, ich brauch mehr Geld" und "Komm unter meine Decke".
Doch das Leben des "deutschen Johnny Cash", wie er gerne genannt wurde, war von einige Höhen und Tiefen geprägt. Mit mehreren Scheidungen, Alkohol- sowie Geldproblemen landete er regelmäßig in den Schlagzeilen. "Er ist der aufregendste Mensch, den ich je kennengelernt habe", sagt seine älteste Tochter Yvonne Gabriel, bürgerlich Koch, im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
„Er hatte seinen eigenen Kopf“
Gunter Gabriel sei ein Freigeist gewesen. "Er hatte seinen eigenen Kopf und hat sich nicht reinreden lassen. Er ließ sich von keiner Frau und auch von niemand anderem an die Leine legen", erklärt Yvonne weiter. Erst im April 2022 veröffentlichte sie ihr autobiografisches Buch "Mein Vater Gunter: Denkmal für einen Straßenhund" (Rotbuch Verlag) – ein Andenken an ihren Vater. Wie es war, als Tochter eines berühmten Sängers aufzuwachsen? "Es war ein absolut wildes Leben", gesteht sie. In ihrer Kindheit habe ihr nichts gefehlt.
Gunter Gabriel und ihre Mutter trennten sich nach acht Jahren Beziehung. Ihren Vater habe Yvonne sehr vermisst, "und er mich auch". Regelmäßig habe er sie einfliegen lassen, sich für sie Zeit genommen. "Er hat veranlasst, dass abends nach Ladenschluss die Boutiquen für mich allein geöffnet wurden, damit ich shoppen konnte", schwärmt sie weiter. Gabriel habe ihr jeden Wunsch erfüllt. "Er hat sehr viel Wert auf mein Urteil über seine neuen Songs gelegt." Schon als kleines Kind habe er mit ihr neue Song-Ideen geteilt.
Aber es war nicht immer alles rosig. Sein Leben sei "total chaotisch" gewesen. So waren Frauen ein Problemthema: "Er hatte ständig neue Freundinnen und unendlich viel Stress mit ihnen." Unterhalt hat Papa Gabriel zwar keinen bezahlt, aber "wenn mein Vater Geld hatte, hatten alle welches".
Gunter Gabriel war kein Familienmensch
Viermal war Gabriel im Laufe seines Lebens verheiratet und hinterließ vier Kinder. Yvonne habe ihre Geschwister erst als erwachsene Frau und auch nur dank ihrer eigenen Initiative kennengelernt. "Mein Vater war nicht der Familienmensch, der alle Geschwister zusammenführt." Es sei ihm egal gewesen, "wo er überall seine Kinder hatte". Ob sie wirklich nur drei Geschwister hat, davon ist die Musikerin scheinbar nicht ganz überzeugt. "Wahrscheinlich kenne ich sie immer noch nicht alle", deutet sie an.
In einem Interview bezeichnete sich Gunter Gabriel einmal als Totalversager, wenn es um seine Rolle als Vater ging. Darauf angesprochen antwortet seine Tochter trocken: "Damit hat er sich ja noch wahnsinnig geschmeichelt." Als Kind habe sie sich öfters einen "richtigen Spießer-Papa" gewünscht. "Der am Wochenende und am Feierabend zu Hause ist. Über den nichts in der Zeitung steht." Erst nach seinem Tod habe sie gemerkt, wie "unglaublich einzigartig" ihr Vater gewesen ist.
Deshalb konnte niemand Gunter Gabriel helfen
Die regelmäßigen negativen Schlagzeilen beeinflussten allerdings das Familienleben. Sie seien immer auf aufregende Pressemeldungen vorbereitet gewesen, gibt sie im Gespräch zu. Yvonne habe öfter zum Telefon gegriffen und ihren Vater gefragt: "Kannst du nicht mal damit aufhören?" Doch sie wusste, dass dies nichts an seinem Verhalten ändern würde. "Mein Vater hat dazu immer gesagt: 'Besser schlechte Presse als gar keine!'' Warum ihm keiner aus dem Strudel aus Alkoholabhängigkeit und finanziellen Schwierigkeiten heraushelfen konnte? "Jemand, der keine Hilfe sucht, kriegt auch keine", so seine älteste Tochter. Allerdings glaube sie auch, dass sich viele Leute wünschten, "mal so die Sau herauszulassen wie mein Vater".
Yvonne hat nicht nur ihr musikalisches Talent von ihrem Vater geerbt. Gabriel habe sie auch "immer gepuscht und motiviert". Er habe sich durch seinen "ungeheuren Lebenswillen und eine unendliche Lebensfreude" ausgezeichnet. "Wenn mein Vater den Raum betreten hat, haben die Menschen den Atem angehalten – er hatte eine unglaubliche Präsenz." Der Tod ihres Vaters traf auch sie überraschend. Doch "für mich war völlig klar, in mir wird er immer weiterleben".
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