Riccardo Simonetti: "Weil ich schwul bin, bekam eine andere Person den Job"


Riccardo Simonetti, 29, hat so einige Facetten zu bieten: Model, Entertainer, Autor – und Aktivist. Mit seiner Initiative und als LGBTQIA+-Sonderbotschafter für das EU-Parlament setzt er sich für die queere Community ein. Trotz des ernsten Themas tut er dies auf seine erfrischende, selbstironische und humorvolle Art, für die ihn seine Fans lieben. Warum sein Weg jedoch nicht immer leicht war und wieso er eigentlich gar kein Aktivist sein will, verrät er im Interview.

Riccardo Simonetti im GALA-Interview

GALA: Sie stehen als queere Person in der Öffentlichkeit und kämpfen für die Rechte der LGBTQIA+-Community. Haben Sie selbst Erfahrung mit Diskriminierung gemacht?
Riccardo Simonetti: Leider ja! Mit 21 Jahren habe ich mich beim Fernsehen beworben. Der Sendechef lud mich zum Vorstellungsgespräch ein und sagte, ich sei mit Abstand der beste Bewerber. Ich hätte ein gutes Gespür und Talent. Auf die Frage, wer mein Vorbild sei, antwortete ich: Thomas Gottschalk. Denn er schafft es, die ganze Familie vor dem Fernsehen zu versammeln. Darauf antwortete der Sendechef damals, dass ich das leider nicht werden könne, weil ich schwul bin. Letztendlich haben sie einen schlechteren Kandidaten genommen, der keine Randgruppe darstellte. Mein Traum ist in dem Moment geplatzt. 

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Trotzdem haben Sie es geschafft. Heute sind Sie aus der Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken.
Aber die Chance habe ich erst bekommen, als ich eine sichere Nummer war und schon eine große Followerschaft hatte. Dass ich heute in den Medien zu sehen bin, habe ich nur meinen Fans zu verdanken. Jetzt habe ich die Chance, eine Generation mit zu prägen, in der junge Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung keine Jobabsage mehr bekommen sollten.

„Ich wünsche mir, dass es nicht mehr nötig ist, Aktivist zu sein“

Ist das auch der Grund, warum Sie sich als Aktivist engagieren und eine eigene Initiative gegründet haben?
Genau! Ich möchte Personen auf meine persönliche Reise mitnehmen und zeigen, dass es völlig in Ordnung ist, man selbst zu sein und seine eigenen Ideale und Regeln zu haben. Auch Sichtbarkeit ist unglaublich wichtig. Wenn ich in meiner Jugend den Fernseher eingeschaltet oder durch Magazine geblättert habe, habe ich mich in meiner Form von Männlichkeit nie repräsentiert gefühlt. Deswegen nutze ich fast jeden meiner Auftritte, um Aufmerksamkeit auf Diversität zu lenken. 

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Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?
Ehrlich gesagt wünsche ich mir, dass es nicht mehr nötig ist, Aktivist zu sein. Ich möchte eine Zukunft, in der ich einfach Entertainer sein kann und Leute unterhalte und inspiriere. Ich würde mich freuen, wenn ich noch eine Welt miterleben würde, in der es nicht mehr nötig ist, sich für Queerness einzusetzen, weil die Gesellschaft ihre Lektion gelernt hat und es besser machen will. 

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