Andreas Gabalier teilt gegen Medien aus: "Ich werde nicht falsch verstanden, ich werde inszeniert"

  • Andreas Gabalier musste sich nach eigenen Angaben zuletzt als „Maßnahmenkritiker schimpfen lassen“.
  • Im Interview mit unserer Redaktion äußert sich der Österreicher zu den Vorwürfen.
  • Zudem spricht er über seinen „medialen Rucksack“ und sein Album „Ein neuer Anfang“, das am 17. Juni erscheint.

Herr Gabalier, „Ein neuer Anfang“ – so heißt Ihr neues Album. Ist das als eine Anspielung auf die Corona-Zeit zu verstehen oder hat der Titel autobiografische Züge?

Andreas Gabalier: Für mich beginnt mit Album Nummer sieben mein neues Jahrzehnt. Aber ich arbeite auch die Pandemie-Zeit auf. Es ist ein sehr positives, nach vorne gerichtetes Album entstanden – verbunden mit der Kernaussage, dass es endlich wieder losgehen und das Leben Fahrt aufnehmen muss. Wir haben in Amerika gesehen, wie es funktionieren kann.

Sie wollen das „Back To Live“-Motto, das Sie aus Amerika mitgebracht haben, auf die Bühne bringen. Inwiefern?

Das bezieht sich vor allem auf die Freiheit und die Lebensfreude, die wir während unserer Zeit in den USA verspürt haben. Gefühlt war von dieser Pandemie dort drüben überhaupt nichts zu bemerken. Es war das blühende Leben – und Masken gab es auch nicht. Aber ich muss ja aufpassen, wie ich das formuliere. Schließlich habe ich mich in der „Giovanni Zarrella Show“ schon einmal damit verbrannt …

Was war Ihre ursprüngliche Intention in der Zarrella-Show?

Mich haben meine Erlebnisse in den USA ganz einfach positiv und optimistisch gestimmt. Wenn in Amerika im Winter Konzerte in ausverkauften Arenen stattfinden können, dann sollte das doch bei uns im Sommer auch möglich sein. Das ist jedenfalls meine Hoffnung, das wollte ich zum Ausdruck bringen. Ich musste mich medial dann aber als Maßnahmenkritiker schimpfen lassen.

Andreas Gabalier: „Zu Giovanni habe ich wirklich ein ganz liebes Verhältnis“

Giovanni Zarrella ordnete Ihren „Amerika-Vergleich“ im Anschluss mit den Worten „Alles zu seiner Zeit. Ich finde, wir machen das schon ganz vernünftig“ ein. Haben Sie ihm das übel genommen?

Nein, gar nicht. Wahrscheinlich wird er das auch gemacht haben müssen. Er hat ja auch seinen kleinen Funk im Ohr. Zu Giovanni habe ich wirklich ein ganz liebes Verhältnis. Vielleicht ist es in dem Moment auch ein bisschen falsch verstanden worden. Ich habe das im Übrigen nicht als Kritik gegen die deutschen Maßnahmen, sondern völlig wertfrei gemeint. Zu diesem Zeitpunkt war die Situation noch eine andere: Die Maskenpflicht in Österreich war bereits aufgehoben, in Deutschland war und ist man da etwas vorsichtiger, um es charmant zu formulieren. Das verstehe ich auch alles, ich bin deswegen überhaupt nicht gekränkt. Ich gehe ohnehin davon aus, dass wir bald darüber schmunzeln können …

Konnten Sie auch darüber schmunzeln, dass Sie kürzlich im „ZDF-Fernsehgarten“ vom Publikum gefeiert wurden und am Tag danach in den sozialen Medien einen Shitstorm über sich ergehen lassen mussten?

Ich finde es einfach traurig und unprofessionell, dass sich der Journalismus in diese Richtung entwickelt hat.

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Welche Richtung meinen Sie?

Nun ja, offensichtlich werden da aus ein paar negativen Twitter-Kommentaren Schlagzeilen gestrickt. Dabei wird völlig vergessen, dass es auch Tausende positive Stimmen gab und sich ein Millionenpublikum an dem Auftritt erfreut hat. Und das ist das, was für mich wirklich zählt. Man muss schon alles in Relation setzen. Außerdem frage ich mich: Haben wir global gesehen nicht gerade ganz andere Probleme? Ich wünsche mir mehr Sorgfalt im Umgang mit dem Miteinander.

Ist das in den USA anders?

Ja, diese Form der medialen Respektlosigkeit gibt es dort so nicht.

Gabalier: „Ich weiß, dass die Realität eine andere ist“

Haben Sie mal darüber nachgedacht, dem deutschsprachigen Raum den Rücken zu kehren?

Nein, das würde mir zum Status quo nicht einfallen – schon gar nicht wegen solcher Lappalien. Das alles ist medial inszeniert. Ich kann darüber stehen, weil ich weiß, dass die Realität eine andere ist. Die Fans kommen in Scharen zu mir und meinen Konzerten und haben ein Lächeln im Gesicht, wenn sie mich sehen.

Ist diese Zustimmung der Fans für Sie eine Genugtuung?

Das ist der Grund, warum ich das alles mache. Die Konzerte sind rappelvoll, wir verkaufen Millionen von Platten und zaubern den Menschen ein Lächeln ins Gesicht.

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass Sie hierzulande häufig falsch verstanden werden?

Ich werde nicht falsch verstanden, ich werde inszeniert – von einigen Redakteuren, die mir nichts Gutes wollen. Aber langsam habe ich den Eindruck, dass es zu meiner Erfolgsgeschichte dazugehört. Dieser mediale Rucksack ist bei mir anscheinend „part of the game“. Ich nehme diese Dinge nicht zu ernst und auch mich nicht zu wichtig.

Ärgert Sie das wirklich nicht? Sie sind auch nur ein Mensch …

Ich finde es schade, dass es medial oft unprofessionell ausgeschlachtet wird. Es wird immer etwas Negatives gesucht. Aber schauen Sie: Der Gegenwind vereinzelter Journalisten hat mir sogar Rückenwind verpasst.

Was tun Sie dafür, dass Sie als Musiker richtig verstanden werden – auch mit Blick auf Ihr Album, in dem Sie auch die Pandemie thematisieren?

Zunächst einmal habe ich die Zeit, von der ich noch nie so viel hatte wie bei dieser Produktion, gut genutzt und großen Wert auf die Kompositionen gelegt. Daran habe ich großen Gefallen gefunden. Ich denke, das spürt man, wenn man sich die Platte anhört. Und ja, ich widme mich inhaltlich auch der Pandemie-Aufarbeitung, etwa bei den Songs „Neuer Wind“ und „Ein neuer Anfang“ oder bei Zeilen wie „Jede Zeit und jeder Held hat seine Wunden“. Aber natürlich kommen auch der „Old-Traditional-Gabalier“ und der „Party-Gabalier“ nicht zu kurz. So ein kunterbuntes Album hat es von mir vermutlich noch nie gegeben. Damit gebe ich richtig gerne an, weil ich mit jedem Titel hundertprozentig zufrieden bin (lacht).

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„Die Lebensfreude darf bei mir nicht zu kurz kommen“

Offensichtlich bewerben Sie sich auch für den Oktoberfest-Hit des Jahres. Was hat es mit dem Titel „Bügel dein Dirndl gescheit auf“ auf sich?

Ja, logisch – es ist wieder Dirndlkleid-Zeit. Die Lebensfreude darf bei mir nicht zu kurz kommen. „Hulapalu“ und andere, oft etwas zweideutige Party-Songs waren schließlich meine größten Erfolge. Dreimal durfte ich mich schon über einen Wiesn-Hit freuen.

Wie groß ist der Druck nach zwei Nummer-1-Alben in Deutschland in Folge?

Überhaupt nicht groß, weil die Chartplatzierung heutzutage überhaupt keine Relevanz mehr hat. Es ist nur noch irgendeine Ziffer. Die Wertungseinflüsse sind inzwischen so verschieden – von TikTok über Streaming bis hin zu verkauften Boxen. Zudem spielt eine Rolle, wann man releast und welche anderen Künstler in dieser Phase veröffentlichen.

Sehen die Plattenfirmen das auch so entspannt wie Sie?

Vielen Plattenfirmen mag eine Nummer eins sehr viel bedeuten, aber dieses Ego-Problem habe ich nicht. Lustigerweise haben meine Singles nie einen Platz ganz vorne gefunden – mein Karriereweg verlief diesbezüglich also etwas atypisch. Ein gesundes und starkes Fundament ist entscheidend.

Und ein kräftiger Rücken, um den schweren medialen Rucksack schleppen zu können?

Die Schultern sind stark geworden durch das Tragen meines Rucksacks (lacht). Solange die Lebensfreude überwiegt, muss man alles andere ausblenden. Es gibt nun einmal Menschen, die griesgrämig durch das Leben gehen und das Negative suchen. Dazu gehöre ich nicht. Mein Auftrag ist es, mit Liedern wie „Amoi seg‘ ma uns wieder“ Hoffnung, Halt und Kraft zu schenken. Alles andere verdränge ich seit dem Tod meiner kleinen Schwester und meines Vaters sehr erfolgreich. Arnold Schwarzenegger hat mir einmal geraten: „Finger weg von den Energie-Vampiren.“

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