Die Vergabe von britischen Adelstiteln ("Peerage") hat ihren Ursprung im 11. Jahrhundert und sich über die Zeit weiterentwickelt. Ein Peer ist jemand, der einen oder mehrere von fünf möglichen Titeln besitzt, die er oder sie von einem direkten Vorfahren geerbt oder von einem Monarchen verliehen bekommen hat. Die fünf Adelstitel lauten:
- Duke/Duchess
- Marquess/Marchioness
- Earl /Countess
- Viscount/Viscountess
- Baron/Baronesse.
In der Vergangenheit bildeten die Peers eine eng zusammengewachsene Gruppe mächtiger Adliger, die in aufeinanderfolgenden Generationen durch Blut und Ehe miteinander verwandt waren und ihre Länder und Rechte in hohem Maße schützten. Ihr Vermögen stieg und fiel entsprechend der Stabilität des Königreichs und ihrer Gunst beim amtierenden Monarchen. Und heute?
Prinz / Prinzessin
Der Titel eines Prinzen (englisch "Prince") oder einer Prinzessin ("Princess") steht außerhalb des britischen Adelssystems und wird ausschließlich von Nachkommen des Monarchen getragen, also aktuell den Kindern, Enkeln und Ur-Enkeln von Queen Elizabeth. Es gibt allerdings Besonderheiten.
- Der Ehegatte einer britischen Königin ist ebenfalls ein Prinz, kein König. Die Ehefrau eines Prinzen, der zum König wird, wird nach der Inthronisierung hingegen Königin. Großbritannien hat demnach aktuell keinen King Philip, wird eines Tages aber eine Queen Camilla und eine Queen Catherine haben. Genau genommen werden die Damen "Queen Consort" genannt werden, zu Deutsch "Königsgemahlin". Nach britischem Recht ist sie dem König nicht ebenbürtig, sondern eine Untertanin. Eine Königin von Geburt, wie Queen Elizabeth, wird "Queen Regnant" genannt.
- Nicht alle Enkelkinder von Queen Elizabeth sind Prinzen und Prinzessinnen. Die Kinder von Queen-Tochter Prinzessin Anne, Zara Tindall und Peter Phillips, zum Beispiel. Das liegt daran, dass Anne eine Frau ist und den royalen Titel deshalb nicht automatisch an den Nachwuchs weitergeben konnte. Die Queen bot ihr trotzdem an, Zara und Philip zu Prinzessin und Prinz zu erheben. Anne lehnte ab, weil sie ihren Kindern ein so normales Leben wie möglich bieten wollte. Queen-Sohn Prinz Edward entschied sich ebenfalls dazu, seine Kinder Louise und James nicht zu Prinz und Prinzessin zu machen.
- Alle Kinder des ältesten Sohnes des Prinzen von Wales (dieser Sohn ist derzeit Prinz William) sind automatisch Prinzen und Prinzessinnen. Diese Regelung ist noch sehr jung, Queen Elizabeth erließ sie 2012. Zuvor waren nur ihre Kinder (z.B. Prinz Charles), die Kinder ihrer Söhne (z.B. Prinz William, Prinzessin Eugenie) und der älteste, lebende Enkelsohn des Prinzen von Wales (Prinz George) Prinz oder Prinzessin. Das nur ein begrenzter Teil der Nachkommen der Queen Prinz oder Prinzessin werden entschied 1917 König George V., der Großvater der Queen. Der Grund: Zu dieser Zeit gab es in ganz Europa Revolutionen und viele Monarchien brachen zusammen. George V. wollte also eine abgespeckte Monarchie, um ihren Erhalt zu sichern. Hätte die Queen das Dekret nicht geändert, wäre Charlotte keine Prinzessin und Louis kein Prinz.
- Die Kinder von Prinz Harry und Herzogin Meghan werden demnach per Geburt nicht Prinz oder Prinzessin, sondern Earl im Falle eines Jungen und Lady im Falle eines Mädchens. Diesen Titel tragen sie nicht nach eigenem Recht, sondern als Leihgabe durch ihren Vater. Doch als Archie Harrison Mountbatten-Windsor am 6. Mai 2019 geboren wurde, kam es anders: Er wurde öffentlich nicht als Earl of Dumbarton vorgestellt (den zweithöchsten Titel seines Vaters hätte er leihweise tragen dürfen). Harry und Meghan wollten es so.
- Heiratet ein Prinz oder eine Prinzessin jemanden aus dem Volk, wird der/die Angeheiratete aufgrund des Fehlens royaler Vorfahren nicht zum Prinz/ Prinzessin erhoben. So will es das strenge Protokoll. Eine Frau adoptiert jedoch den Titel ihres Mannes. Strenggenommen ist Camilla "Prinzessin Charles von Wales", Kate "Prinzessin William von Wales" und Meghan "Prinzessin Henry von Wales". Es sind jedoch nur Höflichkeits- und keine legitimen Prinzessinnen-Titel. Demnach war auch Diana keine echte Prinzessin.
- Den Titel Prinz von Wales trägt in der Regel die Nummer eins der Thronfolge. Derzeit ist das Prinz Charles. Allerdings ist der Titel kein Erbtitel, sondern wird vom König/der Königin verliehen. Heißt: Wenn Charles den Thron besteigt und Prinz William zum Thronfolger Nummer eins wird, wird er nur zum Prinzen von Wales, wenn Charles das so will. Um die Verwirrung für das deutsche Publikum perfekt zu machen: Der "Prince of Wales" wird ins Deutsche als "Prinz von Wales" übersetzt. Dies ist aber falsch. Die korrekte Übersetzung müsste lauten: "Fürst von Wales". Erklärung: Im Englischen steht "Prince" sowohl für "Prinz" als auch für "Fürst". Im Falle des "Prince of Wales" ist ein Fürst gemeint.
- EinPrinz oder eine Prinzessin ist nicht automatisch Mitglied des Adels. Einen Titel wie "Duke" oder "Baroness" kann man nur tragen, wenn man ihn vom amtierenden Monarchen verliehen bekommt. Die Prinzen Philip, Charles, William und Harry werden bei öffentlichen Auftritten, in Pressemitteilungen sowie in den sozialen Netzwerken und auf der Homepage des Palastes mit ihrem Titel "Duke" angesprochen. Ein möglicher Grund dafür: Der Herzogtitel verbindet die Prinzen nach außen hin mit ihren Ehefrauen, die bei der Hochzeit zwar Herzogin, aber nicht zur Prinzessin werden ("Duke and Duchess of Cambridge" statt "Prince William and The Duchess of Cambridge").
1. Duke/ Duchess
Der ranghöchste zu verleihende Adelstitel ist der des Herzogs und der Herzogin, im Englischen "Duke" und "Duchess". Oftmals wird er Prinzen und Prinzessinnen, quasi in "Personalunion", verliehen, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben oder heiraten. So ist Prinz William der Duke of Cambridge, Prinz Harry der Duke of Sussex und Prinz Philip der Duke of Edinburgh. Ihre Ehefrauen sind demnach Herzoginnen (außer die Queen).
- "Duke of Cornwall" wird automatisch der älteste Sohn der Königin/des Königs; derzeit Prinz Charles. Das liegt daran, dass so die reiche "Duchy of Cornwall" seine Geldbörse wird – aus den erträgen dieser Provinz muss er seinen Haushalt und den seiner Angehörigen bestreiten.
- "Duke of York" ist automatisch der zweitälteste Sohn der Königin/ des Königs; derzeit Prinz Andrew.
2. Marquess/Marchioness
Der zweithöchste Rang im britischen Adelsstand ist der eines Marquis und einer Marquise (aus dem Französischen "Markgraf" und "Markgräfin"). Der Titel wurde für Personen in den walisischen und schottischen Grenzgebieten geschaffen. Der aktuell höchste Marquis in England ist Nigel George Paulet, 18. Marquis von Winchester, der zurzeit in Südafrika lebt.
3. Earl/ Countess
Der dritthöchste Rang ist der eines Grafen und einer Gräfin. Der bekannteste Graf ist Prinz Edward, der jüngste Sohn der Queen. Er trägt den Titel Earl of Wessex. Doch warum ist er kein Herzog, wie seine älteren Brüder Charles und Andrew, und steht in der Rangfolge unter ihnen? Insidern zufolge will Edward den Titel Herzog von Edinburgh übernehmen, wenn sein Vater eines Tages stirbt. Edwards Ehefrau Sophie ist die Gräfin von Wessex.
4. Viscount/Viscountess
Der vierte Rang des britischen Adelsstandes ist der Viscount, frei übersetzt "Burggraf". Ein Viscount steht im Rang unter einem Grafen; Träger des Titels sind oftmals dessen Kinder. Der aktuell bekannteste Viscount ist James, der Sohn des Grafen und der Gräfin von Wessex. Sein voller Titel lautet: James, Viscount Severn. Sollte Prinz Edward eines Tages tatsächlich zum Herzog aufsteigen, könnte auch James zum Earl aufsteigen. Seine Schwester Louise ist eine Lady ("Lady Louise Windsor").
5. Baron / Baroness
Der Baron/ die Baronin ist der niedrigste der fünf Adelstitel in Großbritannien. Einige Mitglieder der königlichen Familie tragen den Titel eines Barons oder einer Baronin. Charles ist der Baron von Renfrew und William Baron von Carrickfergus. Prinz Andrew, der Herzog von York, ist auch der Baron von Killyleagh. Der Titel eines Barons kann im Vereinigten Königreich sowohl erblich sein als auch auf Lebenszeit verliehen werden.
„Her Royal Highness“ („HRH“)
Der Prädikatstitel "Ihre Königliche Hoheit" wird per Geburt allen Kindern und Enkelkindern der Queen sowie seit 2012 auch allen Kindern des ältesten Sohnes des Prince of Wales verliehen (von dieser Neuregelung der Queen profitieren Prinzessin Charlotte und Prinz Louis). Schwiegertöchter und -söhne der Queen (zum Beispiel Herzogin Camilla und Gräfin Sophie) können die Anrede "HRH" mit Erlaubnis der Queen erhalten. Als Diana und Charles sich scheiden ließen, erkannte die Queen ihr den Titel "HRH" ab.
Wie wird man in den Adelsstand erhoben?
Die Kandidaten für einen Adelstitel werden dem amtierenden Monarchen vom britischen Premier vorgeschlagen (darunter können sich auch Vorschläge der Bevölkerung befinden, die diese im Büro des Premiers einreichen können). Der Premier schreibt die Namen der Kandidaten auf eine Liste (Honour List) und übergibt sie dem König/der Königin. Die Übergabe erfolgt zu festgelegten Anlässen: Neujahr (The New Year Honours List), Geburtstag der Monarchin (Birthday Honours List), Parlamentsauflösung (Dissolution Honours List) und dem Amtsende des Premierministers (Resignation Honours List). Kandidaten für einen Adelstitel bedürfen der Zustimmung des Prüfungskomitees des House of Lords, bevor die Queen den Vorschlägen in der Regel umstandslos entspricht. Die Ehrungen selbst sind in der Regel eine Medaille oder ein ähnliches Objekt, das der Monarch dem Empfänger im Rahmen eines offiziellen Termins überreicht.
Die Titel der aktuell amtierenden „Senior Royals“
Queen Elizabeth
Elizabeth Alexandra Mary kam am 21. April 1926 als erstes Kind des damaligen Herzogpaares von York, später König George VI. und Königin Elizabeth Bowes-Lyon ("Queen Mum"), zur Welt. Elizabeth wuchs als "HRH Princess Elizabeth of York“ auf. Als ihr Vater am 11. Dezember 1936 gekrönt und sie damit zur Nummer eins der Thronfolge wird, nennt man sie "Her Royal Highness The Princess Elizabeth". Eine weitere Änderung ihres Titels erfolgt am 20. November 1947, dem Tag ihrer Hochzeit mit Philip Mountbatten, dem "Duke of Edinburgh": "Her Royal Highness The Princess Elizabeth, Duchess of Edinburgh“. Nach dem Tod ihres Vaters besteigt Elizabeth den Thron und heißt bis heute "Her Majesty The Queen" (auf Deutsch: "Ihre Majestät, die Königin").
Prinz Philip (†)
Philip Mountbatten wird am 10. Juni 1921 als Prinz von Griechenland und Dänemark auf der Insel Korfu geboren. Nach einem Militärputsch geht er mit seinen Eltern und seinen Geschwistern ins Exil. Für seine Hochzeit 1947 mit Elizabeth nimmt er die britische Staatsbürgerschaft an und wird zu "HRH The Duke of Edinburgh, Earl of Merioneth and Baron Greenwich“ ernannt. Erst 1957 verlieh ihm die Queen den Titel "Seine königliche Hoheit Prinz Philip, Herzog von Edinburgh." Die genauen Gründe sind unklar. Man geht jedoch im Allgemeinen davon aus, dass die Queen ihrem Mann entgegenkommen wollte.
Charles, Prince of Wales
Charles wird am 14. November 1948 als "HRH Prince Charles Philip of Edinburgh" geboren und bekommt 1952 die Titel "HRH The Duke of Cornwall" und – wenn er sich in Schottland aufhält – "HRH The Duke of Rothesay". 1958, als seine Mutter zur Queen gekrönt wird, wird Charles zum "HRH Prince of Wales". Doch damit nicht genug, denn der vollständige Titel von Charles lautet:
His Royal Highness Prince Charles Philip Arthur George, Prince of Wales, KG, KT, GCB, OM, AK, QSO, CC, PC, ADC, Earl of Chester, Duke of Cornwall, Duke of Rothesay, Earl of Carrick, Baron of Renfrew, Lord of the Isles and Prince and Great Steward of Scotland.
- Den Titel "Duke of Cornwall" trägt der britische Thronerbe seit dem 14. Jahrhundert. Wenn er sich im Südwesten Englands aufhält, wird Charles meist "Duke of Cornwall" genannt.
- "KG, KT, GCB, OM, AK, QSO und CC" sind Abkürzungen für Ritterorden, denen Charles angehört (Knight of the Garter, Knight Grand Cross of the Order of the Bath, Order of Merit, Knight of the Order of Australia und Companion of the Queen's Service Order, ).
- "Earl of Chester" ist ein alter Adelsrang, der mit der Stadt Chester nahe der englischen Grenze zu Wales verbunden ist. William I. schuf den Titel, den er jemandem geben sollte, um ihn gegen einen Angriff der Waliser zu schützen. Seit dem 13. Jahrhundert gehört der Titel immer dem Prince of Wales.
- "PC" steht für "Privy Counsellor", eine Gruppe von Personen, die als "Geheimrat" den Monarchen berät. Dazu gehören neben der Nummer eins der Thronfolge unter anderem auch der britische Premier und alle Mitglieder des Kabinetts.
- "ACD" bedeutet "Aide-de-Camp". Dahinter verbirgt sich eine weitere, allerdings kleine Gruppe persönlicher Berater des Monarchen, meistens Militärs.
- "Earl of Carrick", "Baron of Renfrew", "Lord of the Island" und "Prince and Great Steward of Scotland" sind Titel mit zum Teil jahrhundertelanger Tradition und werden dem schottischen Thronerben verliehen – derzeit Charles.
Herzogin Camilla
Als Camilla Charles 2005 heiratet, wird aus Camilla Parker-Bowles "HRH The Princess of Wales" (obwohl sie diesen Titel nicht verwendet) und "HRH The Duchess of Cornwall". Wenn sie in Schottland weilt, ist sie "HRH The Duchess of Rothesay". Sie ist keine "Princess Camilla", denn eine Prinzessin kann man nur als Nachkomme eines Monarchen oder einer Monarchin werden. Angeheiratete, bürgerliche Ehefrauen von Prinzen nennt man der Höflichkeit halber nach ihrem Mann, im Falle Camillas eigentlich "HRH The Princess Charles". Da dem "Prince of Wales" als Thronfolger Nummer eins allerdings eine besondere Bedeutung zukommt, gibt es seit dem 14. Jahrhundert auch den Titel "HRH Princess of Wales" für seine Ehefrau.
Prinz William
Geboren wird der älteste Sohn von Prinz Charles und Diana am 21. Juli 1982 als "HRH Prince William Arthur Philip Louis of Wales". Nach seiner Hochzeit mit Kate Middleton wird ihm von der Queen der Adelstitel "HRH The Duke von Cambridge, Earl of Strathearn and Baron Carrickfergus" verliehen.
Herzogin Catherine
Der Titel der Ehefrau von William lautet "Her Royal Highness Catherine Elizabeth, Duchess of Cambridge, Countess of Strathearn, Baroness of Carrickfergus." Auch für sie gilt: Sie ist keine waschechte Prinzessin, gilt aber als auch als "HRH The Princess William". Wenn William eines Tages gekrönt wird, wird sie zu "Queen Catherine".
Prinz George, Prinzessin Charlotte und Prinz Louis
Mit dem "Letters Patent" machte die Queen ihre Urenkel zu Prinzessen und Prinzessinnen. Ihr Titel lautet: "HRH Prince of Cambridge" beziehungsweise "HRH Princess of Cambridge".
Prinz Harry
Der zweite Sohn von Prinz Charles kommt am 15. September 1984 als "HRH Prince Henry Charles Albert David of Wales" zur Welt. Die Öffentlichkeit nennt ihn kurz "Prince Harry". Bei seiner Heirat mit Meghan Markle am 19. Mai 2018 erhebt ihn die Queen in den Adelsstand als "HRH The Duke von Sussex, Earl of Dumbarton and Baron Kilkeel".
Herzogin Meghan
Durch ihre Ehe wird die bürgerliche Amerikanerin "HRH The Duchess of Sussex". Wenn Harry kein Herzogtum gewährt worden wäre, würde Meghan offiziell den Titel "HRH Princess Henry of Wales" tragen.
Für die Krone Das sind die Thronfolger im britischen Königshaus
Verwendete Quellen: BBC, Royal Central, Reader's Digest, The Business Insider, Debrett's, eigene Recherche
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