Nach schweren Vorwürfen von Ex-Kandidatinnen: Sarah Knappik berichtet von ihren GNTM-Erfahrungen

  • Das Finale der 17. Staffel von „Germany’s Next Topmodel“ steht an.
  • Die große Liveshow in Köln mit Heidi Klum und ihren fünf Finalistinnen wird in diesem Jahr allerdings begleitet von viel Kritik: Mehrere Ex-Teilnehmerinnen sowie YouTuber Rezo haben Vorwürfe gegen die ProSieben-Show erhoben.
  • Eine, die GNTM und das Showbusiness sehr gut kennt, ist Sarah Knappik – die 35-Jährige wurde durch die dritte Staffel bekannt, arbeitete danach als Model und war in zahlreichen TV-Formaten zu sehen.
  • Im Interview mit unserer Redaktion hat Sarah Knappik über das anstehende GNTM-Finale sowie die aktuell kursierenden Vorwürfe mehrerer Models gesprochen.

Heute ist das große Finale einer außergewöhnlichen GNTM-Staffel. Schauen Sie es an?

Sarah Knappik: Ja, ich werde es mir auf jeden Fall anschauen. Ich fand, es war eine schöne Staffel. Gerade in den Zeiten, in denen uns nicht so viele gute Nachrichten erreichen, tut es gut, dass so eine Show produziert wird und man auf andere Gedanken kommen kann. Ich finde es auch toll, dass ProSieben nie die Ideen ausgehen.

Wen sehen Sie in der Top 3? Wer wird Ihrer Meinung nach gewinnen?

Ich denke, Noella, Luca und Martina kommen in die Top drei. Für mich wäre es spannend, wenn Martina gewinnen würde – ich kann mir gut vorstellen, dass sie aufs Cover kommt. „Harper‘s Bazaar“ spricht ja auch reifere Frauen an. Es ändert sich so viel gerade in unserer Modelindustrie und man möchte Menschen sehen, mit denen man sich identifizieren kann. Aber auch Luca und Noella haben sich super entwickelt. Luca bringt viele Fans mit und mit einer großen Fanbase lassen sich Produkte gut verkaufen. Ich denke aber, Martina wird in die Topmodel-Geschichte eingehen als erste Best-Ager-Gewinnerin. Das wird auch vielen Frauen Mut machen, denn man muss nicht 18 sein, um ein Topmodel zu sein. Man kann auch im Alter noch durchstarten.

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In dieser Staffel haben neben den Finalistinnen vor allem Lieselotte und Viola polarisiert. Wie fanden Sie die beiden?

Beide waren super sympathisch. Zu Viola habe ich schon am Anfang der Staffel gesagt, dass sie viel Potenzial hat und eine spannende und coole Frau ist. Sie wird ihren Weg gehen – gerade nach dieser Hammer- Kampagne mit Jean Paul Gaultier. Sie sticht mit ihrem Style und ihrer Persönlichkeit heraus und das mag ich.

Viele Zuschauer hatten das Gefühl, dass Lieselotte von Heidi Klum bevorzugt wurde. Was sagen Sie zu ihr?

Ich finde, Lieselotte ist eine bildschöne, unterhaltsame Frau. Ich glaube, dass wir sie noch viel im Unterhaltungsfernsehen sehen werden und dafür ist sie auch perfekt. Am Anfang hat sie alles nicht so ernst genommen, aber sie hat sich total entwickelt und Heidis Tipps angenommen. Ich finde ja, Lieselotte hat vom Aussehen her ein bisschen Ähnlichkeit mit Heidi Klums Mutter. Vielleicht hat Heidi da auch immer ein bisschen an ihre Mama gedacht.

Aktuell gibt es viel öffentliche Kritik an GNTM, mehrere Ex-Kandidatinnen haben Vorwürfe erhoben, dass hinter den Kulissen viel manipuliert wird, Streits angefacht und Dramen künstlich kreiert werden. Können Sie die Vorwürfe nachvollziehen?

Wo Bedürfnisse sind, entstehen Streitigkeiten. Die Models haben diese mediale Präsenz, weil sie durch „Germany’s Next Topmodel“ bekannt geworden sind. Deshalb finde ich es schade, dass jetzt so viele Mädels über ProSieben und Heidi Klum herziehen – gerade nach so vielen Jahren. Man weiß ja inzwischen, wie Fernsehen funktioniert. Man sollte lieber die Erfahrung nutzen, dankbar sein und etwas aus sich machen, anstatt Jahre später Schuldzuweisungen zu machen.

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Liliana, die 2020 extrem polarisiert hat, hat beispielsweise erzählt, dass Models die Füße vor dem ersten Walk eingecremt wurden, damit die Models stürzen. Ist Ihnen Ähnliches widerfahren, oder haben Sie so etwas beobachtet?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Heidi zu den Make-up-Artists gegangen ist und gesagt hat: „Creme der die Füße ein, damit sie hinfällt.“ Vielleicht wurden die Beine eingecremt, weil sie trocken waren oder es war ein Versehen. Und ich bin mir sicher: Die Models haben sich danach garantiert nie wieder die Füße eincremen lassen vor einer Modenschau, sie haben also bestimmt daraus etwas gelernt. Auf großen Modenschauen stürzen auch reihenweise Models und beklagen sich nicht. Meine allererste Modenschau damals bin ich für Philipp Plein gelaufen, in der Kathedrale von Barcelona. Ich hatte 48 Stunden nicht geschlafen und meine Schuhe waren vier Größen zu groß. Da ist es ja klar, dass man stürzt.

Wie sind Sie damit umgegangen?

Ich habe es trotzdem mit Humor genommen und nicht gedacht, dass mir Heidi oder die Produktion etwas Böses wollen. Man muss „Germany’s Next Topmodel“ als Ausbildung sehen. Als ich dorthin gegangen bin, hatte ich Probleme mit meinem Selbstwertgefühl und meinem Gewicht, weil ich davor viel abgenommen hatte. Ich konnte nicht auf hohen Schuhen laufen und hatte noch nicht mal welche im Schrank. Ich habe das alles bei „Germany’s Next Topmodel“ gelernt.

Kann man denn das echte Modelleben und „Germany’s Next Topmodel“ vergleichen?

Das echte Modelleben ist nochmal eine ganz andere Schiene. Ich finde, GNTM ist noch relativ human im Gegensatz zu echten Model-Castings. Ich habe miterlebt, wie Leute Models in die Haare fassen und sagen: „Deine Haare sind scheiße“, oder „Dein Arsch ist viel zu fett“. Ich stand neben Models, die niedergemacht wurden auf ekelhafteste Weise oder ausgelacht wurden, weil sie zum Casting gegangen sind. Das ist das wahre Modelleben, das ich früher miterlebt habe. Bei GNTM wird man auf alle Bereiche des Modellebens vorbereitet. Es kann nun mal gut vorkommen, dass man in viel zu großen Schuhen laufen muss. Als Model musst du flexibel sein und man muss das mit Humor nehmen.

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Sie waren 2008 bei GNTM, seitdem waren Sie in vielen TV-Formaten zu sehen. Sie haben sicher schon viel erlebt im Showbusiness.

Ich bin jetzt schon 15 Jahre im Fernsehen und habe viele Dinge gesehen. Das Business ist ein Haifischbecken und sehr anspruchsvoll. Da gibt es wirklich Schlimmeres als ein paar eingecremte Füße. Mir wurden mal bei einer Modenschau prophylaktisch Schmerztabletten gegeben, weil ich stundenlang unfassbar schweren Kopfschmuck tragen musste. Einmal musste ich bei einer internationalen Misswahl von einem Dach springen und lauter verrückte Dinge machen, wir haben den ganzen Tag gedreht. Und dann kam raus, dass der Audio-Assistent den Ton nicht aufgenommen hatte. Alles war umsonst. Ich hatte auch schon Momente, wo ich abends im Bett gelegen habe und geweint habe wegen eines Jobs. Das Showbusiness ist harte Arbeit, für die es viel Disziplin braucht. Der Erfolg kommt oft erst nach vielen Jahren. Wenn das nichts für einen ist, dann gibt es auch andere Berufe, aber die finden nun mal nicht in der Öffentlichkeit statt. Nicht jeder kann Fernsehen machen oder modeln. Man hat von mir viele Höhen und Tiefen im Fernsehen gesehen, aber ich habe mich immer wieder aufgerafft und versucht, aus mir etwas zu machen. Heute bin ich Mutter und möchte meiner Tochter Selbstbewusstsein auf den Weg geben und sie stärken fürs Leben.

Gibt es etwas, was Sie Heidi Klum nach all den Jahren sagen möchten?

Heidi Klum ist eine starke, großartige Frau, die Deutschland richtig gut repräsentiert. Sie hat auch schon viele Tiefen durchlebt, hat sich aber nie angreifbar gemacht oder öffentliche Schlammschlachten geführt. Trotz ihrer Karriere hat sie tolle Kinder großgezogen. Ich bin froh, dass Heidi Klum an mich geglaubt hat. Gina-Lisa und ich waren damals die ersten Diversity-Models (lacht). Wir waren anders und haben mit unserem Charakter für Aufsehen gesorgt. Ich war die erste bei Topmodel, die über Mobbing gesprochen hat, weil ich wegen meiner Figur in der Schule gemobbt wurde. Auf einmal war ich in einer Show, in der es um die Figur geht und habe Facetten an mir entdeckt, von denen ich noch gar nichts wusste, zum Beispiel, dass ich fotogen bin. Ich hätte auch nie geglaubt, dass ich die Welt bereise. Heidi Klum und ProSieben bin ich dankbar, dass sie mir dieses Kapitel meines Lebens ermöglicht haben. Ich würde mich auch sehr freuen, wenn ich irgendwann nochmal zu „Germany’s Next Topmodel“ eingeladen werde – zum Beispiel als Gastjurorin. Bei der Jubiläumsfolge war ich damals leider nicht dabei.

Was wünschen Sie den Finalistinnen für heute Abend?

Ganz viel Spaß und ein erfolgreiches Finale! Genießt es und macht das Beste daraus!

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