Sara Nuru: "Zu Beginn wurde ich unterschätzt und nicht ernstgenommen"
Die Geschäftsfrau im Interview
Dreizehn Jahre liegt ihr Sieg bei „Germany’s next Topmodel“ schon zurück, seitdem ist bei Sara Nuru (32) viel passiert. Sie ist heute Gründerin, Geschäftsfrau und Botschafterin für fairen Handel. Mit ihrer Schwester Sali gründete sie 2016 das Unternehmen nuruCoffee. Anlässlich des diesjährigen Earth Day sprach sie mit dem Marketingunternehmen Vista und dem Münchner Tee Start-up uptea über die Bedeutung von Nachhaltigkeit für Marken, Marketing und Unternehmen. Mit welchen Herausforderungen sie selbst als Unternehmerin zu kämpfen hat, verrät sie im Interview.
Sara Nuru: Für mich bedeutet Nachhaltigkeit, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und nicht alles für selbstverständlich zu erachten. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir nur diesen einen Planeten haben und wir Verantwortung für unsere Umwelt und unsere Gesellschaft tragen. In meiner Rolle als Botschafterin für fairen Handel versuche ich, andere diesbezüglich auch auf ihr Konsumverhalten aufmerksam zu machen. Wir müssen alle mehr hinterfragen, wo und unter welchen Bedingungen Kleidung, Nahrung und andere Dinge unseres Alltags hergestellt werden.
Nuru: Als meine Schwester Sali und ich 2016 nuruCoffee gründeten, wollten wir Äthiopien, und damit dem Heimatland unserer Eltern, Tribut zollen - und gleichzeitig den Menschen vor Ort helfen. Wir verkaufen hier in Deutschland Kaffee aus Äthiopien und sind dadurch in der Lage, Mikrokredite an äthiopische Frauen zu vergeben. Mit unserem Verein nuruWomen unterstützen wir sie zudem durch Weiterbildungsmöglichkeiten beim Start in die Selbstständigkeit.
Nuru: Vielen bin ich durch meine Teilnahme bei „Germany’s next Topmodel“ ein Begriff – was nicht immer ein Vorteil ist. Gerade zu Beginn wurde ich unterschätzt und nicht ernstgenommen. Hinzu kommt, dass noch immer ein Großteil der Start-ups von Männern gegründet wird. Frauen haben es schlicht schwerer, zu gründen.
Nuru: Die gleichen wie zu Beginn! Vor allem der Kaffeemarkt ist immer noch sehr männerdominiert. Außerdem ist es herausfordernd, die Balance zwischen sozialem Tun und Wirtschaftlichkeit zu halten. Das gelingt uns – aber einfach ist es nicht immer.
Nuru: Gründet nur ein Business, für das ihr wirklich brennt. Mit dem ihr eine eigene Geschichte verbindet. Nur so könnt ihr es schaffen, auch in schwierigen Zeiten fokussiert zu bleiben - denn ihr wisst so immer, wofür ihr es tut.
Nuru: Wie wir auch beim heutigen Earth Day Event gelernt haben, sind nachhaltige Produkte noch lange kein Garant für ein nachhaltiges Unternehmen. Schaut genauer hin: Was tut es zum Beispiel im sozialen Bereich? Geht das Unternehmen auch Dinge an, die nicht direkt mit Gewinn gekoppelt sind – spendet es zum Beispiel an Umweltorganisationen? Wie so oft im Leben müssen wir das große Ganze betrachten. Und nicht nur fürs gute Gewissen zum vermeintlich nachhaltigen Waschmittel oder der fair hergestellten Bluse aus Bio-Baumwolle greifen.
Nuru: Authentizität ist der Schlüssel – über alle Kanäle. Ich kann zum Beispiel meinen fair produzierten Kaffee nicht mit irgendwelchen Flyern bewerben, sondern muss da bereits ökologisch denken. Denn es gibt durchaus nachhaltige, haptische Werbemittel. Im Produktdschungel können aber auch schon anerkannte Siegel und Zertifizierungen Orientierung bieten, wie zum Beispiel das FSC-Siegel bei Papier. Bei Unternehmen wie Vista kommt beispielsweise im Druck Papier zum Einsatz, das zu 95 Prozent aus FSC-zertifizierter Forstwirtschaft stammt. Aber: Egal wie viel Aufwand du betreibst, um deine Marke zu pushen – die meiste Strahlkraft besitzt dein Produkt selbst. Je besser es ist, desto weniger Überzeugungskraft und Maßnahmen musst du ergreifen. Gib den Menschen eine sinnvolle Sache an die Hand – sie werden sie als solche erkennen und wertschätzen. Das ist für mich die beste Form von Nachhaltigkeit.
Nuru: Natürlich versuche ich, meinen Alltag so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Das fängt bei kleinen Dingen an. Bei meinen Besuchen in Äthiopien ist mir zum Beispiel sehr deutlich vor Augen geführt worden, welches wertvolle Gut Wasser ist – und dass das eben bei mir zu Hause nicht dauerhaft laufen muss, wenn ich dusche. Oder ich mir schon zweimal überlege, ein Vollbad zu nehmen.
Nuru: Es tut sich auf jeden Fall etwas. Auch bei den großen Modehäusern und -ketten. Dabei hilft es natürlich, dass das Thema Nachhaltigkeit insgesamt in unserer Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Kein Unternehmen kann es sich heute leisten, seine Arbeits- und Produktionsbedingungen nicht wenigstens zu hinterfragen. Dass dabei bei vielen dennoch ein weiter Weg vor ihnen liegt, steht außer Frage.
Nuru: Mein Kleiderschrank ist sehr übersichtlich – weil ich schon lange eher auf Qualität statt Quantität setze. Das heißt nicht, dass ich nur teure Designerteile besitze, im Gegenteil. In meinem Schrank finden sich durchaus Teile der großen Ketten, dann achte ich aber schon darauf, wo und wie diese produziert wurden. Mittlerweile ist dies bei vielen gut nachvollziehbar. Ich kaufe aber auch sehr gerne auf Flohmärkten und in Second-Hand-Läden ein.
Nuru: Mit der Hilfe meines tollen Teams, meiner Schwester und unseren Geschäftspartnern. Und mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass wir mit unserem Tun anderen helfen – das motiviert mich jeden Tags aufs Neue.
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