Ob in Kunst und Kultur, in der Politik oder in Medizin und Pädagogik – die vier Frauen auf diesen Seiten hinterließen im vergangenen Jahrhundert durch ihr Engagement große Spuren.
Und sie erlebten mit, wie einige wichtige Meilensteine auf dem Weg zu Gleichberechtigung von Frau und Mann gesetzt wurden. Gesellschaftlich wie politisch.
1897
Dass Frauen in Österreich heute studieren können, was sie wollen, ist keine Selbstverständlichkeit. Erst im späten 19. Jahrhundert wurde die Zulassung von Frauen zum Studium an Hochschulen genehmigt – zunächst schrittweise. So stand weiblichen Studierenden ab 1897 nur die philosophische Fakultät offen, 1900 folgte die Medizinische. Ab 1919 hatten Frauen schließlich auch Zutritt zur juridischen Fakultät, zur Tierärztlichen Hochschule und zur Technischen Hochschule, ab 1920/21 zur Akademie der bildenden Künste, ab 1922 zur evangelisch-theologischen und ab 1945 zur katholisch-theologischen Fakultät.
Grete Gulbransson (1882–1934)
Als Margarethe Jehly wurde die Schriftstellerin im „Haus an der Halde“ in Bludenz geboren. Schon früh wandte sie sich der Dichtkunst zu. Nach dem Tod der Eltern zog sie mit 20 Jahren nach München, wo sie 1906 den Maler Olaf Gulbransson heiratete. Ihren größten Erfolg, den posthum erschienenen Roman „Geliebte Schatten“, erlebte Grete Gulbransson nicht mehr. Zu ihren Ehren erfolgte 1957 die Benennung des Grete-Gulbransson-Wegs unweit ihres Geburtshauses.
1918
Seinen Ausgangspunkt hatte der Kampf um das Frauenwahlrecht im Revolutionsjahr 1848. Frauenbewegungen pochten auf mehr politische Rechte. Die Auflösung der Habsburgermonarchie und die Errichtung einer Republik nach dem Ersten Weltkrieg boten schließlich die Gelegenheit zur Einführung des Frauenstimmrechts. Am 12. November 1918 wurde das „allgemeine, gleiche, direkte und geheime Verhältniswahlrecht aller Staatsbürger ohne Unterschied des Geschlechtes“ gesetzlich verankert. Bei den Wahlen zur Konstituierenden Nationalversammlung am 16. Februar 1919 konnten Frauen erstmals kandidieren und wählen.
Elfriede Blaickner (1904–2001)
Elfriede Blaickner (geb. Bitschnau) hat – gemeinsam mit Anna Mayr – Vorarlberger Geschichte geschrieben. Knapp 40 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts wurde sie 1959 als erste Frau in den Vorarlberger Landtag gewählt. Sie war Lehrerin und Kursleiterin für Hygiene, Kinder- und Krankenpflege. Politisch tätig war sie zunächst auf kommunaler Ebene in Feldkirch. Sie war Gemeindevertreterin und Mitglied der ÖVP-Stadtparteileitung, Landesleiterin der österreichischen Frauenbewegung und Mitglied der Bundesleitung des Frauenreferats des ÖAAB.
1975
Ob eine Frau arbeiten darf, entschied in der Geschichte im Normalfall derEhemann. Denn er galt laut Paragraph 91 des Allgemeinen BürgerlichenGesetzbuches aus dem Jahr 1811 als „Haupt der Familie“, dem es oblag, für denUnterhalt der Familie zu sorgen. Dies änderte sich mit der großenFamilienrechtsreform im Jahr 1975. Als „Herzstück“ der Reform gilt das Gesetzüber die persönlichen Rechtswirkungen der Ehe, das mit 1.1.1976 in Kraft tratund das die Paragraphen 91 und 92 aus dem Jahr 1811 ersetzte. Es enthält denGrundsatz, dass Mann und Frau in der Ehe gleiche Rechte und Pflichten haben.Frauen dürfen nun ohne Zustimmung des Mannes arbeiten.
Maria Summer (1921–2007)
Die große Pionierin der Sprachheiltherapie war davon überzeugt, dass Kinder Persönlichkeiten von absoluter Einmaligkeit sind. 1921 als fünftes von sechs Mädchen einer Bauernfamilie in Rankweil geboren, besuchte sie nach der Volksschule die Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck und Feldkirch. Es folgten u. a. Tätigkeiten als Lehrerin, ein „Lernjahr“ bei Prof. Asperger an der Heilpädagogischen Abteilung der Universitätsklinik Wien sowie Sprachheilkurse in Vorarlberg. Im Jahr 1977 gründete sie die Sprachheilstätte Rankweil. Für ihr Lebenswerk wurde Maria Summer unter anderem mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Landes ausgezeichnet.
1990
Ein weiterer Schritt in Richtung Gleichberechtigung wurde im Jahr 1990gemacht. Mit der Novelle des Karenzurlaubsgesetzes wurde es in Österreicherstmals möglich, dass auch Männer in Elternkarenz gehen. Doch die Zahlen sindnach mehr als 30 Jahren eher ernüchternd. Die Väterkarenz führt in Österreichimmer noch ein Schattendasein und wird nicht in dem Ausmaß wahrgenommen, wie esfür eine gleichberechtigte Gesellschaft wünschenswert wäre. Es sollte alsoweiter gemeinsam daran gearbeitet werden, dass traditionelle Rollenbilderendlich aufgebrochen werden. Und vor allem sind auch die Unternehmen gefordert,Männer in ihrer Rolle als Vater zu bestärken und ihnen keine Steine in den Wegzu legen.
Elisabeth Neier (geb. 1953)
Als Volksschullehrerin startete diegebürtige Dornbirnerin ihre erste berufliche Laufbahn. Doch schon bald wurdendie Weichen ihres Lebens neu gestellt. Mit 22 Jahren begann Elisabeth Neier einMedizinstudium und promovierte 1982 zum Dr. med. univ.. Eine tropenmedizinischeAusbildung festigte den Entschluss für einen Einsatz in der Dritten Welt. DerWeg führte sie mit „Ärzte ohne Grenzen“ nach Kamerun, wo sie seit mehr als 30Jahren das Krankenhaus in Ngaoubela leitet. Für ihr Engagement erhieltElisabeth Neier u. a. den höchsten Verdienstorden der Republik Kamerun sowiedas Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
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