Er starb völlig überraschend und ist jetzt in einer Comedyshow zu sehen: Mirco Nontschew. Sein letzter Auftritt findet in „LOL: Last One Laughing“ statt, gut vier Monate nach seinem Tod. Ob das gut geht?
„Gibt es einen toten Winkel“, fragt er Moderator Michael Bully Herbig nach den Kamerainstallationen im Raum und unweigerlich zuckt man zusammen. Mirco Nontschew, im Dezember 2021 überraschend gestorben, ist ab diesem Donnerstag in der dritten Staffel „LOL: Last One Laughing“ zu sehen. Nur sechs Wochen nach den Dreharbeiten zur Comedyserie fand man Nontschew leblos in seiner Wohnung in Berlin. Er wurde 52 Jahre alt.
Jetzt also sein letzter Auftritt. Wieder eine Gelegenheit, um mit seiner Paradedisziplin in Erinnerung zu bleiben: der spontanen, an Intensität nicht zu überbietenden Situationskomik. Seine legendären Grimassen, Geräusche und Gesten treiben die Konkurrenten auch in den neuen Folgen der Amazon-Prime-Produktion schier in den Wahnsinn, denn: Sie dürfen alle nicht lachen. Bei Anke Engelke über Olaf Schubert bis Carolin Kebekus, Axel Stein und den fünf anderen prominenten Comedians ist schnell zu spüren, wie sehr jeder von ihnen Nontschew als eine Art Endgegner betrachtet.
Es ist also ein großer Gewinn für das Comedyformat, das Mirco Nontschew es ein weiteres Mal beehrt. Schon in der ersten Staffel spulte er an der Seite von Stars wie Max Giermann, Barbara Schöneberger oder Rick Kavanian sein vielfältiges Programm ab, verausgabte sich auf der Bühne und in kleinen, aber feinen Situationen zwischen den anderen Kandidaten. Doch hatte Nontschew in der Auftaktstaffel des Formats noch ganze vier Folgen durchgehalten – Achtung: Spoiler –, gelingt ihm das bei seinem zweiten Versuch nicht mehr.
Hier stirbt der letzte Funken Hoffnung
„Ich habe es nicht mal gemerkt“, gibt Nontschew kleinlaut zu, nachdem er tatsächlich als erster der zehn Comedians ein Leben verliert. Und während man diesen Satz schreibt, merkt man: Autsch. Die drei Leben des Mirko Nontschew könnte man angesichts dieser außergewöhnlichen Konstellation meinen. Das eine ging vergangenes Jahr von uns, um zwei kann er nun in „LOL“ spielen. Doch jedes Mal wenn Bully als Gastgeber und Spielführer den Buzzer drückt und Nontschew damit dem Ende der Show näherkommt, stirbt gewissermaßen auch in uns Zuschauern der letzte Funken Hoffnung, doch noch länger etwas von diesem Ausnahmekünstler zu haben.
Dabei nimmt er sich so viel vor. „Aber ist schon geil, was er macht. Geiler Typ“, sagt er zu sich selbst, als er eine Perücke aufsetzt und als erster Künstler auf die Bühne tritt, um seine Gegnerinnen und Gegner mit seiner Genialität in Bedrängnis zu bringen. Es will ihm nicht gelingen, doch er gibt nicht auf. Fast abgehetzt wirkt er, wie er direkt nach seinem ersten Auftritt erneut den Gong ertönen lässt und eine zweite Performance abliefert. Seine Mitspieler fragen ihn, was ihn denn antreibt, warum er schon wieder in die Vollen geht.
„LOL: Last One Laughing“: Ab dem 14. April ist die Comedyserie bei Amazon Prime Video zu sehen. (Quelle: imago images)
Seine knappe Antwort: „Ich habe keine Zeit.“ Und es ist wieder so ein Satz, der nachhallt – und im Lichte der Ereignisse, die sich nach den Dreharbeiten zugetragen haben, wie der Teil eines bizarren Schauspiels anmutet. Als Zuschauer kommt man nicht umhin, immer wieder an den Tod Nontschews erinnert zu werden, schmerzhaft erinnert zu werden.
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Achtung: Nun folgt der entscheidende Spoiler
Nach nur zwei Episoden der Improserie ist es schon vorüber. Ein seltsames Gefühl steigt in einem auf. Plötzlich weiß man nicht mehr, ob man lachen oder weinen soll.
„Ich habe mich zu wenig konzentriert“, gibt Mirco Nontschew zu. Bully hat ihn beim Lachen erwischt, weil ein Gag auf Kosten von Christoph Maria Herbst ihn aus der Fassung brachte. Es ist ein großer Verlust für die Sendung – und noch ein größerer für uns alle. Fast ist man geneigt, nach diesen zwei Folgen gar nicht mehr wissen zu wollen, wer am Ende von „LOL: Last One Laughing“ triumphiert. „Ich hatte noch so gute Sachen“, sagt Nontschew am Ende als er die Bühne verlässt, auf der er nur so kurz hat glänzen können. Wie gerne hätten wir sie noch gesehen und am besten noch so viel mehr.
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