Schauspieler Michael Degen ist tot

Trauer um Michael Degen. Der Schauspieler ist im Alter von 90 Jahren verstorben. Besonders bekannt war er durch die Filmreihe „Donna Leon“. Degen war auch Schriftsteller und Regisseur.

Degen war einem großen TV-Publikum zuletzt vor allem dank der „Donna Leon“-Krimiserie in der ARD bekannt. Darin verkörperte er jahrelang als einer der Hauptdarsteller den eitlen „Vice-Questore Patta“. Zuletzt war er in der Episode „Ewige Jugend“ zu sehen, die im April 2019 ausgestrahlt wurde. In „Stille Wasser“ aus dem Dezember desselben Jahres wirkte er erstmals nicht mit.

Über seine Rolle sagte er erst im Januar 2022 zur Deutschen Presse-Agentur: „Ich vermisse ihn nicht, ich weiß nicht einmal, ob ich ihn besonders mag. Aber die Zuschauer mögen ihn ganz offensichtlich – und das erstaunlicherweise nicht nur in Europa.“

Außerdem feierte der Künstler in zahlreichen klassischen, modernen und unterhaltenden Rollen auf wichtigen Bühnen sowie in Film und Fernsehen Erfolge: Er spielte Hamlet, er spielte Hitler. Degen arbeitete mit Regiegrößen wie Peter Zadek, Claude Chabrol und Ingmar Bergman zusammen und inszenierte auch selbst.

April 2011: Michael Degen mit seiner Tochter Elisabeth Degen. (Quelle: Andreas Rentz/Getty Images)

Michael Degen hat sich darüber hinaus als Buchautor einen Namen gemacht.

1932 in Chemnitz geboren, nahm der jüdische Junge ab 1943 mit seiner Mutter Anna falsche Identitäten an, beide wurden schließlich von einem Ehepaar in einer Laubenkolonie versteckt und gerettet. Da war der Vater längst an den Folgen seiner Haft im KZ Sachsenhausen gestorben. Später emigrierte Degen nach Israel, doch nach zwei Jahren kehrte er nach Deutschland zurück. 

Jahrzehnte danach, 1999, veröffentlichte der Vater von vier Kindern seine Lebensgeschichte. „Nicht alle waren Mörder – Eine Kindheit in Berlin“ wurde ein Bestseller. Jo Baier verfilmte Degens Erinnerungen mit Aaron Altaras und Nadja Uhl 2006 für die ARD. Wie sehr wühlen Gedanken an die NS-Zeit noch heute in ihm? „Es gibt Menschen, die mir nahestehen und behaupten, ich hätte mir mit meinem Beruf den Gang zum Therapeuten erspart. Da mag etwas Wahres dran sein“, antwortet der mit der angesehenen Kainz-Medaille ausgezeichnete Degen schlicht.

Sein Schaffen hat für ihn auch einen politischen Aspekt. TV-Rollen wie die des jüdischen Geschäftsmanns in Egon Monks Dreiteiler „Die Geschwister Oppermann“ (1983) nach dem Roman von Lion Feuchtwanger oder Degen als Adolf Hitler in Michael Kehlmanns Zweiteiler „Geheime Reichssache“ (1988) machen dies deutlich. Ebenso seine Auftritte ab 2010 in Thomas Bernhards Drama „Heldenplatz“ über den sogenannten Anschluss Österreichs 1938 im Wiener Theater in der Josefstadt.

Auf aktuelle Entwicklungen blickt der Schauspieler nicht ohne Bitterkeit. „Dass junge deutsche Juden wieder um ihr Leben fürchten müssen, dass Antisemitismus und Rassismus nicht zu tilgen sind, lässt mich mit ohnmächtiger Wut zurück. Ich habe mit so vielen Rollen, mit meinen Büchern und in Interviews versucht, meinen Teil dazu beizutragen, das Bewusstsein der Menschen zu schärfen und sie zum (Um-)Denken zu bewegen“, so Degen. Er zieht ein skeptisches Resümee: „Aber ich bezweifle, dass es etwas genützt hat. Glauben Sie mir, das ist keine befriedigende Bilanz nach 90 Jahren Leben.“

Doch der Künstler, dem es „in Anbetracht meines Alters ganz ordentlich“ geht, kann sein Dasein auch sehr genießen. „Wenn es die Situation erlaubt, reisen wir“, verrät er der dpa. „Schon vor Beginn der Pandemie haben wir uns ein kleines Wohnmobil gekauft. Im Herbst waren wir in Kroatien, und als dort das Wetter schlechter wurde, sind wir kurzerhand nach Italien gefahren. Venedig, Florenz, Rom – alles bequem in den eigenen vier Wänden, coronakonform und vollkommen unabhängig.“ Und Degen alias Patta fügt hinzu: „Dank der Maske hat in Venedig diesmal auch niemand gefragt, wo ich denn Commissario Brunetti gelassen habe.“

Degen, der 1932 in Chemnitz geboren wurde und am 31. Januar seinen 90. Geburtstag feierte, hinterlässt vier Kinder, zwei aus erster Ehe und zwei aus zweiter Ehe. Tochter Elisabeth Degen ist ebenfalls Schauspielerin geworden. Mit ihr stand er mehrfach gemeinsam vor der Kamera, etwa 2017 für den Film „Winterjagd“. Degen lebte mit seiner dritten Ehefrau in Hamburg.

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