Eine KritikvonChristian Vock Diese Kritik stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.
Vor gut einer Woche hat RTLZWEI mit der neuen Staffel „Love Island“ eigenen Angaben zufolge „erneut den Frühling eingeläutet.“ Seitdem ist viel passiert. Okay, das stimmt nicht wirklich, zumindest, wenn man für „passieren“ ganz normale Maßstäbe anlegt. Aber wenigstens funktioniert so ein Satz als Einleitung. Denn in der Tat läuft „Love Island“ bereits seit einer Woche, aber so richtig viel passiert ist eigentlich nicht.
Dabei hatte RTLZWEI sich ein paar Gedanken gemacht, damit ein bisschen Leben in die Bude kommt. Zum Beispiel das „Brotel“. Das dient in den ersten vier Folgen als Isolationsunterkunft, damit die Herren nicht gleich auf die Damen losgelassen werden. Was das Ziel des Ganzen war und ob es überhaupt eines gab, konnte man allerdings bislang nicht herausfinden.
„Love Island“: Was bisher „passiert“ ist Doch auch wenn es sich für den Zuschauer manchmal so anfühlt hat, haben die „Islander“ natürlich nicht eine Woche lang auf den Boden geguckt. Daher hier ein kurzer Abriss, was bisher geschah: Mark mag Vanessa und Vanessa mag Mark. Jess mag Adriano und Adriano mag Jess – zumindest bis er erfährt, dass Jess im Körper eines Jungen geboren wurde: „Du bist schon cool drauf, aber ich denke, das kann nichts werden“, erklärt Adriano Jess seine Gefühle.
Für Jess ist daher in Folge vier mangels Anschluss Endstation. Das Gleiche gilt für Lara, weil sich Nico kurz zuvor in Richtung Neuankömmling Jennifer umorientiert hat. Unterdessen glaubt Adriano, mit Leonie geflirtet zu haben, was diese aber nicht bestätigen kann. Anders sieht es bei Bucci und Vanuschka aus, wäre da nicht der zweite Neuankömmling Sandrine, die Bucci bei ihrer Ankunft „geflasht“ hat.
Es ist also nicht so, dass die Kandidaten und Kandidatinnen keine Eckpunkte liefern, das Problem ist, dass dazwischen die Nadel des Spannungskompasses stetig Richtung Nullpol zeigt. Entweder sitzt man plaudernd da und rührt im Glas oder man plaudert, während man da sitzt und im Glas rührt. Das ist unterhaltungstechnisch für einen Abend okay, bei einer Woche wird es dann ein bisschen zäh. Das scheint die Kandidaten Mahdi, Inna und Léon aber nicht abgeschreckt zu haben, in Folge fünf ebenfalls in die Villa ziehen zu wollen.
Leonie über Léon: „Ich würd ihn jetzt gerade gerne küssen“ Mit dieser Grundkonstellation geht es am Montagabend in Woche zwei und bedauerlicherweise kultiviert man hier die etablierte Langeweile. Konzentrieren wir uns also wieder auf die Eckpunkte und die beginnen in Folge sieben mit einer Nachricht der Produktionsfirma an Léon und Leonie. Eine „Nachricht“ ist so etwas wie die Ereigniskarte bei „Love Island“, nur dass die beiden hier nicht bis auf LOS vorrücken oder alle ihre Häuser renovieren müssen, sondern zum Klettern gehen wollen müssen.
Das machen sie dann auch, damit „das Ganze mehr ins Rollen“ kommen kann, wie sich Leonie wünscht. Wenn sie mit „Rollen“ eine unnötig lange Kamerafahrt auf ihren Hintern meint, während sie in der Kletterwand hängt, hat das jedenfalls geklappt. Beim Après-Klettern stellt man dann nicht nur fest, dass Leonie Katzen nicht so gern hat, sondern auch, dass man mindestens den gleichen Humor hat. „Ich würd ihn jetzt gerade gerne küssen, aber wir sind ja noch gar nicht so weit“, stellt Leonie gerade noch rechtzeitig im Einzelinterview fest.
Mehr als nur nackte Haut bei "Love Island": Neues Konzept für die große Liebe Unterdessen gibt es auch für die Daheimgebliebenen eine „Nachricht“. Doch weil Klettern schon weg ist, greift die Produktionsfirma nun zu einem Gesellschaftsspiel aus dem Bereich Niveau-Intoleranz. Und das geht so: Die „Islander“ stellen sich in einer Reihe auf und sprühen nacheinander dem Partner zur Linken mit Sprühsahne einen Buchstaben auf den Bauch, um ihn danach abzulecken. Der Geleckte soll dabei den Buchstaben erraten, der mit den anderen Buchstaben dann ein Lösungswort ergibt.
„Love Island“: Sonne, Sanne, Schlagsahne Es anzunehmen, dass die Produktionsfirma hier irgendeine Form von Erotik erkannt haben möchte, aber machen wir uns nichts vor: In der Sonne Sprühsahne von fremden Bäuchen zu lecken – das klingt entweder nach einer Salmonellen-Vergiftung oder nach fremden Bauchnabelflusen im Mund. Beides keine schönen Gedanken. Die „Islander“ machen trotzdem mit, manche jedoch mit Bedenken: „Ich krieg dann Herpes, ich kann das nicht“, offenbart sich Sandrine im Vorfeld und Vanessa erinnert sich an ihre frühe Abneigung von Milchprodukten: „Meine Mama hat gesagt, dass ich als Baby immer Wasser trinken wollte.“
Lediglich Tom zeigt sich hart im Nehmen: „Am liebsten hätte ich von allen den Bauch geleckt“, bekennt der junge Mann, ehe er sich präzisiert: „Also von allen Mädels.“ Und so wird geleckt und geschleckt und sogar Vanessa bekommt die Aufgabe hin, wenn auch mit Hängen und Würgen. Also vor allem mit Würgen. „Eeekelhaft“, so Vanessas eindeutiges Fazit. Es mag sein, dass RTLZWEI hier nur das Beste für die Kandidaten wollte – nur sind TV-Shows eigentlich nicht für Kandidaten gemacht, sondern für Zuschauer. Wird gerne vergessen.
Für den Spruch des Tages sorgt dann ausgerechnet Nico, der bisher nicht durch seinen Humor aufgefallen ist. Und auch in Folge sieben meint er es eigentlich ernst, als er Neuankömmling Sanne erklärt, dass er mit Jennifer bereits seine Traumfrau bei „Love Island“ gefunden hat: „Ich kenn sie seit einer Woche und es ist krass, was in dieser Zeit passiert ist.“ Sollte das so sein – der Zuschauer hat davon leider nichts bemerkt.
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