Eine KritikvonChristian Vock Diese Kritik stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.
Die neunte Folge beginnt mit einem kolossalen Missverständnis. „Um nach einem Herzschlagfinale auch in Zukunft mit dem Bachelor durchs Leben zu gehen, müssen die Frauen diese Woche alles geben“, läutet der Off-Sprecher eine postfeministische Zeitenwende für den Rest der Show ein. Nicht, dass es bei „Der Bachelor“ bisher besonders gleichberechtigt zugegangen wäre, aber was genau sollen die drei Damen denn machen, um „alles zu geben“?
Sollen sie die Konkurrenz sabotieren? Noch mehr verliebt sein? Unserem Bachelor ein paar Schnittchen schmieren? Glaubt man dem Schnitt, dann wären unserem Bachelor zumindest die Punkte zwei und drei nicht ganz unrecht. Jedenfalls fühlt sich Bachelor Stuckmann in Folge neun von zwei der drei Damen nicht ausreichend gewürdigt. Und das beginnt mit einem kleinen Ausritt.
„Genieß den Tag!“, macht sich Dominik Stuckmann noch selbst Mut, denn Ausreiten ist eigentlich nicht so sein Ding: „Ich bin noch nie auf einem Pferd geritten“, gesteht er, was allerdings Raum für Interpretationen lässt: Ist er noch nie auf einem Pferd geritten oder ist er noch nie auf einem Pferd geritten? Aber das geht uns nichts an, Fakt ist, dass ihm die ganze Ausreiterei Unbehagen bereitet und das aus zweierlei Gründen.
„Der Bachelor“: Dominik möchte gerne trotzdem Cowboy sein Zum einen, weil er, auf dem Pferd angekommen, Blut und Wasser schwitzt, insbesondere, als sein als Schlafmütze vorverurteiltes Tier plötzlich Mätzchen macht: „Ich bin sehr froh, wenn ich absteigen kann.“ Zum anderen, weil die reiterprobten Anna und Nele offenbar mehr Spaß mit ihren Pferden haben als mit ihm und lieber ein bisschen galoppieren wollen, statt im Schritt durch die mexikanische Landschaft zu trödeln.
„Nele und Anna sind so ein bisschen ein Buddy-Team“, stellt Stuckmann missmutig fest und prophezeit dann: „Aber auch das wird brechen. (…) Sollen sie weiterreiten!“ Jana-Maria hingegen erfüllt in Dominiks Augen die von ihm gewünschte Rollenverteilung: „Sie hat mir das Gefühl gegeben: ‚Hey, alles gut, Mann! Du bist trotzdem mein Cowboy.'“ Kein Wunder, war sie sich doch schon vor der Reiterei mit dem Off-Sprecher über ihre Pflichten einig: „Ich werde die Zeit voll nutzen und ich werde alles geben.“
„Ich find’s echt gut, wie Jana-Maria heute war“, zeigt sich unser Trotzdem-Cowboy dementsprechend zufrieden mit deren Engagement. Und wenn es schon nicht auf dem Pferd geklappt hat, will unser Bachelor wenigstens beim Einhändig-Reißen an der Tequila-Flasche eine gute Figur machen. Denn als die Pferde verräumt sind, bittet Stuckmann zur fröhlichen Pichelei, um „sich die Situation an der einen oder anderen Stelle schönzutrinken“.
"Der Bachelor" 2022: Dominik Stuckmann – "Ich bin am Arsch" „Wir haben uns das schöngetrunken“ Doch so viel Tequila die vier auch tütern – die Situation wird irgendwie nicht angenehmer. „Ich hab keine Ahnung, was ich sagen soll in dieser Gruppe. Ich weiß gar nicht, wie ich mich verhalten soll. Soll ich viel reden, soll ich wenig reden? Über was soll ich überhaupt reden?“, jammert Stuckmann den Kameramann voll und eigentlich ist man geneigt, ihm den altbewährten Tipp zu geben: Wenn man nicht weiß, was man sagen soll, dann sagt man besser mal nichts. Aber das würde Stuckmanns Problem auch nicht lösen, denn der junge Mann will einfach nur mit den Damen alleine sein und zwar jeweils: „Ich will die nicht alle auf einem Haufen sehen!“
Außerdem treibt unseren Bachelor die Angst um, vielleicht die falsche Entscheidung zu treffen. Ziemlich viel Mimimi also in Folge neun. Aber auch Anna zeigt sich mit der Gesamtsituation unzufrieden: „So ein Date zu dritt ist schön, aber es bringt halt auch nicht weiter.“ Nein, außer ein paar gefüllte Sendeminuten und die Chance auf einen veritablen Kater bringt so ein Gruppendate tatsächlich nichts und so bleibt Dominik nur die Erkenntnis: „Wir haben uns das schöngetrunken, würde ich sagen, aber es war alles andere als geil, glaub mir.“
Doch kurz darauf hat unser Bachelor bei den „Dream Dates“ Gelegenheit zu prüfen, ob er mit den Damen nicht nur reiten und saufen, sondern auch gut die Nacht zu zweit verbringen kann. Doch so unterschiedlich die Frauen sind, so ähnlich sind sich doch die Programmpunkte. Man knabbert erst am Gebäck, danach an sich, es folgt ein gemeinsames Wannenbad, dem sich dann die Pflichtübernachtung anschließt. Und irgendwo ist immer ein Flug mit Heißluftballon, Heli oder Kleinflugzeug unter den Tagesordnungspunkten.
Dominik Stuckmann: „Ich glaub, die kann ausrasten“ Inhaltlich ist das für den Zuschauer weniger spannend als für unseren Bachelor, aber Streichholzziehen wäre wahrscheinlich noch langweiliger. Nele ist immer noch ein bisschen schüchtern, bei Anna „bröckelt die Fassade“ und Jana-Maria ist „voll verliebt; richtig; ganz schlimm; beängstigend schlimm verliebt“. Klingt doch alles ganz gut für unseren Bachelor, doch am Ende findet er bei Jana-Marias Streitkultur doch noch einen kleinen Haken: „Ich glaub, die kann ausrasten. Weil sie so viel Temperament hat.“
Unter derartigen Voraussetzungen muss sich Dominik nun in der vorletzten Nacht der Rosen zwischen den drei Damen entscheiden, tut sich dabei aber schwer – und nicht nur dabei: „Nach was entscheidest du? Ob’s mein Bauchgefühl ist, das Gefühl, was ich im Kopf habe oder ob ich auf mein Herz höre – alles sagt was anderes.“ Weil ihm das „so richtig krass Angst macht“, greift unser Bachelor bei seiner Entscheidung rigoros bei sich selbst durch: „Heute entscheide ich nicht nach dem Bauch. Denn wenn ich nach dem Bauch entscheiden würde, würde die Entscheidung anders ausfallen.“
Okay, der Bauch ist also raus, bleiben noch sein Kopfgefühl und die Herzgeräusche. Doch kurz vor der finalen Bekanntgabe sortiert unser Bachelor noch mal kräftig aus: „Die Entscheidung muss getroffen werden und deshalb hab ich wirklich meinen Kopf und mein Bauchgefühl komplett ausgeschaltet und mich nur auf mein Herz konzentriert.“ Ist notiert, aber halten wir uns jetzt nicht mehr länger mit dieser merkwürdigen Herz-Kopf-Bauch-Geschichte auf: Im Ergebnis ist es Nele, die er in Folge neun wieder für den Dating-Markt freigibt, worüber die sich aber nicht so recht freuen mag: „Ich bin ehrlich gesagt geschockt.“
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Die "Cringe-Dates" beim "Bachelor" 2022: Von der Grabrede bis zu Ohrfeige ist alles dabei Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel