Hannover/Hamburg (dpa) – Der Hamburger Ermittler Thorsten Falke steht schon in der ersten Szene des neuen norddeutschen „Tatort“-Krimis „Tyrannenmord“ im Fadenkreuz.
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Doch der Bundespolizist (Wotan Wilke Möhring) ist in dem ARD-Sonntagskrimi (20.15 Uhr) nicht etwa Ziel eines Angriffs. Vielmehr soll er mit seiner Kollegin Julia Grosz (Julia Weisz) gewährleisten, dass sich ein südamerikanischer Diktator bei seinem geplanten Staatsbesuch sicher auf Niedersachsens Straßen bewegen kann. Bevor es jedoch so weit kommt, wird Falke ohne Grosz zu einem Elite-Internat aufs Land beordert. Denn dort ist der Schüler Juan verschwunden – und der ist nicht wie zunächst angenommen der Sohn des Botschafters, sondern der des erwarteten Despoten.
Falke soll deshalb diskret ermitteln, ob der Junge „nur betrunken in einer Kneipe“ liegt oder entführt wurde. Rund ums Internat erwartet Falke schließlich eine ganz eigene, ihm weitgehend unbekannte Welt. Die tickt so ganz anders als sein Kiez auf der Reeperbahn. Doch ob autoritäre Eltern, ungewohnt antiautoritäre Lehrer, rebellische Kinder, eine auf Stillschweigen und gute Außenwirkung bedachte Schulleiterin oder ein Personenschützer (José Barros) mit Blackout und eigenen Hintergedanken – Falke hat trotzdem einen Blick für Ungereimtheiten.
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Es gibt viele Spuren
Und davon gibt es rund um das Internat ziemlich viele. Entsprechend viele Spuren verfolgt Falke. Hat das Regime selbst die Finger im Spiel? Ist es ein Schachzug der politischen Gegner? Oder doch nur ein missglückter Jungenstreich? Sind Freunde in die Sache verwickelt? Mehr als einmal scheint die Lösung quasi auf der Hand zu liegen.
An seiner Seite ermittelt Dorfpolizist Felix Wacker (Arash Marandi), der Falke hier und da trotz erster Vorurteile und so einiger gut getroffener Fettnäpfchen auch mit Lichtblicken überrascht.
„Tyrannenmord“ ist ein „Tatort“, bei dem Falke-Fans ordentlich auf ihre Kosten kommen. Rau- wie breitbeinig, schlecht gelaunt, genervt, rebellisch und skeptisch ermittelt der Krimi-Held bis zur Aufklärung seines zunächst undurchschaubaren Falls.
Der norddeutsche „Tatort“ schneidet zudem gesellschaftliche und politische Themen an: wirtschaftliche Abhängigkeiten von einem diktatorisch geführten Land ohne Meinungsfreiheit. Gefälligkeiten. Gute Bildung nur für Menschen mit viel Geld. Machtmissbrauch gegenüber Schutzbefohlenen. Die Kritik daran wird dabei platziert, ohne den Vorschlaghammer zu schwingen. Warum der „Tatort“ allerdings den Titel „Tyrannenmord“ trägt, erschließt sich nicht so recht.
Angenehm ist, dass Falke diesmal nicht persönlich in den Fall verstrickt ist. Das ist schlicht klassische Tatort-Arbeit an einem Fall, der nichts mit seinem Alltag oder sozialen Umfeld zu tun hat. Schön auch, wenn Falke sich aufs Klapprad schwingt, um einer Verdächtigen zu folgen. Das hat durchaus eine gewisse Komik. Und: Natürlich fehlt auch das große Glas Vollmilch nicht.
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