Harald Glööckler stylt Sebastian Pufpaff um

Es ist immer schade, wenn gute Ideen zerredet werden. Schlimmer ist nur, wenn schlechte Ideen nicht zerredet werden. Wie zum Beispiel am Mittwochabend, als jemand die Idee hatte, Sebastian Pufpaff von Harald Glööckler umstylen zu lassen. Kann man machen – nur lustig ist es eben nicht.

Eine KritikvonChristian Vock

Diese Kritik stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

Einen Vorwurf kann man Sebastian Pufpaff nicht machen: Dass er seine besten Sprüche gleich am Anfang verpulvert. Nein, am Mittwochabend beginnt der „TV total“-Moderator die jüngste Ausgabe seiner Show ziemlich niedrigschwellig. Mit einem Tankwitz steigt Pufpaff ein, denn tanken muss ja irgendwie jeder und dementsprechend weiß auch jeder, dass es gerade ein bisschen teurer ist als sonst.

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Also fragt Pufpaff ins Publikum, wo man momentan beim Diesel-Preis stehe und versucht es dann mit einem kleinen Spaß: „Ich stand neulich bei 2,49 Euro und da hab ich gesagt: Nee komm, ich nehm den Wodka und schütt den in den Tank.“

Gut, haben wir verstanden, tanken ist teuer, Wodka, Russland, alles klar – nur lustig ist es halt nicht. Aber wie gesagt, Pufpaff ist niemand, der sein Pulver gleich am Anfang verschießt.

Das Dumme ist nur: An diesem Mittwochabend macht er das am Anfang nicht, am Ende nicht und zwischendrin auch nur ein bisschen. Denn der nächste Gag ist gar nicht von ihm, sondern lediglich der Einspieler eines Interviews mit Christian Streich, Trainer des SC Freiburg.

Wer schon mal ein Interview mit Streich gesehen hat, der kennt die Nonsens-Fragen der Spielfeldrand-Reporter und der weiß auch, dass Streich auf solche Fragen gerne einmal einfach mit maximaler Kürze antwortet – und so macht er es eben auch hier.

Pufpaff über Silbereisen: „Da ist nichts ernst. Nichts“

Weiter geht’s mit der neuen Sendung von Harald Glööckler, die der Designer merkwürdigerweise währenddessen selbst kommentiert und Pufpaff findet das sogar so merkwürdig, dass er es nachmacht und Aussagen Glööcklers passend zu seinen Gags dazu schneidet.

Ja, ist genauso witzig wie es klingt. Aber es geht auch anders und so schlägt die Humor-Anzeige zum ersten Mal aus, als Pufpaff das etwas unglaubwürdige Treiben der Jury von „Deutschland sucht den Superstar“ ins Visier nimmt.

Die Jury besteht aus Ilse de Lange, Toby Gad und Florian Silbereisen und in der Szene, die Pufpaff für „TV total“ ausgesucht hat, liegen sich die drei in den Armen, während Silbereisen in eine etwas zu übertriebene Pathos-Haltung verfällt – was natürlich gefundenes Fressen für Pufpaff ist: „Ich hatte Tränen in den Augen. Ach nee, war Kotze“, beginnt Pufpaff erst ein wenig derb, besinnt sich dann aber: „Mann ey! Der benutzt jedesmal irgendeinen ‚Traumschiff‘-Dialog. Ich weiß nicht, ob das auffällt. Da ist nichts ernst. Nichts.“

Das ist deshalb witziger als Pufpaffs sonstige Kalauer, weil es hier endlich einmal ein Ziel gibt, etwas, das Pufpaff inhaltlich kritisiert und sich nicht nur darüber lustig macht.

Das gibt seinen Gags gleich eine ganz andere Qualität und genau deshalb funktioniert das auch bei Pufpaffs nächstem Gegner: „Germany’s next Topmodel“. Genauer gesagt ist es erst einmal nicht die Show an sich, sondern nur Pufpaffs „Lieblingskandidatin“ Sophie.

Harald Glööckler darf machen, was er will

Das ist deshalb bemerkenswert, weil das Schlimme an „Germany’s next Topmodel“ in der Regel nicht die Kandidatinnen sind, sondern die Show selbst. Die Kandidatinnen sind hier nicht Täter, sondern Opfer. Doch in diesem Fall geht Pufpaffs Kritik in Ordnung, denn Kandidatin Sophie repräsentiert mit den Nonsens-Aussagen, die Pufpaff zusammenschneiden ließ, genau den hohlen Geist, für den GNTM immer noch steht.

Oder wie es Pufpaff selbst formuliert: „Bei Sophie hab ich manchmal das Gefühl, manchmal sagt sie ihrem Mund: ‚Fang schon mal an zu reden, das Gehirn kommt schon nach!‘ Aber dann kommt das Gehirn nicht nach.“

In der Tat plappert sich das Nachwuchs-Model in der Umstyling-Folge um Kopf und Kragen und wagt schließlich eine überraschende These: „Wir denken immer, wir wissen alles, wir Models.“ Pufpaffs Reaktion: „Wir denken immer, wir wissen alles, wir Models? Das ist so krass.

An diesem Satz ist alles, aber auch wirklich alles falsch. Denken, wissen, Models – und sogar das Wort ‚wir‘“, spottet Pufpaff, ehe er dann doch noch persönlich wird: „Ich kann dich beruhigen, Sophie: Niemand denkt, dass ihr alles wisst, aber es denkt auch keiner, dass du ein Model bist.“

Bis auf diesen Satz ist die GNTM-Episode am Mittwochabend tatsächlich der lustigste Moment – leitet aber leider auch den unlustigsten Moment ein. Denn Pufpaff braucht die Umstyling-Folge, um das eigene Umstyling einzuleiten, das er für diesen Abend geplant hat.

Dafür kommt – und so schließt sich der Kreis – Harald Glööckler ins „TV total“-Studio, um Pufpaff einen neuen Look zu verpassen. Das Team habe gesagt, er könne machen was er wolle – und das macht Glööckler dann auch.

Umstyling bei „TV total“: witzig ist anders

Der Designer greift zum Langhaarschneider und geht damit einigermaßen wild über Pufpaffs Haupt. Dazu noch ein bisschen Farbe aufs Haar und ins Gesicht, Glitzerjacke an und fertig ist Pufpaffs Umstyling. Nun kann jeder selbst entscheiden, wie lustig er das findet, aber sich im Fernsehen ein paar Haare abzuschneiden und eine Jacke anzuziehen, gehört sicher nicht in die Geschichtsbücher der Fernsehunterhaltung. Zumal Pufpaff selbst ganz zufrieden ist mit seinem neuen Look: „Find ich ganz geil, das bleibt.“

Das einzig Gute an dieser Einlage ist, dass dann auch schon Schluss ist mit der Folge. Denn auch was Pufpaff in den Minuten vor dem Umstyling noch so bringt, läuft ebenfalls weit unter dem Niveau, das Pufpaff eigentlich zu leisten imstande ist.

Ein paar Witze über das fehlende Allgemeinwissen von Trash-TV-Teilnehmern, über den Zustand der Bundeswehr und über die Tatsache, dass Manni Ludolf „Pamiermehl“ statt Paniermehl sagt.

Lustig? Nein. Harmlos? Auf jeden Fall. Zumindest im Vergleich zu dem Spaß, den Sebastian Pufpaff über die Aktion von Marina Ovsyannikova macht, die im russischen Fernsehen ein Plakat gegen Putins Krieg in der Ukraine hochhielt.

Pufpaff lobt die Aktion, will sie aber gleichzeitig auch für einen Gag nutzen, als er im Studio die Szene nachstellt – nur dass auf dem Schild keine Kreml-Kritik steht, sondern „RTL ist super!“ Man ahnt zwar, dass Pufpaff hier Spaß, Hochachtung vor dem Protest mit einem Loblieb auf die Demokratie und einem Spendenaufruf für die Ukraine verbinden wollte – nur klappt es eben nicht. Kann mal passieren – wenn dann wenigstens der Rest des Abends lustig gewesen wäre.

Pufpaff teilt gegen "Miss Germany" und "Bild" aus, landet aber nur einen Treffer

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