Hohe Inflation, große Wirkungen

Dieseit Jahrzehnten höchste Inflation und die Ukraine-Russland-Krise schlagen sichauf die Anlegerstimmung nieder. Einen Situations­bericht und einen Ausblickgibt Roland Rupprechter, MBA.

„Die Ukraine-Russland-Krisebelastete zuletzt die Anlegerstimmung. Für Gegenwind sorgt seit Jahresbeginnaber auch die hartnäckig hohe Inflation. Die Teuerungsrate in den USA hat imvergangenen Monat unerwartet stark angezogen. Waren und Dienstleistungen verteuertensich gegenüber dem Vorjahr um 7,5 Prozent. Das ist die höchste Inflationsrateseit 40 Jahren. Auch die Kernrate, bei der Energie- und Lebensmittelpreiseherausgerechnet werden, legte stärker als erwartet zu. Die Jahresrate kletterteauf 6,0 Prozent.“

So Roland Rupprechter,MBA, Geschäftsführer der R&B ­Research und Vermögens­managementGesellschaft, im Gespräch mit den VN. Und der Experte weiter: „Die Inflationwurde durch die rasant gestiegenen Energiepreise angefacht. Und auch die durchdie Corona-Krise ausgelösten Materialengpässe und Zweitrundeneffekte sorgtenfür höhere Verbraucherpreise.“

TeureGebrauchtwagen

Besonders starkePreissteigerungen gab es erneut bei Gebrauchtwagen.

Dazu kommt, dass dieMieten, der wichtigste Posten im Warenkorb, im Vormonatsvergleich den bisherstärksten Anstieg im aktuellen Zyklus aufwiesen. Für eine Verstärkung derInflation sorgte auch die anziehende Lohn-Preis-Spirale.

Die gestiegenenStellenwechsel, die meist mit höheren Lohnforderungen einhergehen, machen derzeitrund ein Fünftel des Preisanstiegs aus. „Die Inflationsrate lag damit noch deutlicher über dem Ziel derUS-Notenbank Fed von zwei Prozent. Die Fed hatte bereits zuvor für den Märzeine erste Leitzinserhöhung in der Pandemie signalisiert. Wir gehen davon aus,dass die US-Notenbank in diesem Jahr fünf Zinsschritte vornimmt. Auch wenn wirjetzt ein schnelleres Tempo erwarten als noch vor ein bis zwei Monaten, sodenken wir immer noch, dass am Ende des Zyklus der Fed-Zins nicht höher alszwei Prozent sein wird. Außerdem dürfte die Fed in der zweiten Jahreshälfte mitdem Abbau ihrer Bilanzsumme beginnen, indem sie fällig werdende Anleihen nichtrein­vestiert“, stellt Rupprechter dazu klar.

DieAktienmärkte

Welche Auswirkungenhaben nun die Zinserhöhungen auf die Aktienmärkte? Dazu Rupprechter: „Dieangekündigten Leitzinserhöhungen der Fed sorgten für differenzierteKursbewegungen. Die zinssensitiven technologielastigen Indizes mussten Federnlassen. Der Bankensektor hingegen liegt im Plus. Man sollte den Fokus auf dieGeldpolitik aber nicht übertreiben. Das konjunkturelle Umfeld bleibt positiv.

Die Weltwirtschaftwächst weiter dynamisch und durchläuft gerade einen Hochdruckzyklus. In den USAdürfte das Bruttoinlandsprodukt 2022 um 3,7 Prozent zulegen, im Euroraum sogarum 4,1 Prozent. Damit sollten beide Wirtschaftsräume erneut über ihrerPotenzialrate wachsen. Die gute Wirtschaftsdynamik wird von starkenUnternehmensbilanzen in der aktuellen Berichtssaison untermauert: Sowohl Airbusals auch Commerzbank vermochten die Anleger zu überzeugen, der SchweizerNestle-Konzern erwirtschaftete das größte Wachstum in zehn Jahren und in denUSA berichtete der Chiphersteller Nvidia über ein Rekordjahr 2021.Geschäfts­berichte sind immer noch ein wesentlicher Treiber für dieKursentwicklung, sodass gute Ergebnisse die schwierige Lage des Gesamtmarktestendenziell auffangen können. Unser Ausblick für Aktien bleibt konstruktiv.“

Die Ereignisse in derUkraine werden die Märkte kurzfristig belasten. Die Volatilität wird deutlichansteigen. Hieraus können sich sehr gute Einstiegschancen ergeben.

Rupprechter favorisiertin diesem Umfeld Qualitätsaktien. Das sind substanzstarke Unternehmen mitsoliden Gewinnen.

Gute Chancen gibt erauch Unternehmen mit Geschäftsmodellen, die von der nachhaltigen Transformationprofitieren. Dieser Megatrend steht erst am Anfang und weistüberdurchschnittliche Gewinnpotenziale auf.

SteigendeRenditen„An den Kapitalmärktengehen wir von einer Fortsetzung des Trends anziehender Renditen bei sicherenAnleihen aus. Wir erwarten bis Ende 2022 bei zehnjährigen österreichischenBundesanleihen Renditen von 0,5 Prozent, bei laufzeitgleichen US-TreasuriesRenditen von 2,2 Prozent. Mit sicheren Anleihen lassen sich damit keinepositiven Realrenditen erwirtschaften. Für Unternehmensanleihen spricht diehohe Kreditqualität. Belastend wirken die geldpolitischen Änderungen sowie dieabnehmende Liquidität. Wir favorisieren ausgesuchte kurzlaufendehochverzinsliche Papiere“, so Rupprechter abschließend.

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