Grün ist nicht gleich grün – eine gesunde Skepsis ist immer gut

Der Markt für grüneGeldanlage boomt. Mit zwölf Milliarden Euro haben Österreicherinnen undÖsterreicher 2020 so viel Vermögen wie noch nie in nachhaltige Finanzprodukteinvestiert. Gleichzeitig explodiert das Angebot nachhaltig verwalteter Fonds.

Doch woran könnenPrivatanleger erkennen, ob ein grünes Finanzprodukt auch hält, was esverspricht?

Mit seinemGeld die Welt verändern, klingt gut. Eine aktuelle Studie des britischenThinktanks Influencemap belegt allerdings, dass mehr als die Hälfte der Produkte,die einen Klima-Impact versprechen, nicht die Vorgaben des PariserKlimaschutzabkommens erfüllen. Gibt es keine rechtlichen Rahmenbedingungen, diesogenanntes Greenwashing verhindern?

„Konsumentenschützerbeklagen zu Recht, dass es Laien schwer gemacht wird zu beurteilen, wastatsächlich ‚grün‘ ist oder nur so tut. Selbstkreierte Labels, vageFormulierungen, das Herausstreichen positiver und das Verschweigen negativerEffekte verleihen manchen Produkten nur den Anschein von ‚nachhaltig‘.Tatsächlich haben nachhaltige Geldanlagen zwar eine relativ lange Geschichte,verbindliche Kriterien entstehen aber gerade erst. So schreibt dieEU-Offenlegungsverordnung erst seit vergangenen März verpflichtende Kategorienfür nachhaltige Veranlagungsprodukte vor, die Produkte mit geringemNachhaltigkeitsanspruch von solchen unterscheidet, die Umwelt- oderSozialkriterien berücksichtigen oder gar konkrete positive Wirkungen entfalten.Die mit Anfang des Jahres in Kraft getretenen Taxonomie-Verordnung definiertnun erstmals europaweit einheitlich, welche wirtschaftlichen Tätigkeiten alsnachhaltig einzustufen sind.“

Nun möchteaber die EU-Kommission in der Taxonomie-Verordnung Atomkraft unter bestimmtenBedingungen als klimafreundlich einstufen. Gibt es keinen Einspruch gegendiesen Vorschlag, tritt die Regelung Anfang nächsten Jahres in Kraft. Müssensich Anleger damit abfinden?

„Tatsächlichbedeutet diese Entscheidung, dass Anleger noch genauer als bisher Ausrichtungund Zusammensetzung von grünen Investmentfonds unter die Lupe nehmen müssen.Hilfreich bleiben auch jetzt anerkannte Gütesiegel wie das FNG-Siegel desForums für Nachhaltige Geldanlagen oder das Österreichische Umweltzeichen. Feststeht mittlerweile, dass Fonds, die das österreichische Umweltzeichen tragen wollen,Atomkraft auch in Zukunft ausschließen müssen. Darüber hinaus haben renommierteFondsgesellschaften wie die Erste Asset Management bereits bekanntgegeben,unabhängig von der EU-Entscheidung weiterhin Atomkraft in ihren zertifiziertenNachhaltigkeitsfonds auszuschließen.

Wie soll mannun konkret vorgehen, wenn man in grüne Geldanlagen investieren möchte?

„Die Vorarlberger Sparkassen empfehlen hier eine genauere Prüfung: Werden bei der Produktempfehlung nur allgemeine Begriffe wie „ethisch“ oder „Klima“ verwendet? Trägt der Fonds ausschließlich eigene Gütesiegel? Fehlen konkrete Ausschlusskriterien und Nachhaltigkeitsstrategien? Wird der CO2-Fußabdruck nur geschätzt, anstatt exakt berechnet zu werden? In diesen Fällen schützen gesunde Skepsis und seriöse Anbieter, denen man vertrauen kann.“

Mag.Christoph Flatz, VorarlbergerSparkassen

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