Karneval und Fasching: Interessante Fakten zur närrischen Zeit
Start der "Fünften Jahreszeit"
Farbenfrohe Kostüme, bunte Konfetti in der Luft und aufwendig gestaltete Umzüge: Am Donnerstag (24. Februar) beginnt mit der Weiberfastnacht die Zeit des Straßenkarnevals. Von vielen wird sie auch als die „Fünfte Jahreszeit“ bezeichnet. Rund um die närrische Zeit ranken sich allerlei Traditionen, Begriffe und Brauchtümer. Ein Überblick.
Das Wort Fastnacht ist bereits seit dem 12. Jahrhundert bekannt. Es bezeichnet ursprünglich die „Nacht vor dem Fasten“, also den Vorabend vor der 40 Tage andauernden christlichen Fastenzeit, die an Ostern ihr Ende findet. Der Abend soll noch einmal genutzt werden, um zu schlemmen und zu feiern. Die Fastnacht wurde später zu einem Zeitraum ausgeweitet. Das Wort Fasching ist im 13. Jahrhundert durch die Bezeichnung „vaschanc“ für „Fastenschank“ entstanden. Karneval ist auf das italienische „carnevale“ zurückzuführen (zu Deutsch: Fleisch entziehen).
Ursprünglicher Beginn der Fastnacht ist der Dreikönigstag, der 6. Januar. Der Karneval hingegen beginnt seit dem 19. Jahrhundert schon am 11. November um 11.11 Uhr. An Weiberfastnacht beginnen die meisten Festivitäten und Straßenumzüge der sogenannten „Fünften Jahreszeit“. Ende der närrischen Zeit ist der Aschermittwoch.
Ein zweiter Ursprung des bunten Treibens liegt in der Zeit der Germanen. Sie feierten im Frühling ein wildes Fest, um die bösen Wintergeister zu vertreiben und die kalte Jahreszeit zu beenden. Dafür setzten sie sich gruselige Masken auf und machten mit ihren Trommeln und Rasseln einen ohrenbetäubenden Lärm. Die Masken von damals sind die Kostüme von heute.
Unter welchem Namen die närrische Zeit gefeiert wird, hängt von der Geografie ab. Im Rheinland wird sich zu Karneval kostümiert, in Mainz und Umgebung trifft man sich zur Fastnacht, im schwäbischen Raum wird Fasnet gefeiert und in der bayerisch-österreichischen Region kommen Kostümliebhaber an Fasching auf ihre Kosten.
Auch ein beliebtes Gebäck zur närrischen Zeit trägt unterschiedliche Bezeichnungen: Im Westen Deutschlands werden die meist mit Konfitüre gefüllten Leckereien aus Hefeteig Berliner genannt, im Süden sind es die Krapfen, in der Mitte des Landes Kräppel und im Osten die Pfannkuchen.
Rund um die Karnevalszeit haben sich zahlreiche Traditionen entwickelt. Zur Weiberfastnacht, dem Donnerstag vor Rosenmontag, ziehen beispielsweise kostümierte Frauen umher und schneiden den Männern die Krawatten ab. Damit wollen sie ein Zeichen gegen die männliche Übermacht setzen. Ein Damenkomitee aus dem Rheinland soll den Brauch während der Weiberfastnacht 1824 eingeführt haben.
Auch am Ende der bunten Zeit hat sich eine Tradition festgesetzt: Am Aschermittwoch, dem Mittwoch vor dem sechsten Sonntag vor Ostern und Beginn der Fastenzeit, wurden Büßer in der Kirche mit Asche bestreut. Die Asche ist ein Symbol der Reue und Reinigung der Seele. Die Tradition hält sich mancherorts bis heute.
Der Straßenkarneval findet am Rosenmontag (dieses Jahr am 28. Februar) seinen Höhepunkt. In den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz finden dann üblicherweise große Umzüge statt. In Köln wird seit 1823 auf den Straßen gefeiert. 2022 sieht das Ganze etwas anders aus: Weil Tanzveranstaltungen und Partys aufgrund der Corona-Pandemie weiter verboten sind, haben viele Veranstalter die großen Umzüge und Feiern verschoben.
In der Karnevalshochburg Köln dürfen die Kneipen Karnevalspartys unter 2G-plus-Auflagen veranstalten. Der Rosenmontagszug findet statt auf der Straße im RheinEnergie-Stadion statt.
In Düsseldorf gibt es den Umzug seit 1825, dieses Jahr wurde er von den Veranstaltern verschoben: Am Sonntag, dem 29. Mai zieht der „Zoch“ durch die Innenstadt. Der Zug ist vor allem für seine bissigen Motivwagen berühmt, die die aktuelle politische und gesellschaftliche Lage aufs Korn nehmen und durch die TV-Liveübertragung in ganz Deutschland bekannt sind.
Der Mainzer Rosenmontagszug fand erstmals 1838 statt und beginnt traditionell um 11:11 Uhr. 2022 entfallen auch hier alle Außenveranstaltungen.
Und wie feiert man im Süden? Der Höhepunkt des Münchener Faschings ist normalerweise der Faschingsdienstag (dieses Jahr am 1. März), an dem die Marktweiber in traditionellen Kostümen auf dem Viktualienmarkt tanzen. Doch auch hier fallen 2022 alle Veranstaltungen der Omikron-Welle zum Opfer.
Bei den zahlreichen Umzügen im Rheinland schallen normalerweise „Helau“- und „Alaaf“-Rufe von den Wagen und aus der Zuschauerschar. Zwischen Aachen und dem Bergischen Land über Köln bis Koblenz wird als Narrenruf „(Kölle) Alaaf“ benutzt. „Helau“ herrscht hingegen im Gebiet rund um Düsseldorf und Mainz vor.
Beide Wortursprünge sind nicht eindeutig zu erklären. „Alaaf“ könnte auf den Begriff „all-ab“ (mundartlich „all-af“) zurückzuführen sein, was so viel bedeutet wie „über alles“ oder „alles andere weg“. Im dreifachen Ruf „Kölle alaaf“ bedeutet er deshalb so viel wie „Köln über alles“ oder „Alles lobe Köln“. Die sprachlichen Wurzeln von „Helau“ könnten in „Hellblau“ und „Hallo“ liegen. Aber auch „Halleluja“ und „Hölle auf“ könnten dahinterstecken.
Während es also „Helau“ und „Alaaf“ schallt, fliegen dazu noch jede Menge „Kamelle“. Gemeint sind damit eigentlich „Karamelle“, also die Süßigkeiten, die die Zuschauerinnen und Zuschauer in Scharen auffangen. Im rheinischen Dialekt spricht man von Karmelle (Karamell-Bonbon). Schon im 19. Jahrhundert wurden bei den ersten Karnevalszügen Geschenke unters Volk gebracht. Längst werden nicht mehr nur Naschereien, sondern auch „Strüßjer“ (Blumensträuße) und Stoffpuppen geworfen.
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