Eine KolumnevonMarie von den Benken Diese Kolumne stellt die Sicht der Autorin dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.
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Davon kann die ebenfalls frauenquotensicher von den kalauernden Moderations-Ministerinnen Daniel Hartwich und Sonja Zietlow moderierte Literaturshow „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ nur träumen. Im Camp gibt es inzwischen weniger Frauen als im katholischen Männerschwimmbad Ostbevern. Geschlechtsneutralitäts-Alarm am Wokeback Mountain. Ein Halbfinale wie aus den Los Misogynie Wochos bei McMeToo. Das Semifinale wäre ein Leckerbissen für Charles Bukowski gewesen, der dem Gedanken an Feminismus beinahe noch weniger abgewinnen konnte als das RTL-Publikum: „Feminismus existiert nur, um hässliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren.“
Anouschka Renzi – Die Schattenfrau Der letzte Tag vor dem großen Finale besteht also aus fünf Männern und keiner Frau. Im Prinzip so, wie der durchschnittliche Vorstand in deutschen DAX-Unternehmen. Die Chefetage in Köln-Deutz ist davon offenbar derartig peinlich berührt, dass sie den Prä-Finaltag in eine Art Anouschka-Renzi-Hommage verwandeln. Die am Morgen aus dem Camp abberufene Renzi ist bekannt aus Dieter Wedels legendärem Fünfteiler „Der Schattenmann“, in dem mit Heinz Hoenig, Mario Adorf, Heiner Lauterbach, Claude-Oliver Rudolph, Marek Harloff und Günter Strack einige der größten Feministen unseres Landes an ihrer Seite das Kunsthandwerk der Schauspielerei erlernen dürfen. Angeleitet vom frauenfreundlichsten Regisseur, den die Öffentlich-Rechtlichen zu bieten haben: Dieter Wedel.
„Der Schattenmann“ ist eine erfundene Figur. Also bitte nicht verwechseln mit Gag-Maschine Peter Althof. Der ist bekannt als „Der Schnattermann“. Renzi jedenfalls, die Frau die schneller pöbelt als ihr Schatten, hatte sich am Vortag nach der komplett verweigerten Dschungelprüfung in eine Ekstase empört, die man sonst nur von Andre Mangold im „Sommerhaus der Stars“ kennt. Es fielen Sätze wie: „Das machen wir nicht! Wir sind nicht der letzte Dreck!“ oder „Wenn ich das mache, dann sähe ich dreckig, erniedrigt und dumm aus“. Tja. Herzlich willkommen im Dschungelcamp, liebe Frau Renzi.
Renzi nach ihrem Aus: "Ich war massiv angewidert und geschockt" Wobei ihre Demission durchaus kontrovers aufgenommen wurde. Denn eigentlich hatte Mitprüfling Harald den Verweigerungsstein erst ins Rollen gebracht, nachdem er in schönster Fake-News-Manier mal eben den Vegetarismus neu definiert hatte. In der Lex Glööckler ist ein Vegetarier nämlich jemand, der kein Fleisch isst (außer Antilopenpenis), aber dafür sehr viel Fisch und Meeresfrüchte. Denn wie jeder weiß, sind Garnelen, Lachs und Hummer keine Lebewesen. Um seine hochsensible Tierschützerseele auch beruflich zum Ausdruck zu bringen, ist auch etwa jedes zweite Stück seiner Fashion-Kollektion in seinem pompöösen Onlineshop aus Leder.
Das Glööckler-Imperium schlägt zurück Tiere essen ist also blöd, tote Tiere verkaufen ist aber okay. Dabei gibt es viele andere Dinge, die Harald Glööckler nie monetarisieren würde: „Ich verkaufe meine Würde nicht“. Klar. Darum sitzt er auch seit 15 Tagen in versifften Shorts an einem Lagerfeuer im Dschungel. Die brüske Weigerung, am drittletzten Tag in Feldbett-Quarantäne für ein vernünftiges Abendessen zu sorgen, kommt nicht bei allen isolationsgeplagten Überlebens-Showkämpfer gut an. Eric Stehfest etwa, das seit dem Jahr 1311 als edler Ritter arbeitende Model für Tattoos und die neue Brillenkollektion von Joko Winterscheidt, findet: „Das hätte er sich vorher überlegen müssen, denn das, was sie heute abgelehnt haben, ist ja genau das, was den Dschungel ausmacht“.
Das Verweigerungs-Szenario zeigt auch Nachwirkungen bei den beiden direkt beteiligten Anouschka und Harald. Das stets wie eine Allianz wirkende Bollwerk gegen Harmonie und Stil gerät überraschend aneinander, als Anouschka in einer ruhigen Minute die einnehmende Aura von Harald kritisiert: „Es macht mich total traurig, dass du immer sofort für mich antwortest und dich so in den Mittelpunkt stellst“. Da ist direkt Beleidigte-Leberwurst-Alarm bei Trotz-Weltmeister Harald. Vegetarische Leberwurst natürlich. Aus Heringssalat. Vollkommen fassungslos bekommt Harald sofort Zickeneinschuss: „Ich nehme dich die ganze Zeit vor allen in Schutz und du sagst mir, ich bin zu dominant, wie soll ich das denn verstehen?“ Gut, wenn es im Dschungelcamp darum gehen würde, dass sich alle immer verstehen sollen, wäre das Format 2004 bereits auf der Hälfte von Staffel 1 wieder eingestellt worden.
Eric Stehfest über seine Ehe: Das war eine Zerreißprobe Voller Entsetzen erinnert Vernunft-Allergiker Harald seine Ex-Verbündete Anouschka nachdrücklich daran, wer der erfolgreichere Prüfungsverweigerer ist: „Ich bin ein Mann, der ein Imperium geschaffen hat und ich kann mich nicht so sehr zurücknehmen, dass ich meinen Mund halte“. Shoppingkanal-König Glööckler zeigt eine Kritikfähigkeit, gegen die das gewinnende Wesen von Danni Büchner wie ein Stuhlkreis bei den anonymen Harmoniebedürftigen wirkt.
Anouschkaufwiedersehen – Antrag abgelehnt Zum Glück wird Anouschka kurz darauf aussortiert. Inspiriert von der Souveränität eines Harald Glööcklers erwartet sie dafür allerdings ein so genanntes Extrawürstchen und möchte als erster Drop-Out sofort gehen und nicht noch die Nacht im Camp verbringen: „Ich muss sofort raus. Ich gehe alle fünf Minuten scheißen, ich bleibe nicht hier!“ Eine umgehend herbeigeeilte Ärztin kann allerdings keinerlei Krankheitsbild bei Renzi feststellen. Die zeigt sich zickig: „Krank ist krank, ich kann nichts dafür“. Dennoch wird ihr Antrag auf vorzeitigen Ausstieg abgelehnt.
Während dann sie am nächsten Morgen endlich wirklich weg ist und sich während der gesamten Fahrt zum Basishotel retroperspektivisch über das „Schmierentheater“ von Linda Nobat erregt, wird Manuel Flickinger zum Teamchef für den letzten Tag vor dem Finale gekürt. Auch das stößt Alpha-Halbvegetarier Harald übel auf. Aus lauter Frust diktiert er dem wehrlosen Menschenfreund Eric Stehfest ungefragt sein Profiling-Ergebnis über Manuel mit: „Als er reinkam, war er noch ein Erdmännchen, jetzt ist er big und spielt eine tragende Rolle“.
Kahlschlag im Camp Filip und Peter albern derweil am Lagerfeuer rum. Peter freestyled vor sich hin, Filip erkennt im Bodyguard der A-Prominenz echtes Rap-Potenzial und ruft ihn zum MC Nürnberg aus. Demnächst also das Debutalbum von MC Nürnberg feat. Filip P-Low „Alte Gags, grauenvoll vorgetragen“, mit den Hits „Gag for Good“, „Fra-Fra-Frankenüberfall“ und „Kalauer, der Käfer wurde nicht gefragt“. Zum „Creek der Sterne“, der letzten Prüfung der Saison, treten dann alle fünf Halbfinalisten an. Ein perfektes Spiel für Filip. Alle sind fast nackt, sehr feucht und überall hüpfen pralle Bälle. Das Team holt alle fünf Sterne und feiert sich ausgiebig, als hätten sie gerade ein Mittel gegen Krebs gefunden. Die Freude währt allerdings nicht lange, denn kurz darauf ist Kahlschlag im Camp: Zwei der fünf Männer müssen gehen. Wow. Abschied im Duo. Zwei Männer in einer Nacht verschleißen, das kennt man sonst nur aus dem Schlafzimmer von Olivia Jones.
Am Ende gehen Peter Althof und Fischvegetarier Harald Glööckler. Im Finale stehen somit Manuel Flickinger (den ich vor zwei Wochen noch gar nicht kannte), Eric Stehfest (der sich mit seiner Ego-Solonummer eigentlich schon selbst exmatrikuliert hatte) und Filip Pavlović. Was für eine Heldenreise vor allem für Filip: Vom Qualifikanten in der Corona-Version „Ich bin kein Star – Sperrt mich in ein Tiny House auf einem Parkplatz in Köln-Hürth“ bis ins Finale in Südafrika. Wer aus dem Trio am Samstagabend das Zuschauer-Zepter überreicht bekommen wird, das lesen Sie genau an dieser Stelle dann morgen. Bis dann!
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