t-online hat offene Ohren für die wichtigsten Alben der Woche und gibt Ihnen Musiktipps. Diese Woche mit J.Lo, die über’s Heiraten singt, Korn und Jethro Tull.
Wenn Sie mal wieder richtig Lust auf neue Sounds haben, Ihnen aber die Zeit fehlt, sich durch die Veröffentlichungen der Woche zu hören, stimmt t-online Sie mit der Rubrik „Schon gehört?“ ein.
Jennifer Lopez – Marry Me O.S.T.
Jetzt wird es romantisch. Jennifer Lopez genießt den zweiten Frühling, den zweiten Anlauf mit Ben Affleck so richtig. Immer wieder gibt das Paar kleine Einblicke in seinen Alltag. Und jetzt das. Jennifer Lopez singt „Marry me“, also „Heirate mich“. Und das fällt gefühlvoller aus als das „Heirate mich“ von Rammstein.
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„Marry me, marry me, say yes“ souffliert J.Lo in dem gleichnamigen Song des gleichnamigen Soundtracks des gleichnamigen Film in dem sie sogar die Hauptrolle spielt. Anders als eine Braut, die sich nicht traut, fordert Lopez das Jawort gerade zu ein. Und man kommt nicht umhin, einige Zeilen den Songs auf ihr eigenes Leben zu beziehen.
„Baby, you’re my shelter, shelter from a broken paradise“. Ist das etwa ein Seitenhieb auf die zerbrochene Beziehung mit Alex Rodríguez? Möglich, aber natürlich nicht bestätigt. Egal, denn: Die Frau hat es scheinbar eilig. Sie will direkt nach Vegas fliegen, um dort schnell zu heiraten, das ganze ginge sogar „heute Nacht“, denn sie habe „keine Geduld“.
Ebenfalls interessant: Sie würde gerne ihren Nachnamen behalten. Ben Lopez. So so. Das würde doch auch super klingen, finden Sie nicht? Ein förmlicher Heiratsantrag ist dieser Song dennoch nicht. Es ist nur ein Lied, doch man wünscht sich, dass hier mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit drinsteckt.
Die anderen Tracks, die die 52-Jährige zu dem Album beisteuert, sprechen eine ähnliche Sprache. Es geht um die Liebe fürs Leben, ums Heiraten, ums Happy End. Stets unterlegt mit zeitgemäßen und tanzbaren R’n’B-Sounds. Der dazugehörige Film, der J.Lo im Brautkleid zeigen wird, kommt nächste Woche ins Kino.
Korn – Requiem
Korn laden zur Totenmesse. Dabei klingen sie so quietschfidel wie schon lange nicht mehr. Avancierten sie in den 90ern zu den Vorreitern der Nu-Metal-Welle und konnten Millionen von Alben verkaufen, war es ab „See You On the Other Side“ von 2005 durchwachsen. Man experimentierte mit anderen Sounds, Besetzungswechsel, auf einmal klang man wieder gezwungen hart und eine Dubstep-Platte haben sie auch veröffentlicht. Seit zwei, drei Alben hat die Band ihren Drive aber wieder.
ANZEIGEKorn – RequiemKorn – Requiem
Einigen Fans war der Vorgänger „The Nothing“ vielleicht zu sperrig, aber man hörte schon 2019 die Spielfreude der Band heraus. Was folgt also jetzt? Was schon vor dem ersten Hördurchgang auffällt, ist die extrem kurze Spielzeit von 33 Minuten bei gerade einmal neun Songs.
Hier liegt scheinbar die Würze in der Kürze. Melodisch, hart, verspielt, abwechslungsreich – so lässt sich das mittlerweile 14. Werk der Amerikaner ebenfalls kurz und knackig zusammenfassen. „Let the Dark Do the Rest“ ist ein Kracher, „Disconnect“ und „Penance to Sorrow“ überzeugen durch Melodie. Der Abschluss „Worst Is On It’s Way“ erinnert in seinem Mittelteil sehr an den ikonischen Mittelteil von „Freak On A Leash“. Ein schöner Throwback für ein erstaunlich modernes Album.
Jethro Tull – The Zealot Gene
Und das hier ist auch ein Throwback der besonderen Art. In den 70er und 80er Jahren prägten die Briten Jethro Tull den Sound des Progressive Rocks. Besonders der Einsatz der Flöte machte diese Band einzigartig und setzte sie von Kollegen wie (den alten) Genesis, ELP oder Yes ab. 2003 erschien ein Weihnachtsalbum. Seitdem war, was Jethro Tull anging, Funkstille. Weniger Rock’n’Roll als Karriereabschluss wäre nicht möglich gewesen als X-Mas-Klassiker aufzunehmen. 19 Jahre später machte sich Ian Anderson wieder an ein Band- statt Soloalbum. Und das überträgt den klassischen Sound der Band ins 21. Jahrhundert.
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Es geht bereits im Opener „Mrs Tibets“ direkt mit den ikonischen Flötenklängen los. Das muss man auch einfach mögen, sonst wird man mit dieser Gruppe nicht warm. Man hat das Gefühl, dass die Flöte sogar noch ein bisschen prominenter zum Einsatz kommt als früher. Folk-Idylle trifft teilweise echt knackige Rockriffs.
Ein ordentliches Spätwerk, welches sich nicht hinter den letzten Ergüssen von Wegbegleitern wie Deep Purple, Marillion oder Yes verstecken muss. Es wäre ein deutlich würdigerer Abschluss als „The Jethro Tull Christmas Album“. Daran möchte man eigentlich auch nie wieder erinnert werden …
Leslie Clio – Brave New Woman
Irgendwie erinnern mich viele der Songs vom vierten Leslie-Clio-Album an zeitgemäß produzierte Versionen der britischen Indie-Pop-Hoffnungen, die um 2007 herum alle auftauchten. Namentlich Kate Nash, Lily Allen, Florence + the Machine oder Miariana and the Diamonds. Schöne Referenzen, die einem schon beim Opener „Girl with A Gun“ in den Kopf kommen könnten.
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„Brave New Woman“ besingt die moderne starke Frau in vielen Facetten. Die Unabhängigkeit vom Mann/Freund/Lover, das Selbstbewusstsein aber auch die Frage nach den eigenen Wünschen – das wird alles in smarten Popsongs thematisiert.
Besonders die flotteren Nummern wie „Good Trouble“ oder „Millionaire“ gehen gut rein. Das frankophile „Abcdef*uck Off“ ist ebenfalls ein kleines Highlight. Eine fröhliche Trennungshymne, dass man den Typen endlich los ist – man kann es ja auch mal aus der Warte sehen.
Saxon – Carpe Diem
Diese Band hat auch ein Pensum. Saxon veröffentlichen gefühlt alle zwei bis drei Jahre ein neues Album. Und das seit Jahrzehnten. 2021 gab es ein okayes Coveralbum mit dem Titel „Inspirations“. Mit „Carpe Diem“ veröffentlicht die 1977 gegründete Truppe nun das bereits 24. Studioalbum. Und das hat wieder deutlich mehr Inspiration als zuletzt.
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„Carpe Diem“ zeigt eigentlich genau das, was die Band seit den 80ern am besten kann: Riffgetriebener Heavy Metal, gute Leads und der eine oder andere eingängige Song. Klar, das war auf „Denim and Leather“ oder „Wheels of Steel“ noch knackiger und frischer, aber die Briten haben sich den Spaß am Musizieren behalten. Besonders die zweite Hälfte des Albums verdeutlicht dies mit „Remember the Fallen“, dem wuchtigen „Black is the Night“ (schönes Solo) oder dem Rausschmeißer „Living On the Limit“.
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Erwartet man eigentlich von solch einer Band, die zusammen mit Iron Maiden, Def Leppard und Motörhead wichtiger Bestandteil der „New Wave of British Heavy Metal“ war, Neuerungen im Sound? Wohl eher nicht. „Carpe Diem“ ist definitiv ein hochwertiges Album im Spätwerk. Die Tage im Proberaum hat man offensichtlich genutzt.
Alle Alben sind am 28. Januar oder 4. Februar 2022 in digitaler sowie physischer Form erschienen. Wir hören uns wieder!
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