"Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren", "Einer geht noch" oder "in vino veritas" ("Im Wein liegt die Wahrheit") sind Sprüche, die einige vielleicht schon einmal benutzt haben, um ihren Alkoholkonsum wie das tägliche Glas Wein am Abend kleinzureden. Mit Blick auf das eigene Trinkverhalten versucht sich die/der ein oder andere möglicherweise vorzugaukeln: Ist doch nicht so schlimm. Wirklich nicht? Doch! Forscher:innen haben jetzt herausgefunden, dass die weit verbreitete Annahme, moderates Trinken hätte einen positiven Effekt auf die Gesundheit, ein Irrglaube ist.
Zu viel Alkohol macht krank
Klar ist, dass ein hoher Alkoholkonsum krank macht. Alkohol ist ein Zellgift, das den Körper angreift und einen erheblichen Schaden verursachen kann. Organe wie Leber und Gehirn leiden besonders unter starkem Alkoholkonsum. Entzündungen im Magen-Darmtrakt sowie Krebserkrankungen können außerdem die Folge sein. Doch wie sieht es mit dem Herzen und geringen Mengen Alkohol aus? Es gibt durchaus Studien, die darauf hinweisen, dass geringere Mengen Rotwein auch einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben könnten. So soll eine kleine Menge Alkohol am Tag das Risiko für eine erneute Herzattacke, einen Schlaganfall oder Angina pectoris (Schmerzen in der Brust, Brustenge) senken. Das fanden einst Forscher:innen in London heraus.
Schon ein Gramm pro Tag So schädlich ist Alkohol wirklich
Mäßiger Alkoholkonsum wirkt sich nicht positiv auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus
Schützen geringe Mengen Alkohol tatsächlich vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Wissenschaftler:innen der Universität Greifswald kommen jetzt zu einem eindeutigen Ergebnis. "Bisherige Studien legten nahe, dass Menschen, die geringfügige bis moderate Mengen trinken, länger leben [als Menschen, die gar keinen Alkohol trinken]. Dies führte lange zur Schlussfolgerung, mäßiger Alkoholkonsum könne gesundheitsfördernde Effekte haben, insbesondere in Bezug auf das Herz-Kreislauf-System. Dies konnten wir nun klar widerlegen", so Professor und Studienleiter Ulrich John von der Universitätsmedizin Greifswald.
Für ihre Untersuchung lag dem Forscherteam eine Umfrage von rund 4000 Befragten aus den Jahren 1996/1997 zugrunde. Das Ergebnis: Es gab keinen Unterschied zwischen Menschen, die abstinent waren und jenen, die etwas Alkohol tranken. "Die Ergebnisse widersprechen damit der Empfehlung, aus gesundheitlichen Gründen Alkohol zu trinken."
Mythos beruht auf alten Studien
Warum sich der Mythos des gesunden und moderaten Alkoholkonsums nach wie vor hält, hängt vermutlich damit zusammen, dass es viel zitierte Studien aus der Vergangenheit gibt, die vermeintlich zeigten, dass sich moderater Alkoholkonsum positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt. Allerdings wurden die Ergebnisse 2017 konkretisiert, als eine neue Studie ergab, dass fälschlicherweise trockene Alkoholiker in die Kontrollgruppe der Nicht-Trinker sortiert wurden. Die Neubetrachtung der Daten machte deutlich, dass moderater Alkoholgenuss nicht vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt, sondern sogar den Blutdruck erhöht.
Verwendete Quellen: Statista, Forschung & Lehre, Studie "Alcohol abstinence and mortality in a general population sample of adults in Germany: A cohort study" (Plos Medicine, 2021), futurezone.de, vital.de
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